Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Saxnot stirbt nie - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Zweiter Roman

Saxnot stirbt nie - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Zweiter Roman

Titel: Saxnot stirbt nie - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Zweiter Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordian Robert
Vom Netzwerk:
Wohltäter Hatto, ermordet zu haben? Gestehst du es?“
    Der Mann mit dem Schild hielt dem gefesselten Erk die Totenhand so dicht unter die Nase, dass der Riese vor Schreck und Gestank fast ohnmächtig wurde. Er warf den Kopf hin und her und stöhnte wie ein verwundeter Stier. Die beiden Knechte, stämmige Burschen, hatten die größte Mühe, ihn zu halten.
    „Gestehe es, Erk!“, rief nun auch das Mädchen. „Sag den Richtern, dass du meinen Vater getötet hast!“
    Sie gab dem Mann mit dem Schild ein Zeichen, er möge beiseite gehen. Indem sie selbst an seine Stelle trat, richtete sie ihre funkelnden Katzenaugen starr auf die riesige Maus.
    „Gestehe es, Erk!“, wiederholte sie scharf. „Gestehe, du tatest es meinetwegen! Weil du mich haben wolltest! Und weil mein Vater mich dir nicht geben wollte! Gestehe es!“, schrie sie.
    Erk stand jetzt still. Der strohblonde Kopf senkte sich ängstlich und ergeben. Die mächtigen Schultern wölbten sich untertänig vor. Das Mundloch zwischen den Mahlsteinen öffnete sich und stammelte etwas.
    „Ja … ja … so war es …“ konnte das heißen.
    „So antworte doch für ihn!“, herrschte Volz den Priester an.
    Wig hatte schon eine ganze Weile wie abwesend auf seine gefalteten Hände gestarrt. Jetzt hob er langsam den Kopf mit der Miene eines Erleuchteten. Laut und allen vernehmlich sagte er:
    „Nein, wir gestehen nicht. Wir waren es nicht. Es war nicht mein Bruder, der Herrn Hatto ermordete!“
    Der kurzen Verblüffung, die diese Aussage in der Versammlung bewirkte, folgte ein Sturm der Entrüstung. Viele Markgenossen lachten lauthals.
    Einen Augenblick lang war Volz aus der Fassung gebracht. Wieder tauschte er einen Blick mit Nelda. Dann hob er die Hand und verlangte Ruhe.
    „Was fällt dir ein, Wig?“, rief er. „Bist du nicht bei Verstand? Willst du die Richter und uns alle verhöhnen? Dort stehen die Zeugen! Sie haben gesehen, wie Erk seinen Herrn erwürgte. Die Königsboten fanden den Leichnam am Wegrand.“
    „Mein Bruder war es nicht!“, sagte Wig, wobei er den Grafen fest ansah und jedes Wort scharf betonte.
    „Du willst uns glauben machen, dass es nicht seine Hände waren …?“
    „Das nicht. Seine Hände waren es.“
    „Was?“
    „Sie erwürgten Herrn Hatto. Aber sie taten es nicht aus eigenem Antrieb.“
    „Was soll das heißen?“
    „Dass sie einen Befehl bekamen. Nicht von ihm selbst.“
    „Einen Befehl? Von wem denn? Vielleicht von dem Toten?“
    Der Priester richtete seinen düsteren Blick auf Nelda, streckte ruhig den Arm aus und zeigte auf sie.
    „Von ihr. Sie gab Erk den Befehl, ihren Vater zu töten.“
    Einen Augenblick lang war es so still, dass man vom Salhof das Blöken der Schafe hörte. Alle Blicke richteten sich auf Nelda, die über und über errötete. Sie raffte ihr Gewand und stürmte so wild auf den Priester zu, dass er erschrocken drei, vier Schritte zurückwich.
    „Du Lügenbold! Wie kommst du darauf? Das hast du dir ausgedacht, Verfluchter!“
    „Mein Bruder hat mir alles bekannt!“, schrie nun auch er. „Du hast ihn angestiftet, Hure!“
    „Was sagst du? Er beleidigt mich! Habt ihr das alle gehört? Das wagt er, weil ich jetzt Waise bin! So einer will Priester sein? Der Teufel ist es! Und du …“ Sie drehte sich heftig zu Erk um. „Was hast du ihm da erzählt, Blödian? Was hast du dir eingebildet in deinem hirnlosen Schädel? Ich hätte dich angestiftet? Ich? Ich?“
    Sie spreizte die Finger einer Hand und stieß sie ihm wie eine Kralle entgegen.
    „Nein!“, brüllte er.
    Er beugte sich so weit zurück, wie er konnte, um ihren spitzen Nägeln auszuweichen. Unter dem Haarstroh wurden seine weiß bewimperten, schreckensstarr aufgerissenen Äuglein sichtbar.
    „Dann sage den Richtern“, rief sie, „dass ich nichts davon gewusst habe! Dass es dir plötzlich einfiel, ihn umzubringen! Dass du zu dumm warst, um die Folgen zu ahnen! Weil du dachtest, dann bekämest du mich leichter! Gestehe!“
    „Ja … ja!“, heulte Erk. „Ich gestehe … gestehe …“
    „Das genügt!“, rief Volz. Er nahm das Mädchen beim Arm und zog sie beiseite. „Und du … verlasse den Ring!“, rief er Wig zu. „Hinaus mit dir! Dein Bruder gesteht uns die Wahrheit, du aber belastest eine Unschuldige. Meine Herren Richter, es tut mir leid! Ein Irrtum war es, den Mann in den Ring zu holen. Ich beantrage, ihn zu entlassen. Da er mein Late ist, werde ich für ihn die Buße zahlen. Weg mit dir, Unwürdiger! Verschwinde!“
    Ohne zu

Weitere Kostenlose Bücher