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Saxnot stirbt nie - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Zweiter Roman

Saxnot stirbt nie - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Zweiter Roman

Titel: Saxnot stirbt nie - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Zweiter Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordian Robert
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der Überfallenen, Fulk und die beiden anderen entkamen. Lange irrten sie umher und fanden schließlich zurück. Was soll man mit ihnen machen?
    „Die alte germanische Heldentreue gibt es nicht mehr“, knurrte Odo. „Eigentlich müsstet ihr hängen! Aber das wäre Verschwendung, ausgebildete Krieger sind wertvoll. Fünfzig Hiebe tun es auch. Und dann habe ich noch etwas, das euch nicht schmecken wird. “
    Er unterstellte sie dem Befehl eines Sachsen.
    Als Leser dieser Abhandlung erinnerst Du Dich an den jungen Helko, der bei der Waldhütte plötzlich verschwand. Eines Morgens steht dieser Bursche vor uns, zerschunden und schmutzig, aber vergnügt, mit einem dicken Strick in der Hand und – vier gefesselten Kerlen im Schlepp. Das waren die, welche ihn, von uns unbemerkt, mit einem Schlag auf den Kopf betäubt, dann fortgeschafft und irgendwo eingesperrt hatten. Dieselben, die tags darauf mit dem Leichnam des Umm auf dem Ding erschienen und Odo und mich des Mordes beschuldigten. Und die natürlich selbst den alten Häuptling umgebracht hatten. Sie gehörten zu einem Trupp, der für Volz niedere Dienste verrichtete: mal ein Speicherhaus in Brand steckte, mal eine Herde vergiftete, mal einen Menschen verschwinden ließ. Wir verurteilten sie zu Wergeld und Freiheitsverlust und steckten sie, da sie in ihrer vertrauten Umgebung weiter gefährlich werden konnten, in einen Sklaventreck. Was aber den jungen Mann betraf, so fand Odo, er sei aus dem richtigen Holz geschnitzt, um einen Schutztrupp zu befehligen. Und so gehört nun Helko zu uns und ist – anstelle des Fulk – dem Rang nach der Dritte.
    Am Abend des folgenreichen Tages, an dem die Eiche fiel, kam es auch noch zu einer heiteren Begebenheit. Oben am Rande des Hains, wo der gewaltige Baumstumpf stand, erschien plötzlich ein seltsames Wesen: ein strichdünner Elf mit kahlem Schädel, in ein Blätterkleid gehüllt. Der vermeintliche Dämon verursachte einen gehörigen Schrecken. Die Knechte, die mit der Räumung der Unglücksstelle beschäftigt waren, nahmen Reißaus. Kurz darauf wurde der Elf auf dem Salhof gesehen, wo er ganze Scharen schreiender Weiber vor sich her trieb. Ein Stallbursche ließ schließlich den Bullen los und der zeigte Mannesmut. Er stürzte sich auf den Elf, der nun seinerseits die Flucht ergriff. Über Stock und Stein ging die Jagd, wobei der Elf alle Blätter verlor. Am Ende sprang er nackt in eine mit Regenwasser gefüllte Grube. Der Bulle mochte ihm dorthin nicht folgen. Man rief uns, damit wir den badenden Dämon in Augenschein nahmen.
    Wir kannten ihn gut: es war unser Rouhfaz.
    Der Ärmste war zu bedauern: Die alten Kleider verlor er beim Spiel, die neuen seidenen wurden von Dornen zerrissen und auch das Blätterkleid wollte nicht halten. Er glaubte, dies sei eine Strafe Gottes, weil er als entflohener Mönch auch der monastischen Kleiderordnung entsagt hatte. Nun trägt er aus Reue (doch unbefugt, worauf ich ihn hinwies) die mehrfach geflickte Kutte, die Wig nicht mehr braucht. Sie ist ja, wie man weiß, recht mürbe, aber noch hält sie.
    Übrigens, als man mir von einem Dämon berichtete, glaubten ich zunächst, es handele sich um Athanasius. Zu gern hätte ich dem ein paar Fragen gestellt. Ich hätte wissen wollen, ob er an jenem Tag auf den Dingplatz herabgestiegen war, dem einsam zurück gebliebenen Erk die Fesseln zerschnitten und ihm die Axt des Umm in die Hand gedrückt hatte. Ich glaube nämlich, dass es so war. Aber Gewissheit werde ich nicht erhalten. Seit jener Nacht sang „Nasio“ nicht mehr und Erk wurde nicht mehr wiedergesehen. Im wilden Sachsenland sind die beiden spurlos verschwunden.
    So konnten die Umstände dieser seltsamen Hinrichtung nie ganz aufgeklärt werden. Vielleicht hatte noch jemand dabei mitgewirkt, wenn auch nicht handelnd.
    Immer wenn ich auf jene Nacht, in der wir gefangen lagen, zu sprechen komme, wird Odo wortkarg. Ausgerechnet er, bei dem der Redestrom sonst kaum versiegt. Einmal stellte ich die quälende Frage, ob wir, das Schreckliche voraussehend, nicht doch etwas hätten zur Rettung der Männer im Saalhaus tun können. Natürlich verstand er, wer gemeint war, denn ich hatte ja immerhin etwas versucht. Doch er sah mich nur mit einem zweifelnden Blick an und erwiderte: „Hast du jemals gehört, Bruder Lupus, dass zwei Schafe ein Rudel Wölfe gerettet haben?“
    Ich dachte dann an seine plötzliche Schläfrigkeit und auch daran, dass mein Freund einen Dolch besaß, mit dem er mich

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