SB 121 – Mission Zeitbrücke
dein Lieferzugang?«, fuhr er ihn an.
Das Echsenwesen war heftig zusammengezuckt und stammelte nur.
»Der Lieferstollen!«, zischte Mallagan. »Rasch, oder du liegst flach auf dem Kreuz!«
Der Tart begriff endlich, wie bedrohlich die Lage für ihn war. Mit einem ängstlichen Blick auf die Eindringlinge zeigte er auf eine Tür. Dahinter lag ein mäßig erleuchteter Raum, der bis auf wenige Warenbehälter leer war. Im Hintergrund zeichnete sich die Öffnung eines Antigravschachts ab.
»Ich erhalte meine Lieferungen von dort.« Der Tart deutete auf den Schacht. »Sie kommen über das Verladenetz mehrere Ebenen unter uns.«
»Verstanden«, sagte Mallagan. »Verschließ die Eingangstür!«
Der Tart beeilte sich, dem nachzukommen. Ein Schockerschuss ließ ihn dann ächzend in sich zusammensinken. »Ich bedaure das«, sagte Mallagan und wandte sich an Scoutie: »Den Schacht hinab!«
Sie sanken mit beträchtlicher Geschwindigkeit. Manchmal glitten Öffnungen an ihnen vorbei, einige hell erleuchtet, andere dunkel. Sie schenkten dem wenig Beachtung, denn ihr Ziel lag auf der untersten Ebene.
Der bewusstlose Tart würde ihnen einige Minuten zusätzlichen Vorsprung verschaffen. Wenn die Ordnungshüter in den Laden eindrangen und den Inhaber nicht fanden, mussten sie annehmen, dass die Flüchtlinge ihn als Geisel genommen hatten. Erst wenn sich hinter der verschlossenen Tür nach mehreren Aufforderungen niemand meldete, würden sie gewaltsam dort eindringen. Dann begann die Jagd von Neuem.
Mallagan konnte nicht abschätzen, wie viele Hundert Meter sie unter der Oberfläche waren, als der Schacht endete. Er blickte in einen dürftig beleuchteten Korridor des Verladenetzes, der sich schon in geringer Entfernung mehrfach verzweigte.
Aufs Geratewohl setzten sie sich in Bewegung. Es dauerte nur kurze Zeit, dann hörten sie Geräusche, die immer näher kamen. Manchmal waren es Schritte, dann wieder Stimmen und schließlich Laute, die von Maschinen zu kommen schienen. Ein Netz zog sich um sie zusammen. Mallagan hatte die Schwierigkeit des Untertauchens auf Keryan unterschätzt. Sie würden nie mit der Bruderschaft in Kontakt kommen.
Ein Schatten tauchte vor ihnen auf. »Nicht schießen!«, wisperte eine zitternde Stimme auf Krandhorjan.
An der Einmündung eines Seitenstollens stand ein Prodheimer-Fenke mit lichtblauem Fell. Die halbkugeligen Augen waren dunkel vor Angst. »Biegt nach rechts ab«, wisperte er. »Geht immer geradeaus. Weicht nicht vom Weg ab.«
»Und dann?«, fragte Mallagan.
Irgendwo im Gewirr der Gänge und Schächte gab es einen lauten Krach. Der Prodheimer-Fenke zuckte zusammen und stob davon. Mallagan hätte das verhindern können. Aber wozu? Sollte er dem hastig erhaltenen Rat folgen? Eine Richtung war so gut oder so schlecht wie die andere. Sie hatten kaum mehr etwas zu verlieren.
Er wandte sich nach rechts. Die Luft wurde allmählich muffig, aber die Geräusche deuteten an, dass sich das Netz der Verfolger enger zusammenzog. Mallagan, der an der Spitze ging, stolperte über eine Unebenheit des Bodens und sah sich um. Risse durchzogen den gegossenen Wandverputz; der Untergrund war aufgebrochen und ließ nackten Fels sehen.
»Dieser Gang ist seit hundert Jahren nicht mehr benützt worden«, sagte Scoutie.
»Hundert Jahre ...«, knurrte Brether Faddon. »So lange sind die Kranen noch gar nicht hier.«
Sie gingen weiter. Die Zeichen des Verfalls wurden immer deutlicher. Eine letzte Lampe blakte zitternd in der Decke, dahinter war Dunkelheit. Geröll blockierte teilweise den Gang.
»Wie lange, seit wir an der letzten Abzweigung waren?«, fragte Mallagan.
»Vier bis fünf Minuten«, schätzte Scoutie.
Die Geräusche wurden deutlicher. Stimmen waren zu hören, erstmals verständliche Wortfetzen. »... weiter rechts ... – deutlicheres Signal. Vorsicht ... bewaffnet.«
Die Verfolger wussten offensichtlich ziemlich gut, wo sie die Flüchtlinge suchen mussten. Wahrscheinlich standen sie mit den Rechnern in Verbindung, die das Verladenetz kontrollierten.
»Was nun?« Im Schein der flackernden Lampe las Mallagan die Frage von Scouties Lippen ab. Er empfand Hilflosigkeit und Scham. Die Freunde hatten sich auf ihn verlassen, weil er zwei Spoodies trug. Was immer er entschied, war gut, hatten sie geglaubt. Und dass er sie aus allen Schwierigkeiten führen würde.
Ein Geräusch kam aus der unmittelbaren Umgebung. Mallagan fuhr herum. In der von vielfältigen Rissen übersäten Wand war eine dunkle
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