SB 121 – Mission Zeitbrücke
nicht, er hatte bestimmt eine ausreichende Bewachung zurückgelassen.
Die Vegetation wurde lichter. Ein Abschnitt des Berghangs lag fast kahl vor Mallagan. Kümmerliches Buschwerk mit halb vertrockneten Blättern wuchs weit verstreut. Die Fläche bot kaum Deckung. Der Bergkamm lag noch zwei Kilometer entfernt.
Dann sah Mallagan den schlanken, hohen Pfahl. An seiner Spitze trug er eine kleine Lampe. Ihr schwaches rotes Leuchten wurde vom Sonnenglanz fast ertränkt. Hundert Meter von dem Pfahl entfernt stand ein zweiter und links, wiederum hundert Meter weit weg, ein dritter.
Das Summen des Gleiters war nicht so laut wie zuvor. Auf der letzten Strecke hatte Surfo sich Mühe gegeben, seinen Weg weniger ungestüm zu bahnen.
Firsenq hatte nun offenbar Mühe, die Spur zu finden.
Der Hang bot keinen Unterschlupf. Aber der dunkle Mantel, den Mallagan bislang nicht anders als lästig empfunden hatte, stach nur wenig von dem vertrockneten Buschwerk und dem ausgelaugten Boden ab. Firsenq würde scharf Ausschau halten müssen, wollte er ihn entdecken.
Erst als er den Pfahl erreichte, gönnte Mallagan sich einige Sekunden Zeit zum Verschnaufen. Die nächsten Minuten würden anstrengend werden. Er rüttelte an dem Pfahl, der tief in den harten Boden gerammt war. Erst nach einer Weile schaffte er es, den Pfahl herauszuziehen. Die kleine rote Lampe leuchtete nicht mehr. Er lachte ärgerlich und eilte zur nächsten Markierung. Dabei achtete er darauf, dass er die unsichtbare Grenzlinie nicht überschritt, die sich zwischen den beiden Pfählen dahinzog.
Im Laufen sah er sich um und erblickte Firsenqs Gleiter nur wenige hundert Meter hangabwärts. Der Prodheimer-Fenke hatte die Spur wiedergefunden. Höchstens noch eine Minute, bis er den Rand des Dschungels erreichte.
Der zweite Pfahl steckte fester im Boden als der erste. Aber Mallagan schaffte es, das graue Plastikgestänge aus dem harten Boden zu lösen. Dann rollte er sich den Hang hinauf, über die Grenze hinweg, die beide Pfähle markiert hatten. Ein Druck wie von der Faust eines Giganten presste ihn auf den Boden. Der ohnehin malträtierte Körper sträubte sich gegen diese neue Anstrengung. Surfo Mallagan spürte die nahende Ohnmacht. Er verharrte zwei Sekunden, dann kroch er weiter.
Die fünfundzwanzig Meter bis zu dem Felsklotz, an dem er sich mühsam in die Höhe zog, waren die schlimmsten, die er je hatte zurücklegen müssen. Inzwischen hatte Firsenq ihn gesehen. Der Gleiter schwebte den Hang herauf.
Alles musste echt aussehen. Mallagan floh nicht weiter, weil er sich den Fuß verstaucht hatte. Ohne Gegenwehr würde er sich trotzdem nicht fangen lassen. Er zog den Strahler und brachte ihn mühsam, wie es schien, in Anschlag. Firsenq erhielt keine Gelegenheit, seine Aufmerksamkeit auf etwas anderes zu richten.
Aus den Augenwinkeln sah Mallagan den dritten Pfahl. Würde Firsenq im letzten Moment erkennen, dass er auf die gefährliche Grenze zutrieb, an der die regulierte Schwerkraft des Tales in die volle Gravitation des Planeten überging.
Mallagan schoss mit dem Thermostrahler. Schlecht gezielt zwar, aber Firsenq flog sofort ein weites Ausweichmanöver. Der Prodheimer-Fenke holte in weitem Bogen aus und kam schnell näher.
Mit hoher Fahrt glitt er über die unsichtbare Grenze. Das Triebwerk heulte auf, als die Sensoren die Gefahr registrierten und dem Fahrzeug zusätzlichen Auftrieb geben wollten. Doch der Gleiter hatte nicht genug Spielraum. Die mörderische Schwerkraft riss ihn zu Boden, bevor er abgefangen werden konnte.
Das Fahrzeug kam mit der Flanke auf und überschlug sich. Ein Regen von Felssplittern und eine dichte Staubwolke wallten auf. Eine Stichflamme riss den Dunst auf, dann hallte dröhnender Donner den Berghang herauf.
Das hatte Mallagan nicht gewollt. Sengende Hitze schlug ihm entgegen, als er sich mühsam auf das Wrack zubewegte. Das Gleiterheck war nur mehr ein Gewirr aus Metall-und Plastikfetzen. Der Prodheimer-Fenke auf dem Platz des Kopiloten hing schlaff in den Gurten. Mallagan sah, dass jede Hilfe zu spät kam.
Firsenq fand er zehn Minuten später, nahe dem Anfang der Furche, die das abstürzende Fahrzeug in den Boden gerissen hatte. Firsenq war beim ersten Aufprall aus der Kabine geschleudert worden und hatte Glück gehabt. Er war lediglich bewusstlos.
Mallagan zerrte ihn über die Grenze in den Bereich der verminderten Schwerkraft.
Die Bucht war leer. Niedergedrückte Pflanzen verrieten, dass hier vor Kurzem zwei Gleiter
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