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Sayers, Dorothy L. - Lord Peter 02 - Diskrete Zeugen

Sayers, Dorothy L. - Lord Peter 02 - Diskrete Zeugen

Titel: Sayers, Dorothy L. - Lord Peter 02 - Diskrete Zeugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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seine Ernennung unter dem Großsiegel überreichte, der nichts damit anzufangen wußte und sie dem Königlichen Gerichtsschreiber mit großer Feierlichkeit zurückreichte. Dieser las das langatmige und umständliche Schriftstück den Versammelten vor und gab ihnen so Gelegenheit, festzustellen, wie schlecht die Akustik in diesem Raum war. Der Zeremonienmeister antwortete mit einem volltönenden »God Save the King« , woraufhin der Erste Wappenherold und der Erste Meister des Hosenbandordens, wiederum kniend, dem Großhofmeister seinen Amtsstab überreichten. (»So malerisch, nicht?« meinte die Herzoginwitwe. »Ganz Hochkirche.«)
    Es folgte die Prozedur der Aktenvorlage in einer langen und eintönigen Litanei, die sich, beginnend mit Georg V. von Gottes Gnaden, auf sämtliche Richter und Oberrichter des Old Bailey berief, den Oberbürgermeister von London, den Stadtrichter und eine Anzahl anderer Ratsherren und Richter zitierte, zurückkam auf unseren Herrn den König, dann die Londoner City und die Grafschaften von London und Middlesex, Essex, Kent und Surrey durchstreifte, unseren verstorbenen Herrn und König Wilhelm IV. erwähnte, abschweifte ins Kommunalverwaltungsgesetz 1888, sich verlor in einer Aufzählung sämtlicher Verrätereien, Morde, Verbrechen und Vergehen, von wem auch immer und in
    * Dieses Amt war, wie üblich, an den Lordkanzler gefallen.
    welcher Weise auch immer begangen, vollbracht oder durchgeführt und an wem auch immer und in welcher Weise, sowie aller sonstigen Artikel und Umstände, die alle zusammen und jeder für sich inwiefern und in welcher Weise das Obenerwähnte beträfen, und zuletzt, nachdem sie die Namen der ganzen Großen Geschworenenkammer aufgezählt hatte, triumphierend und mit plötzlicher, brutaler Kürze auf den Anklagepunkt zurückkam:
    »Die vereidigten Juroren für unseren Herrn und König erheben Anklage gegen den wohledlen und mächtigen Fürsten Gerald Christian Wimsey, Viscount St. George, Herzog von Denver, Peer des Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Irland, am 13. Oktober im Jahre des Herrn 1923 in der Gemeinde Riddlesdale in der Grafschaft Yorkshire den Hauptmann Denis Cathcart getötet und ermordet zu haben.«
    »Danach * wurde vom Zeremonienmeister an den Ersten Meister des Hosenbandordens die Aufforderung gerichtet, Gerald Christian Wimsey, Viscount St. George, Herzog von Denver, vor die Gerichtsschranke zu rufen, damit er auf diese Anklage antworte, woraufhin dieser, nachdem er vor die Schranke getreten war, niederkniete, bis der Großhofmeister ihn belehrte, daß er sich erheben dürfe.«
    Der Herzog von Denver wirkte sehr klein und nackt und einsam in seinem blauen Straßenanzug, das einzige unbedeckte Haupt unter allen Peers, aber er war nicht ohne eine gewisse Würde, als er zu dem »Stuhl innerhalb der Gerichtsschranken« geleitet wurde, der für wohlgeborene Angeklagte als angemessen gilt, und er hörte dort die Wiederholung der Anklage durch den Großhofmeister mit schlichtem Ernst an, der ihm gut zu Gesicht stand.
    »Dann wurde der Herzog von Denver auf die übliche Weise vom Kanzlisten der Parlamente zur Anklage gehört und gefragt, ob er sich schuldig oder nicht schuldig bekenne, woraufhin er sich als ›nicht schuldig‹ bezeichnete.«
    * Siehe die Protokolle des Oberhauses für die betreffenden Tage.
    Nun erhob sich Sir Wigmore Wrinching, der Ankläger, um den Fall aus der Sicht der Krone zu schildern.
    Nach den üblichen Einleitungsfloskeln des Inhalts, daß der Fall ein sehr schmerzlicher und das Ereignis ein sehr ernstes sei, rollte Sir Wigmore das Geschehen von Anfang an auf: den Streit, den Schuß um drei Uhr morgens, die Pistole, die Entdeckung der Leiche, das Verschwinden des Briefs und die ganzen übrigen bereits bekannten Einzelheiten. Er kündigte ferner Zeugenaussagen an, die zeigen sollten, daß der Streit zwischen Denver und Cathcart andere als die vom Angeklagten behaupteten Gründe gehabt habe und daß letzterer, wie man sehen werde, »guten Grund zu der Befürchtung gehabt« habe, »von Cathcart bloßgestellt zu werden«. Bei diesen Worten sah man den Angeklagten einen besorgten Blick zu seinem Anwalt werfen. Die Darlegung des Falles nahm nur kurze Zeit in Anspruch, und danach bat Sir Wigmore, seine Zeugen aufrufen zu dürfen.
    Da die Anklage nun nicht gut den Herzog von Denver aufrufen konnte, war die erste wichtige Zeugin Lady Mary Wimsey. Nachdem sie ihre Beziehungen zu dem Ermordeten dargelegt und den Streit

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