SB 122 – Gefangene der SOL
Kommandant wandte sich Tanwalzen zu und machte eine auffordernde Geste. Der High Sideryt nickte knapp, dann verließ er die Zentrale. Als Anführer eines Trupps Bewaffneter sollte er versuchen, Mallagans Versteck zu stürmen – den Weg musste der zweite Markierer weisen.
Die Roboter hatten sie betäubt. Daran erinnerte Scoutie sich. Von dem, was danach geschehen war, hatte sie keine Ahnung.
Sie fühlte sich elend, und sie lag wohl in einem Sessel, der ihr Halt gab. Noch fühlte sie sich schwach, hatte die Betäubung nicht zur Gänze überwunden. Sie hörte Geräusche, die sie nicht einzuordnen vermochte. Vielleicht die Roboter ... oder Brether Faddon ... Endlich schaffte sie es, die Augen aufzuschlagen.
Halb verschwommen, von Tränen verwischt, registrierte Scoutie eine große Bildwand nur wenige Meter entfernt. Auch wenn es ihr schwerfiel, das zu erkennen, war sie sicher, dass die Schirme einzelne Schiffssektionen zeigten.
Offenbar befand sie sich in einer von SENECAS Nebenzentralen. Surfo Mallagan saß in einem großen Sessel und musterte einzelne Wandabschnitte.
»Du hast eine reichlich ruppige Art, mit deinen Freunden umzugehen.« Brether Faddons Protest ließ Scoutie zusammenzucken. »Mein Schädel dröhnt immer noch.«
»Das ließ sich leider nicht anders bewerkstelligen«, erwiderte Mallagan. »Bleib, wo du bist, Brether, ich müsste dich sonst mit Gewalt hindern, mir näher zu kommen!«
Scoutie sah die Waffe in Mallagans Hand. Sie versuchte, beschwichtigend zu lächeln, aber so recht gelang es ihr nicht.
»Gib dir keine Mühe, Mädchen«, sagte Mallagan abweisend. »Was wollt ihr?«
»Mit dir reden«, stieß Scoutie hervor. »Dich von dem hirnverbrannten Unsinn abbringen. Begreifst du nicht, dass du gegen unser aller Interesse handelst?«
»Woher wollt ihr das wissen?«, fragte Mallagan überlegen.
»Heiliges Sternenlicht – wir sind Spoodie-Träger wie du. Halte uns also nicht für dumm.«
»Spoodie-Träger wie ich seid ihr?«, spottete Mallagan. »Bist du dir sicher, Scoutie?« Sein aggressiver Unterton wich nicht für einen Moment.
»Was soll das heißen?«, fragte Scoutie. »Bist du ...?« Sie sprach den Gedanken nicht aus.
Mallagan senkte den Kopf und teilte mit beiden Händen sein Haar.
»Surfo!«, rief Scoutie erschrocken. »Was heißt das?«
Brether Faddons Stimme verriet mühsam gebändigte Erregung. »Wie viele sind das?«, fragte er gepresst.
»Vier!«, sagte Mallagan gelassen und hob den Kopf wieder. Seine Augen funkelten, als er die Gefährten ansah.
»Versteht ihr jetzt, warum ich so handeln muss? Dass ich mehr weiß, mehr kann und die Zusammenhänge weit besser durchschaue als ihr? Dass ich in der Lage bin, weiträumiger, übergreifender zu denken, zu planen und zu handeln?«
»Mallagan«, stammelte Scoutie. »Es heißt ...«
»Ach was.« Er schnitt ihr das Wort ab. »Es ist überhaupt nicht gefährlich. Ich musste mich nur daran gewöhnen, das ist alles.«
»Nun verstehe ich, warum du dich mit SENECA in Verbindung setzen konntest«, murmelte Faddon.
Mallagan deutete auf seine Spoodies. »Sie helfen mir, glasklar und einwandfrei logisch zu denken. Also, was wollt ihr? Meine Zeit ist kostbar. Ich muss einen vernichtenden Schlag vorbereiten, das erfordert alle meine Kraft und Intelligenz selbst in dieser Verbindung mit SENECA.«
»Schlag?«, fragte Scoutie entgeistert. »Was für einen Schlag? Arbeitest du für die Bruderschaft?«
»Ich arbeite für mich, für die Ziele, die ich für gut und richtig befunden habe. Also, was führt euch her, was kann ich für euch tun?«
Er behandelt uns wie Bittsteller, erkannte Scoutie betroffen.
»Gib auf!«, sagte sie. »Du machst Fehler, Surfo, schreckliche Fehler. Du weiß nicht mehr ...«
Mallagan blickte sie wütend an. Scoutie erkannte, dass er nicht bereit war, sich Vorwürfe anzuhören – vermutlich das erste sichere Anzeichen dafür, dass Surfo tatsächlich schwerwiegend erkrankt war. Kontaktverlust mit der Wirklichkeit und Wahnideen bestimmten sein Handeln.
»Ich weiß sehr genau, was ich tue«, stieß er hervor. »Wenn es das ist, was ihr mir sagen wollt, dann verschwindet besser. Es wird hier ohnehin sehr bald heiß hergehen.«
Brether Faddon runzelte die Brauen. »Wieso?«
»Habt ihr das nicht bemerkt? Der Krane hat euch einen Peilsender mitgegeben, den ich euch abgenommen habe. Den zweiten, den einer der Roboter trug, habe ich einstweilen nicht zerstört. Tomason soll erkennen, mit wem er es zu tun
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