SB 122 – Gefangene der SOL
sie zu mir.«
Herzog Gu begab sich in seine Kabine, um sich umzukleiden. Das schäbige Zivil, das er trug, hatte vielleicht mitgeholfen, sein Leben zu retten, aber nun konnte er es nicht mehr sehen. Er legte eine farbenprächtige Uniform an und war gerade fertig damit, als Scoutie und Brether Faddon sich anmeldeten. Er bot ihnen Platz an und fragte fast ungewohnt höflich: »Ihr wolltet zu mir?«
»Wir möchten noch einmal den Wunsch äußern, Herzog Gu, auf Couhrs nach unserem Gefährten Mallagan zu suchen.«
Gu seufzte. »Immer wieder dasselbe. Ich habe euch schon gesagt, und ich wiederhole meine Worte, dass es ganz in eurem und in Mallagans Interesse ist, wenn ihr mit mir nach Kran kommt. Eines Tages werdet ihr begreifen, wie recht ich habe. Warum glaubt ihr mir nicht?«
»Mallagan hat den Planeten Couhrs nicht verlassen!«, beharrte Scoutie.
Der Herzog verzog das Gesicht. »Woher willst du das wissen? Sonst noch Fragen?«
»Ford ist also tot?«, vergewisserte sich Faddon. »Wir hätten noch viele Fragen an ihn gehabt. Hat er sein Geheimnis mit sich genommen?«
»Daran ist nichts zu ändern. Und nun muss ich euch bitten, mich zu verlassen. Die KRANOS wird in Kürze starten. Ihr kennt unser Ziel.«
»Der Planet Kran«, sagte Scoutie zögernd.
Zusammen mit Faddon verließ sie den Herzog. Keine Wache begleitete sie, und die Kabinentür wurde auch nicht hinter ihnen verschlossen.
18.
»Ich bin Valvul. Kannst du mich sehen? Nein? Dann bist du wahrscheinlich einer der Primitiven, die sich durch jede schwache Verspannung des Raumes irremachen lassen. Sieh her, ich löse die Krümmung auf. Jetzt siehst du mich, aber nur undeutlich?«
»Mit wem sprichst du?«, fragte die Maschine.
Valvul schrak aus seinen Gedanken auf. »Mit einem hypothetischen Fremdwesen«, antwortete er. »Ich versuche mir auszumalen, wie die Begegnung ausfallen würde.«
»Du empfindest Unbehagen«, stellte die Maschine fest. »Also solltest du dich nicht mit solchen Gedanken abgeben.«
»Ach, sei ruhig!«
Es lag daran, dass Valvul sich nutzlos fühlte und nicht wusste, was er hier verloren hatte. Oft hatte er sich ausgemalt, was geschehen würde, wenn er seinen Posten einfach verließ und sich im Gewirr der Decks und Gänge, der Rampen, Schächte und Korridore verlor. Er stellte sich vor, dass der Eigentliche Bereich gut ohne ihn auskäme.
Aber diese Gedanken hatten die Maschine sofort aktiviert. Sie hatte sehr ernst reagiert und ihm ins Gewissen geredet. Grübeln dieser Art führe zu nichts und im Eigentlichen Bereich habe jeder seine zugewiesene Aufgabe zu erfüllen. Wenn er nicht aufhöre, so zu denken, hatte die Maschine sich geäußert, bleibe ihr nichts anderes übrig, als den diensthabenden Heilfürsorger zu alarmieren. Daraufhin hatte Valvul sich sofort anderen Überlegungen zugewendet. Er wollte nichts mit einem Heilfürsorger zu tun haben. Allein fühlte sich der Mascinote am wohlsten.
Warum malte er sich dann die Begegnung mit einem hypothetischen Fremden aus? Weil sein Dasein Abwechslung brauchte. Mit Fremden zusammenzutreffen wäre ein neues Erlebnis gewesen, auch wenn ihm dabei übel wurde.
Valvul, Maschinenbeisitzer vierter Klasse, Maschinenkategorie dreizehn. Was war das schon? Wo waren die Beisitzer erster, zweiter und dritter Klasse? Was taten sie? Fühlten sie sich ebenso überflüssig wie er?
Valvul nahm sich zusammen. Die Maschine erkannte sein Bemühen, vernünftig zu sein, und schien es honorieren zu wollen. »Ich habe etwas für dich, Valvul«, sagte sie einschmeichelnd.
Ein Schirm leuchtete auf.
Valvul sah die Reflexe fremder Raumschiffe, die sich dem Eigentlichen Bereich näherten.
»Plaquet, hör auf, an deinen Geräten herumzufummeln, und konzentriere dich auf das, was gesagt wird.«
Die Stimme des hochgewachsenen Kranen war ungewöhnlich scharf. Maso, der Kommandant der 20. Flotte, war schlechter Stimmung. Schuldbewusst richtete Plaquet den Blick, Aufmerksamkeit heuchelnd, auf die dreidimensionale Darstellung, die mitten im Raum schwebte.
Maso bediente sich eines Lichtstabs, um seine Darstellung zu verdeutlichen. »Das ist das verdammteste Ding, das uns je vor die Geschütze kam«, knurrte er. Der Lichtstab beschrieb einen Kreis rings um das aus vereinzelten Leuchtflecken bestehende Gebilde. »Insgesamt zweitausend gigantische Raumschiffe, eher schon Raumfestungen, einer unbekannten Bauart, im freien Fall. Das gesamte Ding durchmisst viertausend Lichtjahre. Der durchschnittliche Abstand der
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