Saving Phoenix Die Macht der Seelen 2: Roman (German Edition)
anfangen soll zu liefern, sonst bist du diejenige, die brennen wird!, schrie der Seher in meinem Kopf mit einer Stimme, die quietschte wie Metall auf Metall.
»Er ist nicht zufrieden«, erläuterte ich Yves.
»Ich möchte wetten, dass er es ein bisschen anders ausgedrückt hat.«
»Ja. Irgendwie schon. Ich soll als Geisel herhalten, um sicherzustellen, dass du auch mitspielst. Genau wie wir es uns schon gedacht hatten.«
»Und du hast mit dem da zusammen unter einem Dach gelebt?«, wunderte sich Yves. Sein Abscheu für den Seher war nur allzu offensichtlich. Er würde mich bestimmt total widerlich finden, sobald er herauskriegte, dass der Seher womöglich mein Vater war. Ich hoffte, dass er niemals davon erfahren würde; es gab auch schon so mehr als genug Faktoren, die gegen mich sprachen.
Dragon trat vor und versuchte, mich von Yves wegzuziehen. »Zeit zu gehen.«
Wie nicht anders zu erwarten, ließ mein Seelenspiegel mich nicht los. Mit vor Zorn funkelnden Augen schob Yves mich nach hinten und baute sich vor Dragon auf. »Wenn du sie anfasst, versenge ich jedes einzelne Haarauf deinem Kopf.« Und das war todsicher kein Bluff, denn die Entschlossenheit stand ihm ins Gesicht geschrieben. »Sie bleibt von jetzt an bei mir.«
»Kannste vergessen. Sie gehört zur Community.«
»Sie gehört zu ihrem Seelenspiegel.«
»Hör mal, Kumpel, bisher hab ich mich ja noch von meiner netten Seite gezeigt. Wir sind zu dritt, du bist allein. Wie willst du also mit ihr zusammen hier rauskommen?«
Yves zuckte mehrfach mit den Schultern. »Bestell deinem Anführer von mir, wenn er die Informationen will, muss er sie mit mir gehen lassen oder der Deal ist geplatzt. Ich vertraue euch nicht. Ihr tut ihr bestimmt etwas an, wenn sie bei euch bleibt. Außerdem ist die ganze Aktion für mich total sinnlos, wenn Phoenix nicht in Sicherheit ist. Was ich tue, tue ich nur für sie.«
»Wie rührend. Ich glaube, ich muss gleich kotzen.« Dragon verdrehte die Augen.
Ich wollte mich einmischen und Yves verbieten, irgendwelche Versprechungen zu machen, die seine Familie oder das Savant-Netzwerk gefährdeten, aber ich erinnerte mich an unsere Vereinbarung, dass er in dieser Angelegenheit das Sagen haben dürfte. Es machte mir höllische Angst, dass er der Sache nicht gewachsen sein könnte, aber ich hatte ihm mein Wort gegeben.
Yves blieb standhaft. »Ich bin mir sicher, dass euer Seher in der Lage ist, Maßnahmen zu ergreifen, die verhindern, dass sie seine Geheimnisse ausplaudert. Ich bin einzig daran interessiert, sie bei mir zu haben. Das ist meine Mindestforderung.«
Dragon übermittelte, was Yves gesagt hatte, und kurz darauf machte der Seher einen Gegenvorschlag.
Sag ihm, er kann dich für achtundvierzig Stunden haben, danach muss er dich und die Information bei mir abliefern.
»Wo sollen wir hinkommen?«
Zum London Eye.
Der Seher hatte mehr Zugeständnisse gemacht als erwartet. Ich gab die Botschaft an Yves weiter. »Bist du damit einverstanden?« Das würde uns Zeit geben, wenigstens dieses Durcheinander zu entwirren.
»Okay, abgemacht.« Er warf einen Blick auf seine Uhr. »Wir kriegen Zeit bis Freitag, 10:30 Uhr.«
Aber Phoenix, du musst noch mal zu mir hochkommen. Ich will dir noch etwas sagen, unter vier Augen.
Jetzt würde es wohl um die Sicherheitsmaßnahmen gehen. »Ich muss zu ihm hoch. Ansonsten wird er mich nicht gehen lassen.«
»Ich komme mit.«
»Nein«, warf Dragon ein. »Wir beide bleiben hier unten.« Dann änderte er seine Strategie; anstatt Yves wegzuschieben, zog er mich mithilfe seiner Fähigkeit von ihm fort. Yves musste mich loslassen, wenn er nicht wollte, dass ich mir wehtat. Ich stolperte, fand aber, kurz bevor ich hinfiel, Halt am Bein einer Spinne. »Los, Phee, geh endlich hoch. Ich passe in der Zwischenzeit auf deinen Seelenspiegel auf.«
Mir schmeckte die Vorstellung, dass die beiden für eine Weile allein wären, ganz und gar nicht. Ich machte mir Sorgen, dass Yves die Beherrschung verlieren undirgendwas – höchstwahrscheinlich Dragon – anzündeln würde. »Ich beeil mich.«
Ruf mich, wenn du mich brauchst . Yves sah nicht besonders glücklich darüber aus, dass er mich aus seinem Blickfeld lassen musste.
Ich antwortete nicht, aus Angst vor ungebetenen Zuhörern, nickte aber.
Je eher ich es hinter mich brachte, umso besser. Ich rannte die Rolltreppe hinauf bis zu der Ebene, auf der der Seher auf mich wartete. Er hatte die gesamte Fensternische für sich in Beschlag genommen und
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