Savinama - Der Wächter: Fantasy-Roman (German Edition)
am Vigil geweckt hatten. Er hatte sich geirrt.
Savinama hob Ineana auf die Brüstung und küsste ihren Nacken. Seine Finger strichen durch ihr langes Haar und dann schaute er nach oben. Augenblicklich ließ er die Priesterin los. Ineana rutschte ab und landete vor ihm auf dem Boden.
„Aua, verdammt! Savin, das hat wehgetan.“ Sie schlug nach ihm und rieb sich den Hinterkopf, den sie sich an den Stangen gestoßen hatte. Der Magier beachtete sie gar nicht. Er starrte einfach irgendwo hin. Ineana stand langsam wieder auf, drehte sich herum und sah Arthol.
Der Kreisführer hielt die Hand vor den Mund und räusperte sich, ehe er diese wieder zusammengefaltet auf die Brüstung legte. Sie starrten zu ihm herüber wie zwei Jugendliche, die man bei einem schlimmen Streich erwischt hatte.
„Ich frage mich gerade, ob ich lachen oder weinen soll“, sagte er endlich, stieß sich von der Brüstung ab, legte die Hände hinter dem Rücken zusammen und kam über die rechte Seite auf sie zu. Beide blickten verlegen zu Boden. „Kommt mit! Wir sollten nicht riskieren jeden mitbekommen zu lassen, dass sich zwei Kreismitglieder wie Kinder aufführen.“ Er ging mit großen Schritten voran und völlig zerknirscht folgten Savinama und Ineana.
In seinem Arbeitszimmer nahm Arthol schweigend hinter seinem Schreibtisch Platz. Ineana bemerkte, dass er wohl Schmerzen im Bein haben musste, doch hielt sie es momentan für besser ihn nicht darauf anzusprechen. Eine Weile blickte Arthol von einem zum anderen.
„Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich davon halten soll. Einerseits finde ich es so kindisch, dass ich der Versuchung nachgeben möchte und lachen. Andererseits, Ineana, du hast einen Mann und drei Kinder.“ Das Wort drei betonte er besonders. Sie schaute ihn verlegen an und schüttelte kaum merklich den Kopf, um Arthol anzudeuten, dass Savinama nichts von seiner Tochter wusste.
„Savinama, eure Weibergesschichten sind weithin bekannt.“ Ineanas Augen verdunkelten sich augenblicklich und sie sah den Magier herausfordernd von der Seite an. In Savinamas Gesicht stieg eine leichte Röte und auf Ineanas Stirn bildeten sich Falten aus Ärger.
„Weibergeschichten?“, fragte Ineana mit zuckersüßer Stimme.
„Ist lange her“, war seine knappe Antwort.
„Nun“, meinte Arthol. „Wir brauchen nicht darüber zu sprechen, dass ihr einen eigenen Charme auf die weibliche Bevölkerung ausübt. Aber muss es ausgerechnet eine sein, die bereits liiert ist?“ Jetzt war die Röte im Gesicht des Magistrateros nicht mehr zu übersehen. „Ich will kein Unmensch sein und es liegt mir fern mich in eure privaten Dinge einzumischen. Doch sollte ich euch noch einmal hier irgendwo in einer solchen Situation erwischen, dann wird dies kein Geheimnis mehr bleiben. Haben wir uns verstanden?“ Beide riefen hastig „Ja“.
„Und jetzt macht, dass ihr raus kommt.“ Das ließen sich die beiden Magier nicht zweimal sagen und verließen das Arbeitszimmer.
„Weibergeschichten!“, fauchte Ineana, als sie die Tür noch nicht ganz hinter sich geschlossen hatten.
„Ineana, es gab eine Zeit vor dir.“ Sie stemmte die Hände in die Hüften und wollte wiedersprechen, schluckte es jedoch im letzten Moment hinunter.
„Gut, da hast du recht. Aber was deine jetzigen angehen ...“ Genervt hob er die Hände.
„Ich habe keine, zufrieden? Und bitte verzeih, ich habe noch Unterricht.“ Und als sie sich jetzt ansahen, sprachen ihre Augen Bände.
„Mineshka“, kam es wie aus einem Mund. Sie rannten die Stufen hinunter und nach draußen. Es war nicht zu glauben. Das Kind hockte noch immer im Schnee und schnatterte vor sich hin. Die Arme fest um die Schultern gedrückt, versuchte sie sich selbst warmzuhalten. Sie starrte Savinama an.
„Es ... es tut mir leid ...“ Sie konnte kaum sprechen, so schnell schlugen ihre Zähne aufeinander. Ineana nahm Mineshka schnell auf den Arm und Savinama zog seinen Mantel aus, den er den beiden über die Schulter legte.
„Mir tut es auch leid“, flüsterte er zu dem Kind. Mineshka kuschelte sich an die Brust ihrer Mutter und nickte. Sie steckte den Daumen in den Mund und der Magier umarmte beide. Ineana legte ihren Kopf an seine Schulter und ließ sich von ihm in die Hallen führen.
Bevorash zügelte sein Pferd. Mit eisigen Augen beobachtete er das schmerzhafte Bild und dachte an seine Familie. Wieso hatte Ineana nicht erzählt, dass er wieder da war? War alles Lüge gewesen und er hatte gar nichts vergessen?
Weitere Kostenlose Bücher