SB 121 – Mission Zeitbrücke
Dunkeln zu seinem Morgenspaziergang aufbrach.
Surfo Mallagan hatte sich ein Dutzend Mal gefragt, warum die Nachricht in Krandhorjan geschrieben war, und immer wieder dieselbe Antwort gefunden: weil der Bote, dem seine Gefährten die Botschaft anvertrauten, den Text auf jeden Fall zu lesen versuchen würde. Bei der ihm unbekannten Sprache von Chircool hätte er vielleicht Verdacht geschöpft – besonders dann, wenn er das Alphabet der Ai kannte.
Woher hatten die Freunde gewusst, wo der Bote ihn finden würde? Sie konnten sich denken, dass er versuchen würde, hinter ihnen zu bleiben. Er würde also unbedingt in Engfern haltmachen.
Mallagan bedauerte, dass er den Prodheimer-Fenken nicht festgehalten und ausgefragt hatte. Warum stand da kein Wort, weswegen Scoutie und Faddon seine Hilfe brauchten? Auf Versellus Farm würde er erfahren, was los war. Auch dann, wenn es sich um eine Falle handelte.
Er kam an ein Feld, auf dem Prodheimer-Fenken arbeiteten. Er schritt auf den Blaupelz zu, der ihm am nächsten war, und fragte: »Versellus Farm – wo?«
Die Augen des zierlichen Geschöpfs glitzerten. »Gerechter Himmel, da droben muss wirklich etwas los sein. Du bist heute schon der Dritte, der danach fragt.«
»Wo?«, beharrte Mallagan. Der Prodheimer-Fenke wies den Hang hinauf. »Etwa neun Kilometer von hier. Im Wald stößt du auf einen Pfad, der bringt dich zu Versellu.«
»Dank«, schnarrte Surfo. »Schon zwei vor mir? Welche Sorte?«
Die Frage schien den Blaupelz zu verwirren. Er blickte Hilfe suchend zur Seite. Einer seiner Genossen, der die Unterhaltung mit angehört hatte, sagte: »Ein Tart und einer von uns.«
»Grund genannt?«
»Nein. Aber wenn noch welche vorbeikommen und nach Versellu fragen, dann mache ich mich selbst auf den Weg und sehe nach, was dort oben los ist.«
Die Zweifel ließen Mallagan nicht los. Es war alles zu perfekt, zu plausibel. Dschungelartige Vegetation verdrängte die Felder. Er blickte den Pfad entlang. Es war erstaunlich, dass die Vegetation den schmalen Weg nicht längst zurückerobert hatte. Einige Hundert Meter weiter lagen große Felsen verstreut, ebenfalls von Pflanzen bedeckt.
Es bereitete Mallagan keine Mühe, einen der Blöcke zu erklimmen. Oben machte er es sich zwischen niedrigen Büschen so bequem wie möglich. Der Pfad lag unter ihm. Niemand kam hier unbemerkt vorbei.
Warum hatte der Feldarbeiter gezögert, als er ihn fragte, welcher Art die beiden Geschöpfe gewesen seien, die vor ihm nach Versellus Farm fragten? Wie würde jemand vorgehen, der ihn in eine Falle zu locken versuchte? Er würde versuchen, ihn zur Eile zu bewegen. Schließlich war eine Belohnung von zehntausend Tali auf die Ergreifung der drei Betschiden ausgesetzt. Mallagan stellte sich Firsenq vor, wie er den Hang herabkam und unterwegs zu den Arbeitern sprach. »Wenn einer kommt, der nach Versellus Farm fragt, dann macht ihm vor, dort oben sei einiges los. Sagt ihm, es hätten sich heute schon mehrere nach Versellu erkundigt.« So hätte es sein können. Nur, wer gab ihm Gewissheit?
Ein Geräusch klang herauf. Sekunden später kam eine zierliche lichtblaue Gestalt zum Vorschein. Mallagan beobachtete den Wanderer, bis er auf der anderen Seite des Felsens wieder verschwand. Firsenq ... Also hatte er sich nicht getäuscht.
Scoutie und Brether Faddon waren entweder schon gefangen oder sollten erst in eine Falle gelockt werden. Eine andere Deutung der Zusammenhänge gab es nicht. Die Frage, warum der verräterische Prodheimer-Fenke nicht schon in Engfern zugeschlagen hatte, verursachte Mallagan kein Kopfzerbrechen. Firsenq war allein und seiner Sache nicht sicher gewesen. Hier in den Bergen hatte er Helfer.
Mallagan folgte dem Prodheimer-Fenken in sicherem Abstand. Aber beinahe wäre er zu weit vorgeprellt. Er bog um eine Wegkrümmung und sah den Verräter keine fünfzehn Meter vor sich. Firsenq war stehen geblieben. Mit wem sprach er? Drüben teilte sich das Gebüsch, und ein zweiter Blaupelz kam zum Vorschein. Surfo konnte nicht verstehen, was die beiden miteinander redeten, doch er sah sie heftig gestikulieren – den Weg entlang, den Firsenq gekommen war, ebenso in die entgegengesetzte Richtung, wo eine zerklüftete Felswand über die Baumwipfel emporragte.
Firsenq ging schließlich weiter; sein Artgenosse zog sich in sein Blätterversteck zurück. Mallagan kehrte um und umging den versteckten Posten in weitem Bogen. In dem dichten Gebüsch erwies sich das Vorankommen als
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