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Sayers, Dorothy L. - Lord Peter 02 - Diskrete Zeugen

Sayers, Dorothy L. - Lord Peter 02 - Diskrete Zeugen

Titel: Sayers, Dorothy L. - Lord Peter 02 - Diskrete Zeugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Flecken hat der Herzog ein paarmal seinen Namenszug hingesetzt – oder sogar seinen Titel. Das bedeutet, daß die Briefe nicht an Vertraute gingen.«
    »Dieser Schluß ist zulässig, glaube ich.«
    »Oberst Marchbanks hat eine saubere Unterschrift.«
    »Der Mann kann kaum Böses im Schilde führen«, meinte Peter. »Er unterschreibt wie ein ehrlicher Mensch! Weiter.«
    »Da steht etwas hingekritzelt über fünf irgendwas schöne irgendwas. Siehst du daran etwas Geheimnisvolles?«
    »Die Zahl Fünf könnte eine kabbalistische Bedeutung haben, aber ich gebe zu, ich weiß nicht welche. Man hat fünf Sinne, fünf Finger, fünf große chinesische Lehren, fünf Bücher Mose, ganz zu schweigen von diesen fünf Wesenheiten im Dilly-Lied – ›Fünf sind der Grellen unter dem Mast‹. Ich muß gestehen, daß ich stets danach gelechzt habe, zu wissen, was Grellen sind. Aber da ich es nicht weiß, helfen sie mir in diesem Fall auch nicht weiter.«
    »Tja, und das ist alles, bis auf ein paar Bruchstücke von einem ›oe‹ in einer Zeile und ›is f.u‹ darunter.«
    »Was stellst du dir darunter vor?«
    »›Ist faul‹ oder so was.«
    »So?«
    »Das scheint mir die einfachste Deutung zu sein. Oder vielleicht auch ›ist fluchwürdig‹ – zwischen dem ›f‹ und ›u‹ ist die Tinte ein bißchen dick geflossen – das kann alles sein. Meinst du, es heißt ›fluchwürdig‹? Hat der Herzog etwas über Cathcarts fluchwürdige Tat geschrieben? Meinst du das vielleicht?«
    »Nein, das lese ich da nicht heraus. Außerdem ist das nicht Jerrys Handschrift.«
    »Wessen denn?«
    »Weiß ich nicht. Aber ich kann es mir denken.«
    »Und bringt uns das weiter?«
    »Es erzählt uns die ganze Geschichte.«
    »Na, nun spuck's schon aus, Wimsey. Sogar Dr. Watson würde irgendwann die Geduld verlieren.«
    »Ts, ts! Schau dir mal die Zeile darüber an.«
    »Da sehe ich nur ein ›oe‹.«
    »Und?«
    »Ich weiß nicht. ›Poesie‹ vielleicht, ›Goethe‹, ›Citroën‹, ›Hors-d'œuvre‹ – das kann vieles heißen.«
    »Ich weiß nicht. Aber mit deinem letzten Wort kommst du der Sache schon näher – das ›o‹ und ›e‹ stehen sehr dicht zusammen, fast wie im Französischen.«
    »Du meinst, es ist vielleicht ein französisches Wort?«
    »Genau! Vielleicht ein französisches Wort.«
    »Oder der Text ist überhaupt französisch?«
    »Du hast es erfaßt. Französische Wörter mit ›oe‹ bitte.«
    »Sœur – œuvre – œuf – bœuf –«
    »Nein, nein, das erste Wort war näher dran.«
    »Sœur – cœur!«
    »Cœur . Einen Moment. Sieh dir mal das Gekritzel davor an.«
    »Warte mal – er – cer –«
    »Wie wär's mit percer?«
    »Ich glaube, du hast recht. ›Percer le cœur.«‹
    »Ja. Oder ›perceras le cœur‹.«
    »Das klingt besser. Es sieht auch so aus, als ob da noch ein, zwei Buchstaben hineingehörten.«
    »Und jetzt noch einmal die Zeile mit dem ›is – f.u‹.«
    »Fou!«
    »Wer?«
    »Ich habe keinen Namen genannt; ich habe ›fou‹ gesagt.«
    »Ich weiß, was du gesagt hast. Und ich habe gefragt, wer?«
    »Wer was?«
    »Wer ist fou?«
    »Ach so – ›is‹. Himmel, klar doch, ›suis‹! ›Je suis fou.‹«
    »A la bonne heure! Und ich schlage vor, daß die nächsten beiden Wörter ›de douleur‹ oder so etwas heißen.«
    »Könnte sein.«
    »Du bist ziemlich vorsichtig. Ich sage, sie heißen so!«
    »Na schön, und wenn sie so heißen?«
    »Dann sagen sie uns alles.«
    »Überhaupt nichts!«
    »Alles, sage ich. Denk mal nach. Geschrieben wurde das an dem Tag, als Cathcart starb. So, und wer im Haus könnte wohl solche Worte geschrieben haben – ›perceras le cœur je suis fou de douleur‹? Geh mal alle durch. Ich weiß, daß es nicht Jerrys Schrift ist, außerdem würde er nie solche Ausdrücke verwenden. Oberst oder Mrs. Marchbanks? Eher bin ich Pygmalion! Freddy? Der könnte keine leidenschaftlichen Briefe auf französisch schreiben, wenn's um sein Leben ginge.«
    »Nein, natürlich. Es müßte also Cathcart gewesen sein – oder Lady Mary.«
    »Quatsch! Mary kann's nicht gewesen sein.«
    »Warum nicht?«
    »Weil sie dann ihr Geschlecht geändert haben müßte, nicht?«
    »Stimmt ja. Dann müßte da stehen: ›Je suis folle.‹ Also Cathcart –«
    »Eben. Er hat sein ganzes Leben in Frankreich zugebracht. Denk an sein Bankbuch. Denk an –«
    »Mein Gott! Wimsey, wir waren blind.«
    »Richtig.«
    »Paß mal auf! Das wollte ich dir nämlich vorhin sagen. Die Sûreté hat mir geschrieben, daß sie

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