SB 121 – Mission Zeitbrücke
Blaugekleideten für Angehörige der lokalen Polizei.
Die schmalen Rampen führten von individuellen Schiffslandeplätzen in das Straßengewirr hinab. Daneben gab es breite Rampen wie jene, der sich der Energiesteg der TRISTOM genähert hatte, und die Schächte von Lastenaufzügen, die tiefer in den Untergrund hinabführten.
Mallagan bemühte sich, die Richtung nach Süden einzuhalten. Dort lag die Stadt Gruda. Es gab keinen Grund anzunehmen, dass sich die Bruderschaft im Bereich des Raumhafens selbst eingenistet hatte. Die Welt der subplanetaren Verkehrswege war verwirrend in ihrer scheinbaren Unordnung. Aber Rollbahnen konnten stillgelegt, Straßenzüge mit lähmendem Gas geflutet werden. Kein Umstürzler würde sich ein Versteck in diesem Gelände suchen. Die Bruderschaft hatte ihren geheimen Sitz entweder in Gruda oder in Unadern oder in dem Tal, das beide Städte verband.
Allmählich tauchten an den Rändern der Rollsteige Ladengeschäfte auf, wenig später auch Restaurants und Vergnügungsstätten. Die Menge der Passanten wurde dichter. Abendliche Hauptverkehrszeit. Von hier und da klang Musik. Unter der hohen Straßendecke waren Projektionswände angebracht, auf denen Nachrichtentexte in Krandhorjan blinkten. Die unterirdische Welt nahm ein eindeutig städtisches Gepräge an, was nach Mallagans Ansicht bedeutete, dass sie sich mittlerweile unterhalb der Stadt Gruda befanden.
Verfolger schien es bislang nicht zu geben. Surfos Blick schweifte in regelmäßigen Abständen zu den Projektionen hinauf; aber die dort ablaufenden Texte erwähnten nichts von drei flüchtigen Rekruten.
Er wechselte auf ein langsameres Band über, das in eine Seitenstraße führte. Die Trasse stieg in sanftem Winkel in die Höhe.
Mallagan sah sich nach Brether und Scoutie um. Sie waren ihm gefolgt und wirkten gelassen. Sogar ein wenig gelangweilt wie Leute, die täglich hier zu tun hatten und sich nichts sehnlicher wünschten, als dass sie schon zu Hause wären. Nur Surfo erkannte, dass der Schein trog. Scoutie biss die Zähne zusammen, dass ihre Wangenknochen hervortraten, und Brethers fröhliches Jungengesicht wirkte unnatürlich hart. Sie haben Angst, genau wie ich, ging es ihm durch den Sinn.
Ein hallender Gongschlag ließ ihn aufmerken. Die Nachrichtentexte waren aus den Projektionen verschwunden, stattdessen war der Oberkörper eines gewichtigen Kranen zu sehen. Er trug die blaue Uniform des Ordnungsdiensts. Jeder in der Menge blickte jetzt in die Höhe. Der Krane begann zu sprechen.
»Von dem soeben auf Keryan gelandeten Versorgungsschiff TRISTOM haben sich drei Besatzungsmitglieder abgesetzt. Sie stehen im Verdacht, der verbotenen Bruderschaft anzugehören ...«
Die Seitenstraße trug die Betschiden davon. Die dröhnende Stimme des Kranen blieb hinter ihnen zurück, klang aber nur Augenblicke später vor ihnen wieder auf. Das Band schwang sich in sanftem Bogen in die Höhe. Weit voraus wurden die Helligkeit und der dicht gedrängte Verkehr einer weiteren Hauptstraße sichtbar. Die Nebenstraße bestand aus nur zwei Rollsteigen, die sich mit verschiedenen Geschwindigkeiten in derselben Richtung bewegten. Beide Streifen waren fast leer.
»Wir bleiben in der Menge, solange es geht.« Mallagan bediente sich der Sprache von Chircool. »Haltet Ausschau nach Schächten, die in die Höhe führen!«
Die Seitenstraße mündete in die Hauptverkehrsader. Nach wie vor hing die Stimme des kranischen Polizisten in der Luft. Mittlerweile gab er eine Beschreibung der drei Flüchtigen. Surfo Mallagan spürte ein nervöses Prickeln auf der Haut. Er sah sich um und versuchte zu erkennen, wie viele Gesichter in der Menge ihn und seine Gefährten anstarrten. Jeden Moment erwartete er den Aufschrei: »Da sind sie!« Wie viele Sekunden würde es dann dauern, bis die Meute ringsum erkannte, dass sie diejenigen waren, auf die die Beschreibung passte?
Aber die Aussagekraft einer verbalen Beschreibung war gering. Die Kranen und Prodheimer-Fenken, Lysker und Tarts konnten mit Angaben wie »... der Gestalt eines Ai ähnlich, jedoch ohne Augenstiele, mit herkömmlichem Mund anstatt stülpbarer Kinntasche und ohne verfärbbare Hautteile der Schädelsenken ...« wenig anfangen. Erleichtert nahm Mallagan wahr, dass kaum jemand auf sie achtete.
Weiter vorn führte eine Brücke über die Straße, einer der Querwege, die die Hauptverkehrsadern untereinander verbanden. Von rechts kam ein Trupp Blauuniformierter. Die Polizisten postierten sich entlang
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