SB 121 – Mission Zeitbrücke
Beim zweiten Versuch löste sich der Griff, die Tür ließ sich nicht öffnen.
Es war leicht zu verstehen, dass Sargamec ihn beschämen wollte. Mallagan umklammerte den abgebrochenen Griff und schlug damit gegen die glasartige Türfüllung. Die Fläche verwandelte sich in ein Muster aus spinnennetzähnlich auseinanderlaufenden Sprüngen. Seine Augen tränten. Der Rauch erstickte ihn fast. Er schlug ein zweites Mal zu, kippte einen Splitter nach draußen, hieb immer wieder gegen das Material und erzeugte eine annähernd runde Öffnung mit messerscharfen Kanten. Als sie endlich groß genug war, stieg er mit äußerster Vorsicht hindurch. Er holte sich nur wenige leichte Schnittwunden. Seine Wut ließ ihn den Schmerz vergessen.
Im Vorraum warf er den Handgriff in den raumhohen Spiegel. Ein Schauer aus winzigen Splittern klirrte zu Boden. Er wand ein Trockentuch um seine Hüfte und trat auf den Korridor hinaus. Mit wenigen Schritten war er bei dem Quartier, in dem Kersyl wohnte.
Der Krane kauerte auf einer Matte und aß. Als Mallagan in den kleinen Wohnraum stürmte, sprang er überrascht auf. Das stinkende Öl auf Mallagans Körper hatte sich mittlerweile schwarz verfärbt.
»Meine Duschkabine ist hoffnungslos beschädigt«, sagte Mallagan. »Ihr müsst die technische Einrichtung reparieren. Du gestattest?« Ohne Kersyls Antwort abzuwarten, betrat er die Sanitärzelle des Kranen und reinigte sich dort in aller Ruhe. Es gelang ihm, das meiste des schwarzen Ölfilms abzuwaschen. Mehrere Trockentücher, die anschließend nicht mehr zu verwenden waren, legte er pedantisch genau zusammen. Sie sahen aus, als habe er damit eine Straße geputzt.
Das letzte Tuch knotete sich Mallagan um die Hüfte und schritt schweigend durch ein Spalier von Tarts und Kranen in das Gemeinschaftsapartment zurück. Dieser Einfall Sargamecs zählte jedenfalls nicht zu seinen besten.
Surfo Mallagan erwachte am nächsten Morgen ziemlich spät. Nach dem Zwischenfall hatte ihn der Lenker für einen Tag von allen Anstrengungen entbunden.
Ein Summer ertönte. Das grelle Geräusch schreckte Mallagan aus seinen Gedanken auf. Im Monitor erschien Sargamecs Konterfei.
»Ich sehe, dass du dich ausgezeichnet erholt hast«, fauchte das Echsenwesen. Die aufgequollenen Ränder seiner schlecht vernarbten »Spoodie-Wunde« zuckten leicht. »Falls du deine Freunde vermisst: Du wirst sie treffen, sobald du alle Aufgaben zufriedenstellend gelöst hast. Suche sie!«
»Heute? Ich dachte ...«
»So habe ich es bestimmt.«
»Eine Frage?«, sagte Mallagan ohne jede besondere Betonung. »Warum hasst du mich?«
»Ich hasse dich nicht. Vielleicht erscheint es dir nur so. Wenn die Bruderschaft riskiert, dich nach Kran zu schicken und mit einer Mission gegen das Orakel zu betrauen, dann müssen wir jedes Risiko vermeiden. Das wirst du einzusehen, denke ich?«
»Natürlich«, antwortete Mallagan grimmig.
»Dann suche deine Freunde. Sie sind in Gefahr. Es wird eine der letzten Prüfungen sein.«
Surfo nickte schweigend. Das Bild auf dem Schirm erlosch. Keine räumliche Einschränkung diesmal? Erhielt er Gelegenheit, das gesamte Ausmaß der subplanetaren Anlage kennenzulernen – oder sich hoffnungslos zu verirren? Er griff nach dem armlangen Metallrohr, das seit seinem Einzug in einem Winkel der Unterkunft lehnte. Eine andere Ausrüstung hatte er nicht.
Surfo Mallagan trat auf den Korridor hinaus. Er fühlte sich seltsam leer. Sein Blick streifte die verkrusteten Basreliefs, deren Gestalten sich im harten Schatten der sonnenähnlichen Lampen zu bewegen schienen. Es war, als führten beide Spoodies seine Aufmerksamkeit. Jedenfalls kam ihm die erste undeutliche Idee, auf welche Weise Sargamec Scoutie und Faddon versteckt haben konnte. Sicherlich hatten sie keine Gelegenheit erhalten, Spuren zu hinterlassen.
Er schritt schnell aus. Wie viele Jahrtausende mochten die Reliefs schon alt sein? Hatte sich die Anlage vor dem Auseinanderbrechen des Urmonds tatsächlich über dem Wasserspiegel befunden? Mallagan wusste, dass er wohl niemals eine Antwort auf diese Fragen erhalten würde.
Ein Tor aus verschieden großen Metallplatten verschloss den Stollen. Die schweren Riegel und Scharniere verschwanden in dem massiven Fels und in Mauervorsprüngen, die aus wuchtigen Quadern errichtet waren. Das Schloss war vollständig verrostet. Zwischen Hebeln und Zuhaltungen wuchsen winzige Moospflänzchen. Mallagan blieb nichts anderes übrig, er musste etwa die Hälfte seines
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