SB 121 – Mission Zeitbrücke
lang gestreckte Leib eines größeren Tieres brach aus dem Unterholz hervor. Faddon sah drei Beinpaare und einen bulligen Schädel. Das Tier jagte den Pfad entlang und stieß ein wildes Geheul aus.
Brether Faddon nahm die Suche wieder auf.
Von irgendwoher hörte er plötzlich Scouties Stimme: »Pass auf, wo du hintrittst. Die Gegend ist tückisch.«
Da sah er das Loch im Boden. Es war über zwei Meter tief und maß drei Meter im Quadrat. Scoutie war hineingestürzt und hielt sich das rechte Bein. Die Maske hatte sie abgenommen. »Hilf mir hoch!«, sagte sie. »Ich habe mir den Knöchel verstaucht.«
Der Rand des Loches war sorgfältig mit großen Blättern und aufgeschüttetem Bodenmaterial abgedeckt. Faddon schob sich vorsichtig in eine liegende Position, in der er Scoutie die Hand reichen und sie nach oben ziehen konnte.
»Ich möchte wissen, welcher Narr die Falle mitten auf dem Weg angelegt hat«, schimpfte sie.
Brether Faddon erzählte ihr von dem grauen Tier. Dabei untersuchte er Scouties Fuß und stellte fest, dass er gebrochen war. Mit einem zurechtgeschnittenen Aststück und einem Tuch schiente er den Bruch. Er war noch mit dem Verband beschäftigt, da hörte er das Summen eines Gleitertriebwerks.
»Maske auf!«, zischte er.
Scoutie zog sich das schlaffe Gebilde aus Organoplastik über den Kopf. Ein altertümlicher Bodengleiter kam den Pfad entlang. Hinter der Kanzelverglasung schimmerte der Schuppenpanzer eines Tarts. Scouties Maske fing erst an, sich zu formen. »Leg dich hin!«, sagte Faddon hastig. »Gesicht nach unten!«
Der Gleiter stoppte wenige Meter entfernt. Brether ging dem Fahrzeug entgegen. Je länger er den Tart von Scoutie fernhalten konnte, desto besser. Schwerfällig kletterte das Echsenwesen aus dem Fahrzeug.
»Sprichst du Krandhorjan?«, fragte es.
Brether bejahte.
»Das ist gut«, sagte der Tart. »Mit eurem Blinken kenne ich mich nicht aus. Ich heiße Versellu. Ich habe diese Falle gebaut, um ein gefährliches Tier zu fangen, das meine Ernte schädigt. Ich sehe, einer von euch hat sich verletzt. Das tut mir leid. Ich will euch helfen.«
»Dank«, schnarrte Brether. »Schon-Gestern Fuß gebrochen. Du hast Medizin?«
Der Tart musterte Scoutie. »Medizin?«, wiederholte er. »Wir brauchen einen Mediker.«
»Mediker nicht gut.« Faddon machte eine Geste des Unwillens. »Kein Mediker auf Keryan versteht Ai-Mutanten.«
»Da hast du recht«, bekräftigte der Tart, und er schien erleichtert zu sein. »Ihr könnt beide auf meiner Farm bleiben, bis der Fuß geheilt ist. Wie heißt du?«
»Breiter-Pfad«, schnarrte Brether.
»Also gut, Breiter-Pfad, du kannst mir helfen, deinen Freund aufzuladen ...«
Scouties Maske hatte sich inzwischen stabilisiert, die Augenstiele eingezogen und die Pupillen geschlossen. Faddon und der Tart luden sie behutsam auf den Gleiter. Versellu setzte sich ans Steuer und dirigierte das Fahrzeug den Pfad hinab.
Nach wenigen Minuten erreichten sie ein halbkugelförmiges Gebäude. Es war aus Ästen und Plastikmaterial ziemlich roh gefertigt. »Kein Palast, aber es bietet mir Unterkunft«, sagte Versellu. »Ich bin erst seit Kurzem auf Keryan. Wenn ich mir die Schädlinge vom Leib halten kann, werde ich bald ein reicher Farmer sein.«
Für einen Tart, fand Brether Faddon, war er auffallend gesprächig.
»Für euch werde ich extra bauen müssen«, fuhr Versellu fort. »Keine Sorge, das geht schnell.«
Das war nicht zu viel versprochen. Während Faddon sich um Scoutie kümmerte, fällte der Tart Bäume und errichtete eine Rundwand. Dabei bediente er sich durchweg primitiver Werkzeuge. Versellu war kein reicher Farmer. Doch bei dem Eifer, den er an den Tag legte, glaubte Faddon ihm gern, dass seine Bedürftigkeit nur von kurzer Dauer sein werde.
Brether Faddon versah Scouties Fuß mit kühlenden Umschlägen. Wasser dafür beschaffte er aus einem trogförmigen Brunnen. Bei einem seiner Gänge zum Brunnen hatte er das Gefühl, beobachtet zu werden. Er sah sich um. Das Gestrüpp teilte sich, und durch die Zweige schob sich ein bulliger Schädel mit mächtigem Gebiss. Zwei tückische Augen funkelten Faddon an. Er ließ die Bandage fallen und griff instinktiv nach der Waffe.
Auf seinen Warnschrei hin eilte Versellu herbei. Die Bestie hatte sich inzwischen vollends aus dem Unterholz hervorgeschoben und lag mit dem Leib dicht an den Boden gedrückt. Der kräftige Schwanz peitschte das Erdreich.
Faddon schob die Waffe rechtzeitig in den Gürtel zurück,
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