SB 121 – Mission Zeitbrücke
Willkür der Herzöge und gegen die fehlerhaften Sprüche des Orakels.«
»Ich verstehe. Wann sehen wir Sargamec?«
»Ihr seht Sargamec, wenn es ihm beliebt, euch zu rufen. Aber der Ort, an dem ihr vor ihm erscheinen werdet, ist nicht mehr weit.«
Die Bruderschaft behandelte sie korrekt, doch keineswegs mit überströmender Freundlichkeit. Gerade deshalb wagte Brether nicht, die Binde von seinen Augen zu lösen.
»Es ist zu eurem Schutz und zu unserem«, hatte Kersyl gesagt. »Falls Gardisten euch befragen, wie auch immer, können sie nichts erfahren.«
Ein frischer Luftstrom vertrieb die schwüle Feuchtigkeit. Offensichtlich hatte der Trupp eine größere Halle oder Höhle erreicht. Faddon war überrascht, dass ein Krane ihm die Binde abnahm, er hatte noch nicht damit gerechnet.
Kersyl grinste auffordernd. »Die einfachen Umhänge, die wir euch gegeben haben, sind symbolisch«, knurrte er. »Ihr würdet es ein Büßergewand nennen. Und die Ai-Masken haben wir euch abgenommen, denn kein Mitglied der Bruderschaft darf anders als mit reinem Gesicht vor Sargamec treten.«
Die Felsenhöhle durchmaß schätzungsweise zweihundert Meter. Pfeiler, Säulen und Mauern ragten auf, von unbekannten Baumeistern erschaffen. Völlig unregelmäßig waren Hunderte grelle Beleuchtungskörper angebracht. Sie erzeugten nicht nur Licht, sondern strahlten zudem Wärme ab.
»Er kommt!«, raunte Mallagan. Tatsächlich standen die Kranen plötzlich erwartungsvoll da, die Ersten von ihnen beugten sich ehrerbietig nach vorn.
Eine Gruppe von etwa zwanzig Kranen trug eine Art Sänfte an strahlenförmig davon ausgehenden langen Tragestangen. In der Mitte kauerte eine groteske Gestalt. Die Last war tatsächlich schwer, denn die Träger schritten langsam voran.
»Erwartet die Gegenwart Sargamecs!«, schnarrten mehrere Kranen im Chor.
Auf einem kastenförmigen Element waren Unmengen von kleinen, rechteckigen und runden Sitzmatten aufgeschichtet und miteinander verbunden worden. Ein übergroßer Tart mit aufgedunsenem Leib lag schräg in der Aussparung zwischen den weichen Kissen. Dünner Stoff bedeckte seinen Körper, und mehr verblüfft als erschrocken bemerkte Faddon, dass dieser Torso keine Arme hatte. Deutlich zeichneten sich unter dem hellen Stoff die verstümmelten Gelenke ab.
Die Kranen schleppten die Sänfte in die Mitte der Höhle und stellten sie auf einer Rampe ab. Sie zogen die Tragestangen aus den Halterungen, richteten sie senkrecht auf und wichen schweigend zurück.
Dem korpulenten Tart fehlten auch die Beine. Halb entsetzt, halb erstaunt registrierte Brether Faddon diese Tatsache. Die geschuppte Kopfhaut Sargamecs war nicht mehr silbergrau, sondern schlohweiß. Er war krank, und der Blick, mit dem er die Betschiden bedachte, ließ ahnen, dass die Krankheit nicht nur seinen Körper verwüstet, sondern auch seinen Verstand in unbestimmte Bahnen gelenkt hatte.
»Ich bin Sargamec, der Lenker der Bruderschaft auf Keryan«, sagte er betont. »Auf meinen Befehl seid ihr hierher gebracht worden. Stört euch nicht daran, dass ich bewegungsunfähig bin. Meine Untergebenen sind meine Füße und Arme. Ich bin ihr Gehirn und ihr Verstand.« Aus jedem Wort sprach eine starke Persönlichkeit mit einem überzeugenden Willen. »Kommt näher heran. Keine Furcht. Ich will die Fremden genau sehen.«
Mallagan nickte kaum merklich. Scoutie und Faddon folgten ihm. Da die Kranen sich nicht bewegten, erhielt die Szene eine fast übertrieben feierliche Bedeutung und drohte ins Groteske umzuschlagen.
»Warum trägst du keine Prothesen?«, fragte Mallagan.
»Weil die Narben der Operation schmerzen«, zischte Sargamec zurück. »Meine Nerven sind überempfindlich.«
Seine Schädeldecke war an einer Stelle aufgewölbt, dort waren die Schuppen stark gelichtet. Die Färbung der Haut und das Aussehen der schlecht verheilten Narben ließen vermuten, dass seine beiden Spoodies nicht integriert worden waren. Er vertrug den zweiten Spoodie nicht. Trotzdem würde er sich nicht davon trennen, das erkannte Faddon instinktiv.
Je länger er in das kantig gezeichnete Gesicht des Tarts blickte, desto mehr zweifelte er an der Bedeutung der Bruderschaft für seine Gefährten und ihn. Allerdings behielt er den Gedanken für sich. Die Zeit auf Keryan hatte ihn misstrauisch gemacht.
Ehrgeiz und Machtgier – beides strahlte Sargamec aus. Brether Faddon fragte sich, was das körperliche Gebrechen aus dem ohnehin machtbesessenen Tart gemacht hatte ... Sein Gehirn
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