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Scalzi, John - Metatropolis (Erzählungen)

Scalzi, John - Metatropolis (Erzählungen)

Titel: Scalzi, John - Metatropolis (Erzählungen) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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einklinken und feststellen können, wohin Ihre Armee verschwunden ist?«
    Der Anwalt seufzte. »Wohl wahr. Aber wo Sie sich innerhalb des Lagers aufhalten, wird ein Geheimnis bleiben.«
    »Ja, gut.« Wenn es nicht anders ging. Also zog ich die Kapuze über. »Aber den Schläger behalte ich«, sagte ich mit gedämpfter Stimme.
    »Ganz wie Sie möchten, Mr. Stratton.« Der Anwalt klang gelangweilt. Er drängte mich in eine Richtung. »Mein Fahrrad hat einen Beiwagen. Bitte setzen Sie sich hinein.«
    Warum hatte er mich nicht Platz nehmen lassen, bevor ich mir die Kapuze über den Kopf gezogen hatte? Damit er mich herumschubsen konnte? »Also gehören Sie irgendwie zu dieser ganzen Sache. Oder sind Sie doch nur ein geinsteter Anwalt?«
    Ich konnte spüren, wie er auf das Fahrrad stieg. Mit einem Ruck setzten wir uns in Bewegung. »Ich bin Teil des Projekts.«
    »Das die Vernichtung der automobilorientierten Welt von Detroit zum Ziel hat?«
    »Unter anderem, Mr. Stratton. Die Welt kann ihren derzeitigen Kurs nicht beibehalten.« Der Anwalt schnaufte, während er in die Pedale trat und uns auf Tempo brachte. »Wir sind fast wieder in die Ära der Stadtstaaten zurückgekehrt, wie im alten Griechenland. Jede dieser Städte hat eine andere Vergangenheit, andere Traditionen und Gewohnheiten. Doch manche dieser Gewohnheit haben fundamentale Auswirkungen auf viele andere Menschen. Wenn Sie mit einem Schornstein bestimmte Giftstoffe in die Luft blasen und Bürger in mehreren Hundert Kilometern Entfernung dadurch beeinträchtigt werden, sollten diese Leute dann nicht ein Wörtchen mitreden können? Früher gab es landesweite Regierungen und Gesetze, aber in unserer Epoche geht es nur noch Stadt gegen Stadt.
    Doch einige von uns haben keine Bindung an eine spezielle Stadt. Vor allem jene von uns, die alt genug sind, um sich an nationalstaatliche Prinzipien erinnern zu können. Sie wissen, wovon ich rede, Mr. Stratton, Sie haben einst für dieses Land und nicht für eine Stadt gekämpft.«
    »Nicht dass ich irgendwas davon gehabt hätte«, murmelte ich. Aber ich erinnerte mich an die Tage, als sich die Leute Wimpel an die Veranda und die Fenster im oberen Stockwerk gehängt hatten.
    »Wir fühlen uns keinem Land, keiner Stadt und keinem Unternehmen verpflichtet. Wir sind bestenfalls Neotribalisten, aber auch als Stammesverband lehnen wir eine gemeinsame Verfassung oder hierarchische Strukturen ab. Wir tun uns jeweils für ein Projekt zusammen, wobei die Reputationsökonomie unsere Verbindung ist. Manche von uns arbeiten bei mehreren Projekten zusammen, andere widmen sich mehr dem größeren Plan, eine substanzielle memetische Veränderung unserer urbanen Lebensumwelt zu schaffen.«
    »Zum Beispiel, indem Sie Autos verschrotten.«
    »Das ist ein Unterprojekt, zu dem sich viele zusammengefunden haben. Die etwas aktiveren Leute, wie jene, die Ihren Wagen recycelt haben. Ja. Aber die Energienutzung und der Transportbereich sind realistisch gesehen nur ein kleines Segment des größeren Plans, eine Stadt oder eine Lebensumwelt zu erschaffen, die kohlendioxidneutral und folglich nachhaltig wirtschaftet. Wir reden hier über das langfristige Überleben der gesamten Menschheit, Mr. Stratton, nicht nur darüber, ob Sie Kunststoffe recyceln und umweltfreundlich zur Arbeit fahren.«
    »Ich habe mein ganzes Leben lang immer neue Untergangsszenarien gehört«, brummte ich. »Das Ende der Welt scheint immer genau hinter der nächsten Ecke zu lauern.«
    »Und deswegen glauben Sie, dass es nie so weit kommen wird?« Der Anwalt fuhr im Zickzack durch die Straßen. Auch ein paar Gassen, wie ich am Echo unserer Stimmen erkannte. »Glauben Sie, dass Zivilisationen niemals kollabieren können? Nach uns werden andere oder etwas anderes kommen. Man wird ein paar Straßen nach uns benennen, vielleicht sogar ein Museum gründen. Auf Satellitenbildern finden wir immer wieder uralte Städte, die vor langer Zeit vom Dschungel oder von der Wüste verschluckt wurden. Warum sind sie gestorben? Zu intensive Landwirtschaft oder einfach nur Ärger mit den Nachbarn? Ganz gleich, warum, der Punkt ist, dass die Welt dieser Zivilisationen unterging. Man kann eine Atombombe abwerfen, und die Strahlung wird innerhalb eines bestimmten Umkreises alles töten. Jahre später kehrt die Natur zurück. Generationen später sind einige Bereiche schon wieder bewohnbar. Trotzdem bedeutet das nicht, dass es eine gute Idee wäre, mitten in Ihrem Wohnzimmer eine Atombombe zu

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