SB 121 – Mission Zeitbrücke
gestanden hatten. Mallagan kauerte am oberen Rand der Felswand und starrte grimmig in die Tiefe. Neben ihm lag Firsenq, jetzt bei Bewusstsein, aber unfähig, sich zu bewegen, weil er einen Schulterknochen gebrochen hatte.
Mallagan hatte die Maske abgenommen. »Was hindert mich daran, dich einfach über die Kante zu rollen?«, fragte er hart.
»Nichts«, antwortete Firsenq. »Nichts außer deinem Gewissen.«
»Gewissen?« Mallagan spuckte aus. »Für zehntausend Tali wolltest du uns der Schutzgarde ausliefern. Warum sollte mein Gewissen mich hindern, dich zu töten? Wir sind nicht die Einzigen, die vor der Garde fliehen. Den anderen wäre geholfen, wenn es dich und deine Geldgier nicht gäbe.«
»Auf dieser Welt lebt jeder, so gut er eben kann.« Der Prodheimer-Fenke krächzte so schwach, dass seine Stimme wie ein Hauch klang. »Die Prämienjagd ist ein Geschäft wie jedes andere. Die Bruderschaft sitzt in Unadern. Unzufriedene, Abenteurer und Revolutionäre schließen sich ihr an. Jeder wird genommen, wenn er nur zwei Spoodies im Kopf trägt. Die Bruderschaft ist ungesetzlich, und die Herzöge wollen nicht, dass sie Zustrom erhält. Darum setzt die Schutzgarde eine Belohnung für die Ergreifung derer aus, die sich der Bruderschaft anschließen wollen. Wir Prämienjäger versuchen nur, uns die Belohnung zu verdienen.«
»Ohne Rücksicht auf das Wohl der Bedauernswerten, die ihr der Garde ausliefert«, erwiderte Mallagan zornig.
»Was geschieht ihnen? Bei den meisten genügt ein kräftiges Zureden. Sie sehen ein, dass sie auf dem falschen Weg waren, und werden dorthin zurückgeschickt, woher sie kamen – nachdem man ihnen den überzähligen Spoodie abgenommen hat. Im schlimmsten Fall unterziehen sie sich einem Rehabilitierungsverfahren. An unseren Händen klebt kein Blut, Betschide. Wir stehen im Dienst des Gesetzes und lassen uns dafür bezahlen.«
»Außer Blut gibt es auch Träume. Ihr nehmt allen, die ihr der Garde ausliefert, die Träume. Sie kehren nach Hause zurück, ohne ihr Ziel erreicht zu haben.«
»Und um ihre Träume zu retten, soll ich verhungern?«, fragte Firsenq spöttisch.
»Du bist ein erbärmlicher Krämer«, sagte Mallagan voller Verachtung. »Dein Blick reicht nicht über den Rand deines Geldbeutels hinaus. Keine Angst, ich werde dir kein Haar krümmen. Du kannst hier liegen bleiben, bis einer deinesgleichen kommt. Es tut mir leid um deinen Begleiter. Er wäre noch am Leben, wenn du dich mit sechstausend Tali begnügt hättest. Hüte dich, mir wieder unter die Augen zu kommen.«
Er schritt davon.
Surfo Mallagan schlug die Richtung nach Kallidula ein. Er rechnete damit, die Stadt kurz nach Einbruch der Dunkelheit zu erreichen, und das war ihm gerade recht. Während Firsenq und sein Begleiter ihn verfolgten, hatten sich die übrigen Prodheimer-Fenken mit dem Farmer Versellu und den beiden Gefangenen auf den Weg nach Kallidula gemacht. Er wusste das von Firsenq. Die beiden Betschiden sollten den Behörden übergeben werden.
Surfo musste sie befreien, sobald sich ihm eine Möglichkeit bot. Sie alle drei hatten es sich zur Aufgabe gemacht, das Orakel der Herzöge von Krandhor aufzusuchen. Sie wollten hören, was aus denen geworden war, die an Bord des Schiffes der Ahnen den Weltraum durchquert hatten, bis ihr riesiges Kugelraumschiff auf der Welt der Königsblüten abgestürzt war. Sie wollten Auskunft über das Schicksal ihrer Vorfahren und derer, die nach ihnen gekommen waren, nachdem die Betschiden auf Chircool ausgesetzt worden waren.
Mallagan war müde. Als die Sonne unterging, erreichte er einen kleinen See, der zum Rasten einlud. Er hatte noch etwas von der Mahlzeit, die er in Engfern gekauft hatte. Auf einem schmalen Grasstreifen unmittelbar am Ufer ließ er sich nieder und streckte sich aus. Er verschränkte die Hände unter dem Kopf und starrte in den tiefblauen Himmel hinauf. Als ihn die Müdigkeit zu übermannen drohte, richtete er sich auf und zog den Rest des Proviants aus der Tasche.
Er kaute am ersten Bissen, als er das Geräusch hinter sich hörte.
Scoutie?, ging es ihm durch den Sinn, aber er sprach den Namen nicht aus. Ein Fremder stand fünf Meter von ihm entfernt und musterte ihn aus Augen, die an dünnen Stielen wenige Zentimeter weit aus ihren Höhlen ausgefahren waren.
Die hellen Hautstellen am Schädel des Ai verfärbten sich in raschem Rhythmus. Mallagan konzentrierte sich derart intensiv, dass er das Kauen vergaß. »Die Zufriedenheit sei mit dir,
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