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Sayers, Dorothy L. - Wimsey 14 - Feuerwerk

Sayers, Dorothy L. - Wimsey 14 - Feuerwerk

Titel: Sayers, Dorothy L. - Wimsey 14 - Feuerwerk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L Sayers
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versprochen hatte, vergaß ihn bei der Ausübung seiner täglichen Pflichten.
    Eines Tages, im August, wurde die alte Dame, die den Spezialartikel für die »Haus und Heim« –Seite schrieb, von einem Bus angefahren. Der Redakteur dieser Seite, dem 400 Worte fehlten, stülpte den Inhalt der Ablage auf seinen Tisch, pickte Hector Puncheons Artikel aufs Geratewohl heraus und schob ihn dem Hilfsredakteur zu mit den Worten: »Kürzen und einschieben.«
    Dieser strich den ersten und letzten Absatz, merzte Hectors literarische Stellen aus, zog drei Sätze zu einem zusammen, wobei ihm zwei syntaktische Fehler unterliefen, wählte die erste statt der dritten Person, gab ihm einen neuen Titel und sandte ihn zum Drucker. In dieser Form erschien er am nächsten Morgen. Hector Puncheon, der seinen verstümmelten Sprößling nicht wiedererkannte, murmelte verbittert, daß jemand seine Idee geklaut habe.
    Zwei Tage später erhielt der Redakteur des Morning Star folgenden Brief:
    »Sehr geehrter Herr, habe mit großem Interesse Ihren Artikel von einem Milchmann gelesen und möchte Ihnen mitteilen, daß da etwas Merkwürdiges auf meiner Runde ist. War noch nicht bei der Polizei, da dieselbe nicht zahlt. Mein Herr, da sind fünf Milchflaschen seit letzten Sonntagmorgen, und ein Paar ist seitdem nicht mehr gesehen worden.
    Hochachtungsvoll J. Higgins, Milchmann«
    In jedem anderen Monat wäre Mr. Higgins’ Brief wahrscheinlich unbeachtet in den Papierkorb gewandert, aber im August ist jede Neuigkeit willkommen. Der Chefredakteur reichte den Brief weiter an den Nachrichtenredakteur, der auf einen Klingelknopf drückte und einen Untergebenen herbeibeorderte, der wiederum durch einen Druck auf den Klingelknopf einen anderen Untergebenen herbeizitierte, der ein Namensverzeichnis der Zeitung konsultierte. Auf diese etwas umständliche Weise kehrte die Angelegenheit wieder zu Hector Puncheon zurück, der beauftragt wurde, Mr. Higgins aufzusuchen und ihm die »Story« für ein paar Shillings abzukaufen. Mr. Higgins belieferte die Clerkenwell Road und Umgegend. Er nahm es mit Freuden auf sich, Hector Puncheon für ein kleines Entgelt die geheimnisvollen Milchflaschen zu zeigen. Er führte ihn in eine obskure Straße und verschwand in einem dunklen Eingang neben einem Gemüseladen. Sie kletterten eine düstere, baufällige, nach Katzen riechende Treppe hinauf. Ganz oben standen sie, vor einer kleinen, finsteren Tür mit einer schmutzigen Visitenkarte, die den Namen »Hugh Wilbraham« trug: fünf Viertelliterflaschen Milch. Noch nie hatte Hector etwas Trostloseres gesehen.
    Auf dem Treppenabsatz befand sich ein Fenster, das sich anscheinend nicht öffnen ließ. Ein saurer Gestank zog von unten über die enge Treppe herauf – unerträglich wie der Dunst eines Gasofens.
    »Wer ist dieser Wilbraham?« erkundigte sich Hector und versuchte seinen Ekel zu unterdrücken.
    »Weiß nicht«, erwiderte der Milchmann. »Wohnen erst sei drei Monaten hier. Milchrechnung wurde regelmäßig jeden Sonnabend von der jungen Frau bezahlt. Äußerlich schäbig, aber sprechen anständig. Meiner Meinung nach ein bißchen heruntergekommen.«
    »Wohnen nur die beiden hier?«
    »Ja.«
    »Wann haben Sie sie zuletzt gesehen?«
    »Sonnabendmorgen, als sie bezahlte. Hatte geweint. Sind die nun auf und davon? Das muß ich wissen wegen dem Milchgeld für diese Woche. Weiß gar nicht, was ich tun soll. Die Milch war nicht abbestellt.«
    »Wissen die Nachbarn nichts?« fragte Hector.
    »Nicht viel. Sie sagen, daß keine Möbel herausgetragen worden sind. Das ist schon was wert. Am besten sprechen Sie mit Mrs. Bowles.«
    Mrs. Bowles wohnte eine Etage tiefer und wusch für andere Leute. Nein, sie wußte auch nicht viel über die Wilbrahams. Blieben für sich. Hielten sich wohl für was Besseres. Sie hatten im letzten Juni das Zimmer unmöbliert gemietet, und sie hatte gesehen, wie die Möbel hinaufgetragen wurden: die Wilbrahams besaßen nicht einmal einen anständigen Stuhl oder Tisch. Alles Schund – der ganze Kram kaum ein paar Pfund wert. Der junge Mann war ihrer Ansicht nach ein Schriftsteller, weil er sich beklagt hatte, daß der Krach, den die jungen Bowles machten, ihn bei seiner Arbeit störte. Wenn er so empfindlich war, warum ist er dann hierhergezogen? Wie alt? Na, ungefähr dreißig. Stets mürrisch und gehässig. Sie hatte Mrs. Wilbraham – wenn es überhaupt eine Mrs. Wilbraham war – immer wieder weinen hören, wenn er mit ihr schimpfte.
    Wann, fragte

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