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Sayuri

Sayuri

Titel: Sayuri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carina Bargmann
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freier Wille gewesen, ihnen jetzt zu helfen. Und Marje spürte, dass nur Sayuri der Grund sein konnte, warum Quouran aus den Wäldern gekommen war.
    Marje spähte nach vorn. Längst hatten sie das Lager hinter sich gelassen. Hier schien die Wüste verlassen. Nur auf zwei Anhöhen standen Zentauren, so reglos wie Statuen, und sahen in die Landschaft hinaus.
    Yuuka erklomm einen Dünenkamm und Suieen deutete nach unten. »Dort vorne haben wir sie zurückgelassen«, erklärte er, als Marje und der Zentaur zu ihnen aufgeschlossen hatten. Erst jetzt bemerkte Marje, dass sie im Halbkreis um das Minenlager herumgeritten waren.
    »Kein Wüstenwind«, stellte Quouran fest und stieg mit behutsamen Schritten die Düne hinab. Konzentriert betrachtete er den Sand, der für Marje genauso aussah wie überall.
    »Hier hat sie gelegen«, sagte Quouran und deutete auf eine bestimmte Stelle am Wüstenboden. »Sie ist etwas kleiner als du?« Fragend sah er über die eigene Schulter.
    Marje nickte und starrte auf den Sand. Nun konnte sie eine kleine Kuhle erkennen, die sich dort abzeichnete.
    »Dann hat sie diesen Weg gewählt«, sagte Quouran und zeigte auf die Abdrücke in westlicher Richtung, die kaum als solche zu erkennen waren.
    Yuuka, die am Kamm geblieben war, lief einige Schritte vor, den Blick auf den Boden geheftet, und Suieen rutschte von ihrem Rücken, als die Wiljar plötzlich stehen blieb. »Hier oben ist sie in den Sand gesunken«, murmelte sie.
    Der Zentaur setzte sich in Bewegung und galoppierte den Hang hinauf. »Und nicht mehr aufgestanden«, fügte er hinzu.
    »Sie hat aufs Lager gesehen«, stellte Marje leise fest und versuchte, sich Sayuri vorzustellen, wie sie hier gesessen hatte, ganz alleine, während dort unten die Welt untergegangen war.
    »Sie war es«, sagte Suieen leise. »Sie hat das Wasser gerufen.«
    Marje nickte. Es tat so gut, dass es endlich jemand aussprach. Es machte das Unvorstellbare ein wenig leichter zu begreifen.
    »Es muss sie viel Kraft gekostet haben«, fügte Suieen mit rauer Stimme hinzu, doch in ihr lag Bewunderung.
    »Zu viel, um sich mit eigener Kraft von hier fortzubewegen«, sagte Yuuka.
    Marje schluckte. Die Angst schnürte ihr die Kehle zu und sie wusste nicht, woher sie vorhin noch ihre Gelassenheit genommen hatte.
    Sie dachte daran, wie Sayuri Wasser aus ihren Händen geschöpft hatte. Auch das schon hatte sie angestrengt. Aber was war mit den gewaltigen Kräften, die sie ihre Tat gekostet haben musste?
    Quouran sah über das Tal hinweg zu den Dünen, die sich in die Weite der Wüste erstreckten. Ein Lächeln umspielte seine Lippen, als er sich wieder umdrehte und Marje winkte. »Siehst du die großen Abdrücke?«, fragte er und deutete ins Tal.
    Einen Augenblick lang hatte Marje keine Ahnung, was er meinte. Außer Sayuris Fußabdrücken konnte sie nichts erkennen. Doch ein paar Sekunden später riss sie die Augen auf, als sie riesige Abdrücke sah, so groß, dass sie fast über zwei Mannslängen gehen mochten.
    »Was, bei Turu …?« Marje brach ab, als sie bemerkte, wie Quouran Yuuka einen fragenden Blick zuwarf.
    Die Katze nickte dem Zentauren zu und auf ihrem Gesicht zeigte sich ein wissendes Raubtierlächeln.

10. Kapitel
    S ie lebt«, knurrte der Wiljar unzufrieden. »Sie könnte jederzeit zurückkehren, Herr, und dann wäre die Stadt verloren. Mit jedem Tag, den sie lebt, wächst die Gefahr.«
    Müde strich Miro sich die Haare aus der Stirn. »Wir konnten nicht ahnen, dass die Soldaten so versagen würden. Ich hatte mehr von Hauptmann Binor und Rajar erwartet. Wir müssen es mit den grauen Boten versuchen.«
    »Das wird nicht reichen«, entgegnete der Wiljar. »Lasst die Söldner nach ihr suchen. Sie sind es, die sich in der Wüste auskennen. Das Mädchen muss sterben!«
    »Wie soll sie denn dort draußen überleben?«, fragte Miro spöttisch. »Sie ist doch jetzt schon fast tot.«
    »Vergesst nicht, dass Euer Neffe bei ihr ist«, gab der Wiljar zu bedenken. Würdevoll saß er im Schatten einer Säule, die neun Schwänze um sich gelegt, als wollte er sich porträtieren lassen. »Er wird nicht kopflos durch die Wüste laufen. Mit Sicherheit hat er Pläne.«
    »Kiyoshi würde sich niemals gegen mich stellen!«, protestierte Miro entschieden. Angespannt rutschte er auf seinem Sessel nach vorne. Seine Finger trommelten unruhig auf die reich verzierten Armlehnen.
    »Hat er das nicht schon längst?«, fragte der Wiljar in einem schmeichelnden Ton. »Ruft die Söldner. Sie werden

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