SB 121 – Mission Zeitbrücke
»Falsch«, sagte Scoutie. »Wir sind keine Doppelträger.«
Bandar gab einen überraschten Laut von sich. Kersyls Augen wurden zu schmalen Schlitzen. »Aus welchem Grund sucht ihr die Bruderschaft?«, fragte Fumont.
»Wir brauchen Hilfe«, antwortete Scoutie. »Wir rechneten damit, dass die Bruderschaft sie uns gewähren würde.«
»Die Bruderschaft ist keine Hilfsorganisation für in Not Geratene«, wies Kersyl sie zurecht. Seine Stimme klang anmaßend und hart.
»Sondern was? «, konterte Scoutie respektlos.
Kersyl sprach wie einer, der seinen Spruch auswendig gelernt hatte. »Die Bruderschaft ist eine politische Macht, die auf den Sturz der Diktatur der Herzöge von Krandhor zielt, die Macht des Orakels brechen und den Völkern in diesem Teil des Universums die Freiheit bringen wird.«
»Ich dachte mir schon, dass es bei denen hier oben nicht ganz stimmt.« Bandar machte eine bezeichnende Bewegung in Richtung ihres Kopfes. »Der eine wollte die Prämienjäger tatsächlich vor uns warnen.«
»Ich halte das Leben jedes intelligenten Wesens für heilig«, verteidigte sich Faddon.
»Heilig!« Das Wort explodierte förmlich auf Kersyls Lippen. »Heilig ist die Freiheit. Heilig ist alles, was die Herzöge und das Orakel unterdrücken. Aber das Leben eines Prämienjägers? Keinen halben Talo ist es wert!«
Brether Faddon war klar, dass er einem Eiferer gegenüberstand. Doch er hatte von Scoutie gelernt, Courage zu zeigen. »So denkst du«, sagte er ruhig. »Ich denke anders.«
Kersyl hatte sich sofort wieder in der Gewalt. »Wer hat euch an die Bruderschaft gewiesen?«
»Ein Krane namens Killsoffer«, antwortete Faddon. »Ein Rekrut an Bord der TRISTOM.«
»Den Namen habe ich nie gehört. Wie kam er auf die Idee, die Bruderschaft könne euch helfen?«
»Da war von Hilfe keine Rede. Killsoffer hatte lediglich entdeckt, dass einer von uns ein Doppelträger ist.«
Kersyl fuhr in die Höhe. »Also doch! Welcher von euch?«
»Der, den ihr bislang nicht habt«, spottete Scoutie. »Surfo Mallagan.«
»Wir werden ihn finden«, dröhnte Kersyl.
Die Tür ging auf. Yars, tief geduckt, schob sich herein. »Meldung aus Kallidula«, sagte er. »Die Schutzgarde treibt alle Ai-Mutanten zusammen.«
22.
Die Begegnung mit Spottlos hatte Mallagan nachdenklich gestimmt. Er saß einige Zeit am Ufer des stillen Sees und ließ die Unterhaltung in sich nachklingen. Der Ai und er, sie waren so verschieden, wie zwei Wesen nur sein konnten. Aber sie hatten einander verstanden. Wahrscheinlich könnte das ganze Universum in Frieden leben, wenn nur seinen Geschöpfen die Möglichkeit gegeben würde, miteinander zu sprechen, dachte Surfo.
Schließlich machte er sich auf den Weg. Es waren nur noch wenige Kilometer, er würde Kallidula lange vor Mitternacht erreichen.
Vor ihm tauchte eine hell erleuchtete Szene auf. Er sah einen Gleiter mit den Emblemen der Schutzgarde und einen zweiten, der offensichtlich demoliert war. Blau uniformierte Kranen durchsuchten das Wrack. Andere trugen zwei reglose Körper in das Polizeifahrzeug. Mehrere Meter abseits lag der Körper eines toten Tieres. Mallagan hielt vorsichtigen Abstand zur Grenze des erleuchteten Bereichs. Er kam nicht nahe genug, um zu erkennen, was für ein Tier es war.
Bis er endlich die Stadt erreichte, beobachtete er seine Umgebung mit hellwachen Sinnen. An allen Gleitern, die ihm nahe genug gekommen waren, hatte er das gekreuzte Symbol der Garde gesehen. Etwas war geschehen, was die Schutzgarde aufgescheucht hatte. Die Annahme drängte sich förmlich auf, dass es mit zwei Betschiden zusammenhing.
Kallidula war größer als Engfern. Trotzdem bewegte Mallagan sich über leere Straßen in Richtung Stadtmitte. Unmittelbar am Ufer des Torstyl erstreckte sich ein großer Platz. Nach Osten hin führte eine Brücke über den Fluss, im Westen erhob sich das hell erleuchtete Gebäude des örtlichen Quartiers der Schutzgarde. Die Bewohner der Siedlung spürten offenbar, dass Ungewöhnliches in der Luft lag. Mehrmals wich Mallagan Gruppen von Neugierigen aus, die sich dem Polizeigebäude näherten.
Aus einer Seitenstraße jagte ein Polizeigleiter heran und hielt am Fuß der Rampe, die zum Haupteingang des Quartiers hinaufführte. Zwei Kranen stiegen aus. Zwischen sich führten sie ein schmächtiges Geschöpf. Surfo Mallagan traute seinen Augen nicht. Sie hatten Spottlos festgenommen.
Die Menge war aufgebracht. »Macht kurzen Prozess mit dem Lumpen!« Immer wieder schallte der drohende
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