SB 121 – Mission Zeitbrücke
bevor Versellu sie zu sehen bekam. »Keine Angst!«, rief der Tart. »Das ist nur Unru, mein Freund. Komm her, Unru, zeig dem Ai, dass er sich vor dir nicht zu fürchten braucht!«
Das mächtige Tier erhob sich vom Boden und stand still, während ihm der Tart den knochigen Schädel kraulte.
»Falle nicht für dieses Tier?«, fragte Faddon.
»Für Unru? Nein.« Versellu gab ein rhythmisches Zischen von sich, das bei Tarts Ausdruck der Heiterkeit war. »Im Gegenteil. Unru ist der Einzige, der mir hilft, die Schädlinge fernzuhalten.«
»Was für ein Tier? Von Keryan?«, wollte Brether wissen.
»Unru ist ein Maquali. Ich habe ihn von Quonzor, meiner Heimat. Es gibt keinen gehorsameren Diener.«
Die Hütte wurde vor Anbruch der Dunkelheit wenigstens so weit fertig; dass Brether und Scoutie eine einigermaßen bequeme Nacht verbringen konnten.
»Wo er wohl stecken mag?«, fragte Brether Faddon, während sie aßen und tranken, ohne dass ihnen jemand dabei zusah. Versellus großzügige Einladung, mit ihm zu essen, hatten sie zwar abgelehnt, von ihm aber dennoch eine große Schüssel mit Getreideschrot und klein gehacktem Fleisch sowie einen Kanister mit einem leicht alkoholischen Getränk erhalten.
»Ich wette, Surfo hält sich hinter uns«, sagte Scoutie unvermittelt. »Falls uns etwas zustößt, hat er die bessere Übersicht. So denkt er, das weiß ich genau. Heute ist er wahrscheinlich nicht einmal bis Engfern gekommen.«
Faddon schwieg. Es bedrückte ihn, wenn Scoutie davon sprach, wie gut sie sich in Surfo Mallagans Gedanken auskannte. Später stellte er die leere Schüssel und den fast geleerten Kanister vor die Hütte. Er schickte sich an, die Lampe zu löschen, als er eine helle Stimme rufen hörte: »Heda, ist jemand zu Hause? Hier ist Firsenq, der Händler. Ich habe wundervolle Waren zu billigen Preisen ...«
Es war noch dunkel, als Faddon aufstand, sich die Maske überzog und aus der Hütte kroch.
Auf der anderen Seite des Tales hatte der Himmel schon einen hellen Rand. Brether Faddon hielt nach Unru Ausschau, aber der Maquali war nirgendwo zu sehen. Er überquerte die Lichtung des Anwesens und fand ohne Mühe den Waldpfad, auf dem sie am vergangenen Tag gekommen waren.
Als er die Falle erreichte, war es fast schon hell. Versellu hatte sich nicht die Mühe gemacht, das Loch wieder abzudecken. Auf dem Boden lagen Steine, so groß wie eine kräftige Faust. Auf einen dieser Steine war Scoutie gestürzt und hatte sich dabei den Fuß gebrochen. Wozu waren die Steine da?
Als er sich wieder aufrichtete, schob sich eben der glühende Sonnenrand über die Berge. Faddon sah auch die Silhouette des Maqualis. Das mächtige Tier stand weiter unten am Pfad und hatte Brether den Kopf zugewandt, als müsse es auf ihn aufpassen.
Faddon setzte sich wieder in Bewegung. Der Maquali warf sich zur Seite und eilte in lockerem Trab davon.
Scoutie war wach, als Faddon die Hütte wieder betrat. »Was macht der Fuß?«, fragte er.
»Besser. Das Pochen hat aufgehört. Ich wette, ich könnte schon darauf stehen.«
»Den Teufel wirst du tun. Wenn wir hier losmarschieren, brauche ich einen Begleiter, der rennen kann.« Faddon sagte das so eigenartig, dass Scoutie aufhorchte.
»Stimmt etwas nicht?«
Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare. »Ich weiß es nicht. Ich war bei der Falle. Versellu hat sie bislang nicht repariert.«
»Er hatte keine Zeit dazu«, vermutete Scoutie.
»Das sagte ich mir auch. Aber warum hat er die Grube mitten auf dem Pfad angelegt, wo jeder Wanderer einbrechen und sich verletzen kann? Warum hat er kein Warnzeichen aufgestellt?«
»Sag's mir«, verlangte Scoutie.
»Es hört sich ziemlich abenteuerlich an. Ich dachte mir, Versellu hat kein Geld. Seine Geräte sind so altertümlich, als hätte er sie aus einem Museum beschafft. Vor ihm liegt eine Menge Arbeit. Ich weiß nicht, was er anbaut; doch sobald die Pflanzen größer werden, brauchen sie Pflege. Hältst du es für denkbar, dass er die Falle angelegt hat, um sich ... Arbeiter einzufangen?«
Scoutie lachte auf. »Wie wollte er uns hier festhalten?«
»Er weiß nicht, dass wir bewaffnet sind. Der Maquali gibt einen guten Wächter ab.«
Plötzlich hallte Versellus Stimme über die Lichtung: »Seid ihr wach und hungrig? Kommt euch die Morgenmahlzeit holen.«
Faddon klopfte Scoutie beruhigend auf die Schulter und ging hinaus. Er sah, dass in der Nähe der Hütte einige junge Pflanzen zertreten waren. Das musste er gewesen sein, als er im
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