SB 122 – Gefangene der SOL
sollte die Hamiller-Tube sie nicht hören können.
Waylon Javiers Vorhaben stand fest. Er musste die volle Verfügungsgewalt über das Fernraumschiff zurückbekommen. Waffenmeister Dürk hatte die dafür notwendigen Maßnahmen getroffen. Der Raum mit der Hamiller-Tube war durch ein autarkes Sperrfeld abgeriegelt worden. Das Aggregat für das Energiefeld stand in einem versiegelten Nebenraum und wurde von Robotern gesichert, deren Kommunikationsmöglichkeiten mit den positronischen Schiffssystemen lahmgelegt waren.
Der Sprengsatz lag unter der Hamiller-Tube, als harmlose Werkzeugkiste getarnt.
Nach Beendigung des Grundübels Blechkasten, wie Waylon Javier die Hamiller-Tube mittlerweile bezeichnete, wollte der Kommandant notfalls mit einem Gewaltmanöver das System der blauen Zwillingssterne verlassen.
»Wir schalten den Grigoroff hoch, dazu die HÜ- und Paratronschirme«, erklärte Javier. »Bevor wir den systemumspannenden Schirm erreichen, gehen wir in den Hyperraum. Wir brauchen Kontakt zu Rhodan, der GAVÖK und der Liga. Jemand muss rasch entscheiden, was mit diesem wild gewordenen Bluesvolk geschehen soll.«
Das Nicken seiner wichtigsten Mitarbeiter zeigte dem Kommandanten, dass sie einverstanden waren. Sogar seine Stellvertreterin, die sich gern mit ihm anlegte, widersprach diesmal nicht.
Nacheinander gingen sie in die Hauptzentrale zurück.
Ein Sensor an Javiers linkem Handgelenk enthielt den Auslöser für den Sprengsatz unter der Hamiller-Tube. Javier nahm wieder im Pilotensessel Platz.
»Sie sind etwas unaufmerksam«, meldete sich die Hamiller-Tube. »Achten Sie auf die Belastung der Schutzschirme!«
»Ortung«, rief Bougeaklis nahezu gleichzeitig. »Was geht da vor?«
»Wir sinken zu tief in die Korona«, vermutete Javier. Seine Gedanken fassten nach den Steuer-und Triebwerkssektoren.
»Unsere Höhe ist unverändert«, behauptete die Ortungszentrale. »Was da geschieht, ist etwas anderes. Es klingt verrückt, aber die Sonne wird künstlich zu stärkerer Konvektion angeregt. Wer immer damit zu tun hat, will uns aus dem sicheren Versteck nach oben locken.«
Javier blieb in der Tat keine andere Wahl, als die BASIS in der Korona steigen zu lassen. Wenige Minuten, länger hätten die Schutzschirme dem Toben in der Sonnenatmosphäre nicht mehr standgehalten. Die Belastung sank zwar, lag jedoch weiterhin im kritischen Bereich.
»Wir setzen unser Vorhaben in die Tat um!«, verkündete der Kommandant.
»Ich bin gespannt, was Sie vorhaben«, sagte die Hamiller-Tube.
»Du wirst es gleich merken, Blechkasten.«
»Tatsächlich?« Erstaunen schwang in der Stimme der Tube mit. »Sie haben meine Warnungen in den Wind geschlagen und wollen mich vernichten. Sie haben sehr schlecht zugehört, Mister Javier. Jeder Versuch, mich gewaltsam abzuschalten, wird in einem Chaos für die BASIS enden. Überlegen Sie es sich also gut. Viel Zeit bleibt Ihnen nicht.«
Waylon Javier stutzte.
»Für alle Fälle habe ich Ihnen eine Information hinterlassen«, fügte die Hamiller-Tube hinzu.
»Du bluffst, Blechkasten. Endlich hast du dich verraten.«
»Tun Sie's nicht«, seufzte die Positronik.
Javier aktivierte den kleinen Sender an seinem Handgelenk. Im Schirmfeld um die Hamiller-Tube entstand für eine halbe Mikrosekunde eine winzige Strukturlücke. Der Auslöseimpuls für den Sprengsatz setzte in der Werkzeugkiste einen nicht zu stoppenden Mechanismus in Gang.
Ein dumpfes Grollen drang durch die Schallisolierungen bis in die Hauptzentrale.
»Die Hamiller-Tube hat alle Funktionen freigegeben«, meldete die Zentralepositronik.
Javier beschleunigte da bereits. Die BASIS jagte in den Ausläufern einer gewaltigen Protuberanz in den Raum hinaus.
»Die beiden Wabenkomplexe stehen drei Lichtsekunden voraus!«, meldete die Ortungszentrale. »Dort scheint auch der Ursprung der fünfdimensionalen Strömungen zu sein, die den Stern zum Kollaps führen werden.«
Javier Blick fixierte die holografischen Anzeigen, seine Gedanken hatten das Schiff fest im Griff. Er beschleunigte mit hohem Wert und tauchte mit halber Lichtgeschwindigkeit unter den beiden Wabenkonglomeraten der Jelebs hinweg.
Die BASIS lag schon wieder unter schwerstem Beschuss.
»Treffer im Großhangar 5!«, meldete eine Überwachungspositronik.
Ortung und optische Vergrößerung holten den in grellem Weiß leuchtenden Energieschirm auf die Panoramagalerie.
»Reduzierte Triebwerksleistung!«, rief Sandra Bougeaklis. »Der Hamiller-Punkt wird
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