SB 121 – Mission Zeitbrücke
Tschubais Hände glitten über die Steuerkontrollen. Er selbst stand schräg vor Tschubai, zwischen dem Mutanten und der Front der Konsole.
Rhodan schaute zum Navigator. Achmed Hawk war wieder er selbst, im passenden Alter.
»Wir müssen beide gleichzeitig den richtigen Einfall gehabt haben, Perry«, sagte Ras Tschubai. »Obwohl wir gar nicht beide hier waren.«
»Es war die Nähe der ›unteren‹ Öffnung.« Waringer seufzte. »Etwas dort erzeugt Zeitverschiebungseffekte, die keine echte Kausalität mehr zulassen. Es geschehen Ereignisse, ohne dass die Ursachen dafür vorhanden wären.«
»Die Ursachen müssen vorhanden sein«, behauptete Hawk. »Nur wirkten sie nicht immer in derselben Zeit, in der sie existierten, sondern wahllos in Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft.«
»Von der feuernden Öffnung müssen wir uns also fernhalten«, stellte Perry Rhodan fest.
»Ich kenne deine Kunst, durch wortgenaue Betonung etwas ganz anderes zu meinen, als du sagst, Perry!«, rief Waringer erschrocken. »Aber mir genügt, was ich erlebt habe. Ich bin um Jahre gealtert.«
»Dann musst du deinen Zellaktivator verloren haben«, meinte Rhodan betont gleichgültig. »Ich fürchte mich auch vor einer Wiederholung des Vorgefallenen, Geoffry. Aber wir haben die Pflicht, möglichst viel über die Funktionsweise der Zeitweiche herausfinden. Als Waffe bedroht sie alle Zivilisationen unserer Galaxis.«
»Wir fliegen also die beiden anderen Öffnungen der Zeitweiche an«, stellte Ras Tschubai fest. »Sie müssen ihre Umgebung ja nicht so beeinflussen wie die Abstrahlöffnung, denn sie dienen eher dem Empfang von Materie aus der Zukunft.«
»Aus einem anderen Raum-Zeit-Kontinuum«, wandte Waringer ein.
10.
»Ich glaube, ich habe die DULIVAN gesehen!« Waringer deutete mit dem ausgestreckten rechten Arm aus der Kanzel.
Perry Rhodan sah das Keilschiff nicht, dazu war die Entfernung zu groß, aber für einen Moment glaubte er, ein schwaches Blinken zu bemerken. »Die Karracke muss sich gedreht haben, sodass Sternenlicht in unsere Richtung reflektiert wurde«, sagte er.
Das Beiboot glitt knapp einen Kilometer über die gigantisch anmutende Schiene hinweg – gigantisch jedenfalls im Vergleich zu dem kleinen Schiffstyp. Versuchsweise schaltete Rhodan den Hyperkom ein, aber wie erwartet, empfing er nur Störgeräusche. So nahe an der Zeitweiche war nicht einmal Hyperfunkverkehr möglich.
»Bislang keine Effekte einer Zeitverschiebung«, meinte Tschubai.
Etwa eineinhalb Kilometer vor dem Beiboot teilte sich die Schiene zu ihrem ypsilonförmigen Sektor. Die Enden wirkten auch aus dieser großen Nähe ausgefranst und lagen in einem Medium aus leuchtendem und wallendem Etwas, das ein Gas zu sein schien – oder Nebel.
Gespenstisch weißes Licht fiel durch die Kuppel, als in dem leuchtenden Medium Energiegewitter tobten. Trotz der aktiven Abschirmung blendeten die grellen Entladungen. Urplötzlich sprang von einem Ende der Gabelung ein gewaltiger Überschlagsblitz zum anderen Ende und blieb wie ein Lichtbogen stehen – ein zehn Kilometer langer und gut hundert Meter durchmessender Energiefluss.
Ras Tschubai steuerte mit geringer Fahrt an die linke der hinteren Öffnungen heran.
»Nicht näher als bis auf dreihundert Meter herangehen, Ras!«, sagte Perry Rhodan.
»In Ordnung«, erwiderte Tschubai.
»... warum nicht?«, hörte Rhodan plötzlich eine metallisch klingende Stimme sagen. »Stallnag würde unseren Planeten ebenso wenig schonen.«
Eisige Kälte erfasste Rhodan, als er sah, dass er sich in einem domartigen Saal befand. Düsteres Licht herrschte. Der Saal war gefüllt mit Holopulten, die verblüffend terranischen Terminals glichen, und vor jedem saß eine humanoide Gestalt. Die Fremden trugen mit silbrigen Platten gepanzerte schwarze Raumanzüge.
Die Vorderseite des Saales wurde von einer gut hundert Meter messenden Holografie eingenommen. Sie zeigte die Wiedergabe eines nahen Planeten, dessen Oberfläche wie Stahl schimmerte. Milliarden schlanker quaderförmiger Gebilde stachen von dieser Welt empor.
Perry Rhodan bewegte sich nicht, um nicht aufzufallen. Erst nach einer Weile blickte er an sich hinab und erkannte, dass er ebenfalls in einen gepanzerten Raumanzug gekleidet war. Schwebte er in Gefahr, seine Identität zu verlieren?
»An alle Kampfsynthesizer!«, hallte die metallisch klingende Stimme durch den Saal. »Alle Subenergiedepots aufschalten zum Synchron-Entartungsschlag gegen Stallnag! Ich wiederhole: Alle
Weitere Kostenlose Bücher