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Sayers, Dorothy L. - Lord Peter 02 - Diskrete Zeugen

Sayers, Dorothy L. - Lord Peter 02 - Diskrete Zeugen

Titel: Sayers, Dorothy L. - Lord Peter 02 - Diskrete Zeugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Absichten nicht geheuer. Ich fürchtete, er sei vielleicht nicht allzu gastfreundlich aufgelegt und möchte sich womöglich zu einer übereilten Tat hinreißen lassen, wenn wir nicht zusammen wären.«
    »Würde mich nicht wundern. So ein mordlüsternes Gesicht habe ich noch nie gesehen. Ich werde heute früh mal mit ihm reden müssen – oder mit Mrs. Grimethorpe. Möchte schwören, daß sie uns etwas erzählen kann, wie?«
    »Ich würde sagen, daran dürfte kein Zweifel bestehen, Mylord.«
    »Die Schwierigkeit ist nur«, sagte Seine Lordschaft mit einem Mund voll Ei, »daß ich nicht weiß, wie ich an sie herankommen soll. Ihr fideler Ehemann scheint jeden in Hosen, der sich in diese Gegend verläuft, aufs Übelste zu verdächtigen. Wenn er herauskriegte, daß wir sozusagen unter vier Augen mit ihr gesprochen hätten, würde er sich vielleicht, wie Sie es ausdrücken, von seinen Gefühlen zu einer sehr bedauerlichen Handlung hinreißen lassen.«
    »So ist es, Mylord.«
    »Aber irgendwann muß der Kerl sich ja auch mal um seine blöde Wirtschaft kümmern, und dann können wir sie uns vielleicht vorknöpfen. Merkwürdige Sorte von Frau – irgendwie Klasse, wie? Möchte wissen, was sie von Cathcart gehalten hat«, fügte er nachdenklich hinzu.
    Mr. Bunter enthielt sich einer Stellungnahme zu diesem heiklen Thema.
    »Nun, Bunter, ich glaube, ich werde jetzt mal aufstehen. Ich habe das Gefühl, daß wir hier nicht so ganz willkommen sind. Die Blicke unseres Gastgebers gestern abend haben mir nicht gefallen.«
    »Mir auch nicht, Mylord. Und er hat sich sehr dagegen gesträubt, daß Eure Lordschaft dieses Zimmer hier bekommen sollten.«
    »Warum? Wessen Zimmer ist das denn?«
    »Seines und Mrs. Grimethorpes, Mylord. Es erschien am geeignetsten, da es eine Heizmöglichkeit hatte und das Bett bereits gemacht war. Mrs. Grimethorpe war sehr freundlich, Mylord, und der Knecht namens Jake hat Mr. Grimethorpe darauf hingewiesen, daß es sicherlich zu seinem finanziellen Vorteil wäre, Eure Lordschaft zuvorkommend zu behandeln.«
    »Hm. Ein einnehmendes Wesen, wie? Na ja, wir machen uns jedenfalls davon. Mein Gott, bin ich steif! Sagen Sie, Bunter, hab ich überhaupt etwas zum Anziehen?«
    »Ich habe Ihre Kleidung getrocknet und ausgebürstet, so gut es ging, Mylord. Sie ist nicht so geworden, wie ich es mir gewünscht hätte, Mylord, aber ich glaube, Eure Lordschaft können sie bis Riddlesdale tragen.«
    »Nun, die Straßen werden ja nicht gerade von Menschen wimmeln«, entgegnete Seine Lordschaft. »Aber was gäbe ich um ein heißes Bad! Wie steht's mit Rasierwasser?«
    »Ich kann welches aus der Küche besorgen, Mylord.«
    Bunter trollte sich, und Lord Peter trat, nachdem er sich unter Ächzen und Stöhnen mit Hemd und Hose bekleidet hatte, ans Fenster. Wie bei abgehärteten Landbewohnern üblich, war es fest verschlossen, und der Schiebeteil war mit einem dicken Papierkeil festgeklemmt, damit er nicht klapperte. Peter zog den Keil heraus und schob das Fenster hoch. Der Wind kam hereingetollt und brachte torfige Moorgerüche mit. Er sog sie dankbar ein. Es war schön, nach allem die gute alte Sonne wiederzusehen – er wäre nicht gern einen ekligen Tod im Peter's Pott gestorben. Ein paar Minuten blieb er so stehen und dankte still für die Vorzüge des Daseins. Dann zog er sich zurück, um sich fertig anzuziehen. Den Papierkeil hatte er noch in der Hand und schickte sich gerade an, ihn ins Feuer zu werfen, als ihm ein Wort ins Auge fiel. Er faltete das Papier auseinander. Während er las, zogen sich seine Augenbrauen hoch, und sein Mund spitzte sich zu einem unbeschreiblichen Ausdruck wunderlicher Erleuchtung. Bunter, der eben mit dem Wasser wiederkam, traf seinen Herrn wie verzaubert an, das Blatt Papier in der einen Hand, die Socken in der anderen und eine schwierige Passage von Bach auf tonlos pfeifenden Lippen.
    »Bunter«, sagte Seine Lordschaft, »ich bin, ohne Ausnahme, der größte Esel des Abendlandes. Wenn ich etwas unmittelbar vor der Nase habe, sehe ich es nicht. Ich nehme mir ein Teleskop und suche die Erklärung in Stapley. Man sollte mich mit dem Kopf nach unten ans Kreuz schlagen, um mich von meiner Gehirnanämie zu heilen. Jerry, Jerry! Aber klar doch, natürlich, du Obertrottel, liegt es denn nicht auf der Hand? So ein Dummkopf! Warum konnte er das denn nicht Murbles oder mir sagen?«
    Mr. Bunter trat näher, ein Bild respektvoller Neugier.
    »Sehen Sie sich das an – sehen Sie sich das an!« sagte Wimsey

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