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Sayers, Dorothy L. - Wimsey 14 - Feuerwerk

Sayers, Dorothy L. - Wimsey 14 - Feuerwerk

Titel: Sayers, Dorothy L. - Wimsey 14 - Feuerwerk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L Sayers
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Hector, hatte sie die beiden zum letztenmal gesehen?
    Mrs. Bowles machte ihren mageren Rücken gerade und tauschte ihr Bügeleisen gegen ein anderes aus. Es war muffig heiß im Zimmer.
    »Hm«, erwiderte sie, »ich weiß nicht recht, wann ich sie zum letztenmal gesehen habe. Sonnabendmittag rannte er nach oben, und dann hatten sie sich heftig in der Wolle. Abends traf ich ihn dann auf der Treppe, als er mit einem Koffer herunterkam. Ungefähr um sechs Uhr. Er benahm sich sehr komisch und hatte es schrecklich eilig. Hat mich beinahe umgeworfen und nicht einmal ›Verzeihung‹ gesagt. Das war das letzte Mal, daß ich ihn gesehen habe. Bis jetzt ist er noch nicht wieder da. Sie auch nicht. Sonst hätte ich sie schon gehört. Schrecklich, wenn er nachts hin und her getrampelt ist und wir nicht einschlafen konnten!«
    »Dann wissen Sie auch nicht, wann Mrs. Wilbraham fortgegangen ist?«
    »Nein, aber fort sind sie, und meiner Meinung nach wollen die auch nicht zurückkommen. Ich sagte schon zum jungen Higgins: ›Wenn Sie weiterhin die Milch bringen, ist das Ihre Sache.‹ Na ja, wenn der Krempel verkauft wird, springt vielleicht das Milchgeld raus.«
    Hector dankte Mrs. Bowles mit ein paar Shillings und begab sich eine Treppe tiefer. Hier wohnte ein alter Mann, der bessere Tage gesehen zu haben schien. Er schüttelte den Kopf.
    »Nein, Sir, leider kann ich Ihnen keine Auskunft geben. Es erscheint mir manchmal seltsam, wie verloren und verlassen man in dieser Wildnis London sein kann. So hat Dickens die Stadt genannt, und beim Himmel, Sir, er hatte recht. Wenn ich morgen stürbe, und meine Gesundheit ist auch nicht mehr das, was sie war, würde kein Hahn danach krähen. Früher hatte ich meinen eigenen kleinen Laden und war sehr angesehen. Aber wenn ich heute dahinginge, würde mich niemand vermissen.«
    »Vielleicht der Mieteinnehmer«, meinte Hector.
    »Gewiß. Aber wenn er ein paarmal vergeblich käme, würde er ruhig ein paar Wochen abwarten. Dann würde er vielleicht Erkundigungen einziehen. Und natürlich auch der Mann, der die Gasmünzuhr leert. Aber das dauert manchmal lange.«
    »Das stimmt«, meinte Hector betroffen. Er hatte sich noch nie klargemacht, wie wenig das Einzelleben in London bedeutete.
    »Dann wissen Sie also wirklich nichts über diese Wilbrahams?«
    »Wenig, Sir. Besonders, seitdem ich mir gestattet habe, ein ernstes Wörtchen mit dem jungen Mann zu reden wegen der Art und Weise, wie er seine Frau behandelte.«
    »War es so schlimm?«
    »Ein junger Mann sollte nicht barsch zu seiner Frau sein«, sagte der Alte, »denn sie hat’s schwer, und Männer sind gedankenlos. Ja, davon kann ich ein Lied singen. Und sie mochte ihn gern, das konnte man ihrem Gesicht ansehen. Aber sie steckten in Schwierigkeiten, denke ich, und wenn ein Mann nicht mehr weiß, wie er das nötige Geld beschaffen soll, spricht er oft gereizt, ohne es zu wollen.«
    »Wann war das?«
    »Ungefähr vor einem Monat. Nicht hier. Im St.-PankrazKirchhof. Im Sommer ein angenehmer Platz. ›Du bedauerst wohl sehr, daß du mich geheiratet hast, wie?‹ sagte er mit einem häßlichen Lachen. Es brachte sie ganz aus der Fassung, das arme Ding. Sie merkten nicht, daß ich neben ihnen saß, bis ich mit ihm sprach.«
    »Und was sagte er darauf?«
    »Ich sollte mich um meine eigenen Angelegenheiten kümmern. Und er hatte ja auch recht. Es ist verkehrt, wenn man sich in Ehegeschichten einmischt, aber die junge Frau tat mir leid.«
    Hector nickte. »Haben Sie am letzten Sonnabend nichts von ihnen zu sehen bekommen?«
    »Nein, Sir, aber ich war den ganzen Tag nicht zu Hause.«
    Der Gemüsehändler zu ebener Erde konnte Hector auch nichts verraten. Wohl hatte er Mrs. Wilbraham gelegentlich etwas Gemüse verkauft, aber er wohnte nicht im Hause. Nach einigen weiteren Erkundigungen, die zu keinem Resultat führten, gab Hector das Rennen auf. Die Sache erschien ihm zu unbedeutend. Da er jedoch immerhin Zeit und Geld darauf verschwendet hatte, mußte er etwas aufzuweisen haben. Daher verfaßte er eine kurze Notiz:
    Fünf rätselhafte Milchflaschen
    Was ist aus Mr. und Mrs. Hugh Wilbraham, 14B Buttercup Road, Clerkenwell, geworden? Die Tatsache, daß die Milch fünf Tage lang nicht hereingeholt worden ist, erregte die Aufmerksamkeit des Milchmanns J. Higgins, der unseren am Dienstag veröffentlichten Artikel ›Milchflaschenrätsel‹ gelesen hatte. Man hat beobachtet, daß Mr. Wilbraham, angeblich ein Schriftsteller, das Haus am vergangenen Sonnabend

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