SB 121 – Mission Zeitbrücke
den mit zahllosen Hörnern bewehrten Schädel. »Ein gefährlicher Räuber. Es gibt Jäger, die sich nur aus einem Gleiter heraus an solch eine Bestie wagen.«
In den Flanken des Tieres klafften tiefe Wunden. »Wer könnte es getötet haben?«, fragte Vorscheyn.
»Keine Ahnung.«
»Womöglich dieses Wesen mit dem Kugelkörper und dem Horn?«
In der feuchtheißen Luft hatte die Verwesung bereits eingesetzt. Schon deshalb hielt Barrett sich nicht damit auf, das tote Tier eingehender zu untersuchen.
»Vielleicht sollten wir doch nicht dem fremden Wesen folgen, sondern zur Hütte gehen«, sagte Marlett Berga nach einiger Zeit. Ein unheimliches Brüllen erklang in dem Moment aus der Schlucht, stieg an den Felswänden empor und hallte in mehrfachem Echo wider.
»Eine Zeyff-Schlange.« Der Jäger war blass geworden. »Sie kommen eigentlich nur weiter im Süden vor. Ich bin erst einmal einer begegnet und habe seitdem gehofft, dass mir ein zweites Zusammentreffen erspart bleiben würde.«
Nur noch das Sirren und Zirpen von Insekten erfüllte die Luft. Einige Vögel flüchteten lautlos an den Felswänden hoch.
»Weiter!«, drängte Anny Vorscheyn. »Was hilft es uns, wenn wir stehen bleiben. Wir müssen durch die Schlucht. Vielleicht kommen wir gerade deshalb gut durch, weil die Schlange es mit einem ihr ebenbürtigen Gegner zu tun hat.«
»Den gibt es auf diesem Kontinent nicht«, behauptete Barrett.
»Die Schlange wird hier auch nicht zu finden sein«, konterte Vorscheyn. Sie hielt den Strahler schussbereit, den Marlett ihr gegeben hatte.
Barrett gab beiden Frauen mit heftigen Handbewegungen zu verstehen, dass sie größeren Abstand zu ihm halten sollten. Warnend legte er den Zeigefinger an die Lippen. Lautlos bewegte er sich voran. Wieder brüllte die Zeyff-Schlange. Dumpfe, klatschende Geräusche ließen erkennen, dass sie es mit einem gewichtigen Gegner zu tun hatte.
An einem Felsblock blieb Barrett stehen. Er wandte nur kurz den Kopf, weil die Frauen wieder zu ihm aufschlossen.
Auf einer Lichtung wälzten sich eine gut zwanzig Meter lange braune Schlange und das fremdartige Wesen auf dem Boden. Das Reptil versuchte, seine Zähne in den Kopf des Gegners zu schlagen, doch die Tentakel drückten sie immer wieder zurück.
Auf einem niedrigen Felsen in unmittelbarer Nähe stand der humanoide Begleiter des Kolosses. Er hielt ein Buch in den Händen und schrieb. Der Fremde mit dem Kugelkörper redete pausenlos auf ihn ein und sprach dabei so leise, als fühlte er sich durch die Schlange in keiner Weise bedroht. Tatsächlich sah es nicht so aus, als könne die Schlange den Gegner besiegen, obwohl ihr mächtiger Leib sich um ihn wand und es immer wieder so schien, als könnten die Giftzähne im nächsten Moment zupacken.
Marlett Berga deutete auf den Translator, den Vorscheyn an der Hüfte trug. Das Übersetzungsgerät war eingeschaltet, aber nicht auf Wiedergabe justiert. Erst als Vorscheyn die Lautstärke regelte, hing plötzlich ein Wispern in der Luft.
»Schreib es auf, verkünde meinen Ruhm. Siehst du, wie ich diese Bestie beherrsche? Hast du das wundervolle Spiel meiner Muskeln beachtet?«
»Das habe ich, Kyrr. Nie würde ich etwas vergessen.«
»Dann sperr deine Augen auf, Kique, denn ich werde diesen fürchterlichen Feind nun töten. Warum hast du auch das Aufzeichnungsgerät nicht dabei? Das werde ich dir nie verzeihen.«
Der Jäger und die Frauen blickten einander verblüfft an. Doch schon sahen sie, wie das Wesen mit dem Kugelkörper den Kopf nach vorn neigte, das Horn mit der Spitze unter den Schädel der Schlange trieb und das Reptil mit einer ruckartigen Bewegung tötete. Die Zeyff-Schlange fiel wild zuckend zurück. Kyrr schleuderte das Reptil weit von sich.
»Hast du alles aufgeschrieben, Kique?«
»Ich habe alles, Kyrr. Sei ohne Sorge. Das Universum wird von deinen Taten sprechen, die von keinem übertroffen werden können.«
Barrett tippte sich mit dem Finger an die Stirn. »Zwei Verrückte«, hauchte er.
»Verrückt oder nicht, kämpfen kann das Biest jedenfalls«, raunte Vorscheyn. »Wir können von Glück sagen, dass es uns nicht umgebracht hat.«
»Wir waren zu schwach.«
»Gott sei Dank«, seufzte Berga.
»Ich frage mich, ob es überhaupt jemanden gibt, der mit Kyrr fertig wird.« Anny Vorscheyn strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn. »Vorstellen kann ich es mir nicht.«
»Ein Haluter vielleicht.«
»Hoffentlich ziehen die beiden bald weiter.« Barrett lehnte sich an den
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