Saving Phoenix Die Macht der Seelen 2: Roman (German Edition)
dir gut gehen, und das war das Einzige, was sie davon abgehalten hat, die Polizei zu rufen.«
»Hab dich auch lieb, Mom«, sagte Yves und nahm sie als Geste der Entschuldigung in die Arme. »Du wusstest also, dass wir kommen würden?«
Sie machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ja, ja, Zed hat gesehen, wie du mit Phoenix trotz aller Scherereien wohlbehalten hier aufgekreuzt bist.«
Diese Familienbande war einerseits rührend, schien jedoch gleichzeitig die reinste Qual zu sein. Ich wollte mich irgendwo verkriechen, um mich vor diesem ungewohnten Schwall an Gefühlen zu schützen.
Ein dritter Benedict trat in die Diele; das musste Zed,der jüngste, sein, denn er hielt mit einem schüchtern aussehenden Mädchen Händchen, und wie ich bereits wusste, war er bisher der einzige der Brüder, der seinen Seelenspiegel gefunden hatte. »Hey, Einstein, wie ich sehe, hast du nun auch endlich deine Zauberformel gefunden.«
Xav sprang hinter ihm hervor. »Ja, Phee gleich Sky - Zed im Quadrat. An dem Spruch hab ich echt lange getüftelt – wie findet ihr den?«
Das blonde Mädchen stöhnte. »Der war ja richtig schlecht, Xav. Da kriegt man vor lauter Gähnen glatt ’ne Maulsperre.«
»Sky, du bist echt gemein! Keine Ahnung, wie Zed es mit dir aushält.« Xav zog an ihrem langen geflochtenen Zopf.
»Hände weg von meinem Mädchen«, brummte Zed und tat so, als würde er gegen seinen Bruder handgreiflich werden. Sky kicherte.
Yves lachte über das Gerangel seiner Brüder, während ich den beeindruckenden, wuschelhaarigen Zed bestaunte. Als gutes Aussehen verteilt worden war, hatte es jemand bei dieser Familie aber gewaltig krachen lassen: Es war nicht ein einziges hässliches Entlein darunter. Ihre Rangelei endete genauso abrupt, wie sie begonnen hatte, und Zed blickte zu mir herüber, als ob ich eben etwas zu ihm gesagt hätte. Lachend klopfte er Xav auf den Rücken. »Sie fragt sich gerade, ob ich das hässliche Entlein der Familie bin.«
»Tja, irgendwann kommt die Wahrheit immer ans Licht.«
Ich wurde rot. »Stimmt gar nicht!«, flüsterte ich und presste mir beide Hände an die Wangen. Wie konnte Yves bloß in einer Familie leben, in der es Menschen gab, die einem Gedanken aus dem Kopf pflücken konnten?
Sky stieß ihm mit dem Ellenbogen in die Seite. »Halt den Mund, Zed. Du machst sie ganz verlegen. Sie ist schon knallrot im Gesicht.«
»Tut mir leid, Phoenix.« Zed schenkte mir ein bezauberndes Lächeln.
Ich musste meine Meinung über das Mädchen revidieren: Sie war keineswegs schüchtern. Anscheinend hatte sie ihren Freund gut unter Kontrolle und besaß die verstörende Fähigkeit zu wissen, was ich empfand.
Yves zog mich weiter in die Wohnung hinein und ließ meine Hand los, um zuerst Sky und dann Zed zu umarmen, während er sich murmelnd bei ihnen bedankte, dass sie so schnell hergekommen waren. Völlig überfordert stand ich daneben und verschränkte die Hände ineinander.
»Komm mit in die Küche, Phoenix«, sagte Karla mit vergnügter Stimme. »Wir sind gerade beim Frühstücken – oder beim Mittagessen? Meine Körperuhr ist total aus dem Takt.«
Victor wartete am Küchentresen auf mich. Mir ging auf, dass das unser erstes richtiges Kennenlernen war – unsere vorangegangene Begegnung im Barbican verdiente diese Bezeichnung nicht. Er streckte mir eine Hand entgegen.
»Phoenix, ich bin Victor, Yves’ großer Bruder. Wie geht’s dir?«
»Gut.« Meine Stimme hatte sich zusammen mit meinem Selbstbewusstsein aus dem Staub gemacht. Wo war Yves? Diese Familienprobe war einfach zu viel für mich.
Eine warme Hand legte sich mir hinten auf den Rücken und flößte mir Ruhe ein, bevor ich vollends in Panik ausbrach. »Hi Vic. Tut mir leid, dass ich dir nicht gesagt habe, wo ich hingehe, aber das konnte ich nicht.« Yves hielt dem bohrenden Blick seines älteren Bruders stand.
Victor verstand die Andeutung und nickte. »Okay, schon gut. Aber merk dir für die Zukunft: Einen hinterlegten Zettel mit dem Hinweis, dass du nicht vorhast, dich umbringen zu lassen, würde ich sehr zu schätzen wissen. Und, Yves, wie du weißt, neigst du dazu, dir mehr zuzutrauen, als du allein stemmen kannst. Das nächste Mal hol dir also bitte Verstärkung.«
Xav schlug Yves sanft auf den Kopf. »Rindvieh!«
Und damit waren ihre Beschwerden darüber, dass Yves sie alle in Sorge versetzt hatte, beendet. Schwamm drüber. Ich war mir nicht sicher, ob ich ihm an ihrer Stelle dermaßen leicht hätte verzeihen können.
»Und du
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