SB 122 – Gefangene der SOL
Boden zum Gleiter schweben zu lassen. Roi Danton lief mit gesenktem Kopf und düsterem Blick hinterher.
Gemeinsam verstauten sie die Kiste im rückwärtigen Bereich des Fahrzeugs.
»Sollen wir deine Frau nicht lieber herausnehmen?«, fragte Gucky. »Demeter in einem Billigsarg, das ist mir zu makaber.«
Danton schüttelte den Kopf. »Ich verstehe zwar nicht, was das alles bedeutet, aber ich will ihr nicht ins Handwerk pfuschen.«
Er stellte eine Verbindung zum Medo-Center des HQ Hanse her und kündigte sein Kommen an. Seinen Vater zu informieren, davon sah er ab. Perry Rhodan hatte ohnehin schon genug Sorgen.
Gucky lenkte den Gleiter, denn Roi war zu verwirrt. In Gedanken spielte er viele Möglichkeiten durch, die ihm Demeters Verhalten erklären sollten, trotzdem kam er zu keinem Ergebnis. Es gab lediglich zwei merkwürdige Parallelen. Die eine bestand zu den Viren-Experimenten Quiupus. Die andere war der Rückfall in den Zustand, in dem Demeter Jahrtausende in Einsamkeit verbracht hatte.
Fremdartig und geheimnisvoll war sie schon immer gewesen. Aber ihr eigentliches Rätsel war längst gelöst. Demeter war eine der zahllosen Suchenden gewesen, die der Kosmokraten-Roboter Laire ausgeschickt hatte, sein gestohlenes Auge zu suchen.
Dieses Auge befand sich nun in Rhodans Besitz. Das war offenbar im Sinn von ES, der Superintelligenz, die ihren Kontrahenten Seth-Apophis befrieden wollte. Gab es womöglich auch da eine Verbindung? Die Hamiller-Tube war ungefähr zu dem Zeitpunkt aktiv geworden, als Demeter sich die Bretter besorgt hatte, um die Karikatur eines Schreins für sich anzufertigen.
War das Zufall? Vor über 400 Jahren hatte es eine gefühlsmäßige Verbindung zwischen Payne Hamiller und Demeter gegeben. Erst Demeters eindeutige Entscheidung gegen ein Leben an der Seite des Wissenschaftlers hatte für Klarheit gesorgt.
Danton überdachte die Zeit, die er und Demeter zusammen verbracht hatten. In all den Jahren hatte es nie Schwierigkeiten oder Absonderliches gegeben.
Gucky landete den Gleiter auf dem Dach des Medo-Centers. Mehrere Roboter und zwei Ärzte standen bereit.
Nach einer ersten kurzen Untersuchung stand fest, dass Demeter lebte. Über die Art ihres Komas und das auslösende Moment konnte es naturgemäß noch keine Auskunft geben.
»Bitte lasst sie in dem Schrein«, verlangte Roi Danton. »Der hölzerne Sarg hat zweifellos eine große Bedeutung für meine Frau.«
Die Roboter transportierten die Bewusstlose nach innen. Danton und der Ilt folgten ihnen wortlos.
»Ich bleibe bei dir«, sagte Gucky treuherzig, als die Ärzte ihnen beiden den Zutritt zur Station verwehrten. »Dann bist du nicht so allein.«
Sie warteten.
Nach über eine Stunde kam einer der Ärzte. Die Verwirrung stand ihm ins Gesicht geschrieben.
»Ich kann dir nicht viel sagen, Roi. Außer, dass es den Anschein hat, dass sich deine Frau aus eigenem Willen in diesen Zustand versetzt hat. Vielleicht gab es dafür einen äußeren Anlass, aber das ist nur eine Vermutung. Ihre Gedankentätigkeit ruht völlig. Ihre biologischen Werte sind normal, abgesehen von dem komatösen Zustand.«
»Wie lange kann sie das, ohne Schaden zu nehmen, durchstehen?«, fragte Danton.
Der Arzt zuckte mit den Schultern. »Da alle Stoffwechselprozesse ebenfalls ruhen, theoretisch unendlich lange. Es gibt in der gesamten galaktischen Medizin Fälle, in denen Betroffene nie aus dem Koma erwachten.«
»Sie hatte Angst, urplötzlich zu altern«, sagte Danton. »Kann ihr Zustand damit zu tun haben?«
»Vielleicht«, lautete die vage Antwort. »Sie alterte bislang nicht – und das wird nun wohl nicht anders sein.«
»Das hat alles keinen erkennbaren Sinn«, murmelte Roi. »Eigentlich kann ich nur eine Entscheidung treffen.«
»Demeter kann bis auf Weiteres hierbleiben«, sagte der Arzt. »Über kurz oder lang wird sich allerdings die Frage stellen, ob sie einer Robotpflege ...«
»Ich nehme meine Frau wieder mit«, entschied Roi. »Ich werde sie an Bord der BASIS schaffen. Möglicherweise verändert sich ihr Zustand, sobald wir die Erde verlassen.«
»Mit der BASIS gibt es großen Ärger«, platzte Gucky heraus. »Viele Gedanken hier im HQ wirbeln durcheinander. Ich spüre Panik.«
»Alles ist vorbereitet.« Leo Dürk zeigte sich zufrieden. »Ich bin gespannt, was sich die Tube nun einfallen lässt.«
Sie hatten den Besprechungsort gewechselt. Der kleine Raum, in dem sie sich mittlerweile aufhielten, war speziell abgesichert worden. Hier
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