Savinama - Der Wächter: Fantasy-Roman (German Edition)
dem Unterholz trat, und ein warmes Lächeln umspielte ihre Lippen. Er stand auf dem Felsen, der Wind wehte den weißen Mantel des Kreises Liyiells zurück und die letzten Sonnenstrahlen brachen sich auf dem Wasser. Fast sah es aus, als wäre der Wächter zurückgekehrt. Sie stieg die Anhöhe hinauf und trat hinter ihn.
„Du wolltest mich sprechen?“ Es dauerte eine Weile, bis er reagierte.
„Ein wunderschöner Ort, nicht wahr? Und ein wenig seltsam, als sei die Zeit hier stehengeblieben.“ Er sprach ganz leise und sie horchte auf das Melancholische in seiner Stimme. Warum? Ahnte er etwas?
„Savin?“, fragte sie vorsichtig und als er sich herumdrehte, entdeckte sie etwas Trauriges in seinen Augen. „Was ist los?“ Eine Zeit lang suchte er nach Worten und versuchte ihr fest in die Augen zu sehen, doch schaffte er es nicht und blickte zu Boden.
„Ich habe mir Gedanken gemacht, Ineana, viele Gedanken. Die Sache mit Arthol war nicht gut. Es darf so nicht weitergehen.“ Sie machte einen Schritt zurück.
„Was willst du damit sagen?“
„Du hast eine Familie Ineana, du bist die Mutter dreier Kinder. Doch ich gehöre nicht dazu. Es ist nicht gut für dich.“ Die Priesterin hörte, was er sagte, und eine schlimme Befürchtung machte sich in ihr breit.
„Du ... du willst mich wieder allein lassen?“ Das Wort wieder irritierte ihn, er überging es aber.
„Es ist besser, wenn sich unsere Wege trennen. Ich werde nach Natriell zurückkehren.“ Ineana ballte die Hände. Es war, als würde ihr jemand ein Messer in die Brust treiben.
„Das ist nicht dein Ernst.“ Er sah sie an und blieb still. Ineana war fassungslos. Auch wenn sie es nicht wahrhaben wollte, aber seine Augen sahen nicht danach aus, als ob scherzen würde.
„War ich nur ein Spiel für dich? Etwas, was du eine Weile benutzen konntest und nun einfach wegwirfst?“ Savinama hob die Hände. Ihre Tränen, die nun unweigerlich kamen, schmerzten ihn. Genauso sehr wie ihre Worte. Aber diesmal musste er stark bleiben, verdammt! Mit aller Gewalt versuchte er seine eigenen Gefühle niederzukämpfen, um es nicht noch schwerer zu machen.
„Du warst kein Spiel.“
„Warum tust du das dann?“
„Welche Zukunft hätten wir denn? Wie lange meinst du, könnten wir es geheimhalten?“ Sie konnte sich nicht länger zurückhalten und warf sich in seine Arme. Er zögerte, doch er umarmte sie leidenschaftlich. „Du hast eine Familie.“ Wie zur Bestätigung bewegte sie den Kopf an seiner Brust, krallte die Hände in seinen Mantel und weinte nun hemmungslos. Sie hatte geahnt, dass dieser Tag kommen würde, lange genug hatte sie sich selbst belogen. So sehr sie diesen Mann auch liebte, sie konnte ihre Kinder nicht verlassen. Zudem war Bevorash immer ein guter Mann gewesen. Man würde sie verstoßen.
„Ich liebe dich“, flüsterte er in ihr Haar und Ineanas Gedanken flogen: Sagte er dies zum letzten Mal? Sanft strich er über ihre Lippen. „Stolze Frau.“ Sie wollte lächeln, aber es misslang.
„Wirst du zurückkehren?“
„Irgendwann.“
„Es war nicht unsere Zeit, Savin. Trotzdem bleibt die Erinnerung daran in meinem Herzen.“ Zärtlich umfasste er ein letztes Mal ihr Gesicht, wischte mit den Daumen die Spuren der Tränen fort.
„Erinnerungen nimmt uns niemand.“ Er suchte ihre weichen warmen Lippen, wollte sie noch einmal spüren und fand sie.
Bevorash wendete das Pferd so leise wie möglich. Er war seiner Frau gefolgt. Am Rande eines Felsens hatte er angehalten, konnte nicht hören, was sie sprachen, doch was er sah, reichte ihm. Sein Gesicht zeigte keine Spur einer Gefühlsregung, als er sich auf den Rückweg machte.
Arthol starrte Savinama an.
„Was willst du auf Natriell? Du bist nicht mal ein Jahr hier und die Schüler fangen gerade an sich an dich zu gewöhnen.“ Savinama neigte den Kopf. Er fühlte sich wie ein Verräter.
„Ich brauche Abstand.“ Es klang betrübt.
„Abstand?“, fragte Arthol vorsichtig.
„Aé. Ihr hattet recht. Es ist nicht richtig. Ineana und ich werden uns lange Zeit nicht sehen.“ Der Kreisführer begriff.
„Ihr habt einen Schlussstrich gezogen?“, fragte er behutsam. Savinama nickte und schaute nach unten. Arthol schluckte seinen Ärger über die Bitte das Magiers nach Natriell zu gehen hinunter. „Ihr liebt diese Frau wirklich sehr, nicht wahr?“
„Ich hätte nie geglaubt, dass es so etwas Tiefes geben kann, aber es ist nicht unser gemeinsamer Weg und deswegen müssen wir ihn trennen.“
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