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Sayers, Dorothy L. - Lord Peter 02 - Diskrete Zeugen

Sayers, Dorothy L. - Lord Peter 02 - Diskrete Zeugen

Titel: Sayers, Dorothy L. - Lord Peter 02 - Diskrete Zeugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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glaub ich, sonst kriegst du 'n Haufen Ärger mit denen im Jagdhaus, und von der Polizei red ich erst gar nicht. Wenn der Mann hier was Unrechtes wollte, hat er sich selbst am meisten geschadet. Heute nacht tut der jedenfalls nichts mehr – guck ihn dir doch an. Bring ihn ans Feuer, Mann«, fuhr er, an Bunter gewandt, fort und sprach dann wieder auf den Bauern ein. »Ins Kittchen kommst du, wenn der uns hier an Lungenentzündung oder Rheumatismus stirbt.«
    Dieses Argument schien Grimethorpe teils einzuleuchten. Er gab brummend den Weg frei, und die beiden durchgefrorenen und erschöpften Männer wurden ans Feuer geführt. Jemand brachte ihnen zwei große, dampfende Becher Grog. Wimseys Kopf schien klar zu werden, dann verschwamm ihm alles wieder schläfrig und trunken vor den Augen.
    Wenig später fühlte er sich eine Treppe hinaufgetragen und in ein Bett gelegt. Es war ein großes, altmodisches Zimmer mit einem Feuer im Kamin und einem großen, düsteren Himmelbett. Bunter half ihm aus den durchnäßten Kleidern und rieb ihn ab. Von Zeit zu Zeit erschien noch ein anderer Mann, um ihm zu helfen. Von unten ertönte Grimethorpes gotteslästerliches Gebrüll. Dann wieder der rauhe, blecherne Gesang des buckligen Mannes:
    »Dann fressen dich die Würmer auf
Im Ilkley-Moor ohn' Hut ...
Dann fressen die Enten die Würmer auf
Im Ilkley-Moor ohn' Hut ...«
    Lord Peter rollte ins Bett.
    »Bunter – wo – wie geht's Ihnen überhaupt? Hab mich gar nicht bei Ihnen bedankt – weiß nicht mehr, was ich tue – nur noch schlafen – was?«
    Er versank schnell ins Reich der Träume. Von unten drang höhnisch dieses alte Lied herauf und durchwob seinen Schlaf mit schaurigen Bildern:
    Dann essen wir die Enten auf
Im Ilkley-Moor ohn' Hut...
Und so essen wir – so essen wir – so ...
    Als Wimsey als nächstes wieder die Augen aufschlug, zwängte sich eine blasse Novembersonne durchs Fenster herein. Der Nebel hatte sich offenbar nach erfüllter Mission zurückgezogen. Eine Zeitlang lag Wimsey da und wußte nicht genau, wie er dahingekommen war, wo er sich befand; dann traten die Umrisse der Erinnerungen deutlicher hervor, die schemenhaften Vorposten seiner Träume wurden zurückgerufen, die Bürde seiner eigentlichen Aufgabe legte sich auf ihn wie gewöhnlich. Er fühlte eine unerhörte körperliche Mattigkeit und einen ziehenden Schmerz in seinen überanstrengten Schultermuskeln. Er untersuchte sich flüchtig und entdeckte die Quetschungen und Hautabschürfungen, die das rettende Seil unter seinen Achselhöhlen und ringförmig um Brust und Rücken hinterlassen hatte. Jede Bewegung tat ihm weh, und so legte er sich wieder zurück und schloß die Augen.
    Bald ging die Tür auf, und herein kam Bunter, korrekt angezogen und ein Tablett auf der Hand, von dem ein herrlicher Duft nach Schinken und Ei ausging.
    »Hallo, Bunter!«
    »Guten Morgen, Mylord! Ich hoffe, Eure Lordschaft haben wohl geruht.«
    »Danke, ich fühle mich munter wie ein Fisch – wieso eigentlich Fisch? –, nur daß ich mir ganz allgemein so vorkomme, als hätte mich einer mit eisernen Fingern und knubbligen Gelenken massiert. Und wie geht's Ihnen?«
    »Danke, Mylord, meine Arme sind ein wenig ermüdet, aber sonst kann ich zu meiner Freude sagen, daß ich keinerlei Nachwirkungen unseres Mißgeschicks verspüre. Gestatten, Mylord.« Er setzte das Tablett behutsam auf Lord Peters hochgezogene Knie.
    »Ihre Arme müssen sich doch anfühlen wie ausgerissen«, sagte Seine Lordschaft, »nachdem sie mich so entsetzlich lange haben halten müssen. Ich stehe schon so unverschämt tief in Ihrer Schuld, Bunter, daß jeder Versuch, sie zurückzuzahlen, von vornherein sinnlos wäre. Aber daß ich es Ihnen nie vergessen werde, wissen Sie ja, oder? Schon gut, ich will Sie nicht verlegen machen – jedenfalls tausend Dank. Das wär's. Wie? Hat man Ihnen auch einen anständigen Platz zum Schlafen gegeben? Ich habe wohl gestern abend überhaupt nichts mehr mitgekriegt.«
    »Ich habe ausgezeichnet geschlafen, danke, Mylord.« Mr. Bunter zeigte auf eine Art Rollbett in einer Ecke des Zimmers. »Man hätte mir auch ein anderes Zimmer angewiesen, Mylord, aber unter den gegebenen Umständen habe ich es vorgezogen, in der Nähe Eurer Lordschaft zu bleiben, und hoffe, daß Sie mir diese Freiheit nicht übelnehmen. Ich habe den Leuten gesagt, daß ich ungünstige Auswirkungen des langen Aufenthalts im Moor auf Eurer Lordschaft Gesundheit befürchtete. Außerdem waren mir Mr. Grimethorpes

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