SB 121 – Mission Zeitbrücke
Verletzten.
Faddon stieg auf die Ladeplattform. Schwere Schutzplanen waren mit dem Rand der Plattform verknöpft. Es kostete ihn einige Mühe, die Verschlüsse zu lösen. Allerdings fand er nur zwei anspruchslose große Plastikbehälter, die noch dazu leer waren. Von den automatischen Geräten, die Versellu angeblich bestellt hatte, war keine Spur.
Er rutschte bis zum Rand der Plattform. »Achtung, Scoutie!«, rief er in der Sprache von Chircool.
Der Tart richtete sich ruckartig auf. Scoutie schlug ihren Mantel auseinander, um die Waffe zu greifen, in derselben Sekunde schoss wie ein grauer Blitz der Maquali aus dem Gestrüpp hervor und sprang sie an.
Faddon rollte von der Plattform hinab. Eine helle Stimme sagte: »Du hast genug geschnüffelt, Fremder.« Gleichzeitig spürte er einen stechenden Schmerz im Nacken, fiel vornüber und verlor das Bewusstsein.
Er lag auf dem Boden, und das Atmen fiel ihm bemerkenswert leicht. Sie hatten ihm die Maske abgenommen! Er hielt die Augen geschlossen und stellte fest, dass er an Armen und Beinen gefesselt war.
Wäre ihm doch schon vor zehn Minuten alles so klar gewesen. Brether Faddon erinnerte sich an die zertretenen Pflanzen vor der Hütte. Wäre er ein wenig aufmerksamer gewesen, hätte er wahrscheinlich bemerkt, dass sie sich schon wieder halb aufgerichtet hatten. Sie waren am Abend vorher niedergetreten worden, als Scoutie und er sich in der Hütte unterhielten und der Prodheimer-Fenke lauschte. Er hatte sie ohne Masken gesehen und in der ihm fremden Sprache reden hören. Später hatte Firsenq sich der Lichtung aus einer anderen Richtung genähert und seine Ankunft laut verkündet.
Was wollte der Blaupelz mit ihnen? Geld verdienen. Auf die Ergreifung der Betschiden war ohne Zweifel eine hohe Belohnung ausgesetzt. Aber warum hatte er sie nicht sofort festgenommen? Wozu die langwierige Vorbereitung?
Faddon hörte Stimmen in der Nähe: die hellen, aufgeregt klingenden Organe mehrerer Prodheimer-Fenken und die zischenden Laute des Tarts. Sie sprachen über den Abtransport der Gefangenen. Versellu redete über Geld. Faddon öffnete die Lider ein wenig. Er sah Versellus altes Fahrzeug. Der Maquali kauerte daneben und wandte den Blick nicht von den Gefangenen. Weiter vorne stand das Fahrzeug des angeblichen Händlers, mittlerweile aufgerichtet und allem Anschein nach unbeschädigt.
Die Prodheimer-Fenken gestikulierten, einer wies zur Kante der Felswand hinauf. Sie waren zu fünft und bewaffnet. Faddon wandte den Kopf, so weit es ging, und sah, dass Scoutie noch nicht wieder bei Bewusstsein war.
Firsenq und ein Zweiter trennten sich von der Gruppe und kletterten die Felswand empor. Nach einer Weile drangen beide in das Dickicht ein, das am oberen Rand des Absturzes wucherte, und verschwanden. Die übrigen Prodheimer-Fenken zogen sich hinter den Felsen zurück, in dessen Deckung sie wahrscheinlich schon zuvor gelauert hatten. Versellu musste ihnen folgen, obwohl ihm das offenbar nicht recht war.
Eine halbe Stunde verging. Es wurde heiß in der Bucht, deren rückwärtige Wand die Sonne wie mit einem Hohlspiegel reflektierte. Brether machte vorsichtige Bewegungen, um vielleicht die Fesseln zu lockern. Sobald er die Muskeln anspannte, stieß Unru ein drohendes Knurren aus. Inzwischen war Scoutie zu sich gekommen. Sie redete nicht, sondern sah starr in den Himmel hinauf.
Ein Schrei zerriss die Stille. »Dort ist er!«, gellte die Stimme eines Prodheimer-Fenken. »Vorsicht, er entkommt! Setzt den Gleiter in Gang und bringt ihn herauf!«
Die Blaupelze kamen hinter dem Felsen hervor. Einer warf sich in das Fahrzeug des Händlers. Das Triebwerk heulte auf. Der Gleiter schoss aus der Bucht und drang seitwärts in den Dschungel ein.
Die beiden übrigen Prodheimer-Fenken kamen auf die Gefangenen zu. Sie hatten also auf etwas gewartet. Und was immer es sein mochte, es war eingetreten, wenngleich anders als geplant.
Scoutie wandte den Kopf. »Sie sind hinter Surfo her«, sagte sie auf Chircoolisch.
21.
Als er Scoutie und Brether gefesselt auf dem Boden liegen sah, ihrer Masken beraubt, da hatte er geglaubt, er sei zu spät gekommen. Er zählte fünf Prodheimer-Fenken – einer davon war Firsenq – und einen Tart, die sich an dem umgestürzten Gleiter zu schaffen machten. In der Nähe des zweiten Fahrzeugs saß ein größeres Tier und beobachtete die Gefangenen.
Der Gleiter wurde aufgerichtet, er schien absichtlich gegen den Felsen gefahren worden zu sein. Surfo Mallagan
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