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Sayuri

Sayuri

Titel: Sayuri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carina Bargmann
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selten von Kaufleuten genutzt, da sie zu den Minen der Clans führten.
    Die Söldner nutzten diese Strecken, wenn sie zwischen ihren Minen hin und her reisten oder durch die Wüste wollten, ohne den Soldaten des Kaisers zu begegnen, die nur zwischen den Höfen anzutreffen waren.
    Bevor Suieen und Yuuka die Handelsstraße erreichten, kamen sie an einer Felsengruppe vorbei, die wie die Zähne eines riesigen Raubtiers in den Himmel ragten. Zwischen ihnen verbargen sich Höhlen und Schächte, die die Natur im Laufe der Jahrhunderte in den Stein gegraben hatte.
    Dort würde Yuuka sich verstecken und auf seine Rückkehr warten. Nur eine Handvoll Karawanenführer kannte diese Höhlen und manche nutzten sie als Lagerräume, aber wie Suieen hielten sie diese Verstecke geheim. Das Wissen war zu kostbar, denn es gab nur wenige Orte, die weder den kaiserlichen Soldaten noch den Söldnerclans bekannt waren.
    »Geh kein Risiko ein«, bat Yuuka.
    Seine Hand ruhte wieder auf ihrem Fell, streichelte es gedankenverloren. »Tue ich doch nie«, antwortete er ebenso leise.
    Die Handelsstraße zeichnete sich in der Wüste ab. Sie überquerten ein abgeerntetes Feld, aus dessen verkrusteten Ackerschollen nur noch die Stoppeln der Getreidehalme ragten.
    »Ich wünschte, es gäbe andere Quellen«, murmelte Yuuka halblaut.
    Suieen zuckte nur mit den Schultern. Es war sinnlos, sich etwas zu wünschen, von dem man wusste, dass es nie Wirklichkeit werden würde. Der Krieg hatte die Wasserquellen zerstört. Dort, wo sie einmal im Überfluss gesprudelt, wo sich breite Flüsse durch die Welt gezogen hatten, quollen nur noch kleine Rinnsale Magie aus dem Boden und auch sie wurden immer spärlicher. Irgendwann, wenn die Quellen ganz versiegten, würde man die Wüste nicht mehr durchqueren können. Dann würden nur noch zwei Quellen bleiben: die der Shaouran und die der Menschen.
    Dann ist meine Reise zu Ende, dachte Suieen. Dann muss ich mich für die eine oder die andere Hälfte entscheiden und hoffen, dass sie mich akzeptieren.
    Die Aussicht, sich auf die Gnade eines der Völker verlassen zu müssen, gefiel ihm wenig. Sanft stieß Yuuka ihn an und lenkte seine Aufmerksamkeit wieder auf den Weg, der vor ihnen lag.
    Seit Jahren verhandelte er mit den Soldaten an den Toren und so manches Mal mussten ihm die Götter beigestanden haben. Einmal hatte ihn ein Bauer erkannt, bei dem er sich einige Tage zuvor in der Speisekammer bedient hatte, und das hätte ihn beinahe das Leben gekostet. Ein anderes Mal waren einem der Soldaten seine ungewöhnlich spitzen Eckzähne aufgefallen. Obwohl er Yuuka davon nie erzählt hatte, schien sie zu spüren, wie gefährlich es an den Stadttoren war.
    »Pass auf dich auf«, mahnte sie noch einmal. So ungern sie ihn alleine ziehen ließ – ihr Erscheinen würde für sie beide den sicheren Tod bedeuten.
    Liebevoll strich er ihr über das sandfarbene Fell. »Bis heute Abend dann«, sagte er nur und Yuuka stieß einen Laut aus, der sich irgendwo zwischen Schnurren und einem Grollen aus tiefster Kehle einordnen ließ.
    Ohne sich noch einmal umzusehen, folgte Suieen dem Weg, der entlang der Felder auf die Stadt zuführte. Bald schon kam ihm ein Bauer auf seinem Wagen entgegen, aber er schenkte dem Jungen keine Aufmerksamkeit. Aus dem Schatten seiner Kapuze heraus beobachtete Suieen, wie er die Grions von der Hauptstraße auf einen schmaleren Weg zwischen den Feldern zu seinem Hof lenkte.
    Über ihm spannten sich nun die großen Wasserleitungen der Stadt. Etwa vier Meter über dem Boden leiteten sie das Wasser aus den Zinaden zu gut bewachten Speichern zwischen den Höfen. Von dort holten sich die Bauern ihr Wasser. Suieen wusste, dass das Wasser sogar noch weiter nach Westen geleitet wurde, wo ein paar abgelegene Bauern ihre Felder bestellten. Aber die Hoffnung, dort an frisches Wasser zu kommen, hatte er aufgegeben. Die Soldaten, die diese Orte bewachten, führten über jeden Wassertropfen Buch. Es war unmöglich, dort unbemerkt an Wasser zu kommen oder die Soldaten zu bestechen.
    So blieben ihm nur die Stadttore, an denen er mit den Wachen verhandeln konnte, auch wenn er für das Wasser aus ihren kleinen Speichern horrende Summen zahlen musste. Je näher er dem Tor kam, desto unruhiger wurde er. Am Straßenrand hatte er ein paar kleinere Steine aufgelesen. Mithilfe seiner Magie formte er sie zu perfekten Kugeln und glättete ihre Oberflächen, bis sie keine Unebenheit mehr aufwiesen. Er musste etwas schaffen, das ungewöhnlich

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