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Scalzi, John - Metatropolis (Erzählungen)

Scalzi, John - Metatropolis (Erzählungen)

Titel: Scalzi, John - Metatropolis (Erzählungen) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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Unternehmensabteilung, die genauso viel Moral wie ein steifer Schwanz hat.«
    Cadie lehnte sich gegen den Türrahmen, wobei sie darauf achtete, die Tür nicht zuzudrücken. Diesmal erlaubte sie sich, die Arme zu verschränken, weil sie ein Bedürfnis nach Stützung hatte. »Mir ist immer noch nicht klar, warum Sie mir das erzählen.«
    So ausführlich , fügte sie in Gedanken hinzu, behielt es aber für sich. Sie musste diese Leute nicht gegen sich aufbringen.
    »Es ist eine Philosophie«, sagte Shearer. »Wir möchten, dass Sie verstehen, warum wir an Sie herangetreten sind und warum Sie uns helfen sollten. Der Grund für unsere Kontaktaufnahme war Ihre Reputation. Ihr persönlicher Ruf. Weil Sie bereit waren, sich gegen Taras Boyko zu stellen, um das Leben eines Kindes zu schützen, zu dem Sie keinerlei biologische Verbindung haben. Sie hätten sogar gute Gründe, dem Kind mit Feindseligkeit zu begegnen.«
    »Es ist ein Kind …«
    »Nichtsdestotrotz«, sagte Shearer. »Nichtsdestotrotz.«
    »Sie wollen etwas von mir.«
    Sie zuckte die Achseln, eine fatalistische Geste, die Cadie als Bestätigung dessen verstand, was für sie – Cadie – offensichtlich war. Doch dann sah sie, wie Homers Mundwinkel zuckten. »Wir wollen, dass Sie etwas für uns tun. Etwas Gefährliches.«
    »Andernfalls werden Sie mich – oder Firuza? – an Taras ausliefern?«
    »Ms. Grange«, sagte Homer im Tonfall der Erschöpfung. »Wir sind die Guten.«
    Die Guten, ach so, Entschuldigung. Aber auch das sprach Cadie nicht aus. »Dann hören Sie bitte auf, mir auf die Füße zu treten. Oder mich auf den Arm zu nehmen. Oder was auch immer Sie sich vorgenommen haben, um mich kleinzukriegen. Was wollen Sie, und warum sollte ich Ihnen helfen?«
    Doch Shearer war noch nicht mit Cadie fertig. Sie lächelte und blickte zu Homer, der den Kopf schüttelte. »Ich vergesse immer, wie es ist, mit Menschen zu tun zu haben, die schon viel zu lange draußen gelebt haben. Cadence, was glauben Sie, an wen sich Ihre Krippe wenden wird, um bedrohte Kinder zu evakuieren? Was glauben Sie, wer am meisten daran interessiert ist, Kinder außerhalb von staatlichen Programmen aufzuziehen? Wir wissen, dass Sie sich das Unterbringungsprogramm kaum leisten können, für das Firuza registriert ist.«
    Sie konnte das nervöse Aneinanderreiben von Zunge und Zähnen gegen die Lippen nicht unterdrücken und verfluchte sich, weil sie dadurch so viel verriet. »Was wollen Sie von meiner Tochter?«
    »Sie ist nicht Ihre Tochter.«
    »Stieftochter.«
    »Eine interessante philosophische Frage«, sagte Homer. »Ist das uneheliche Kind Ihres Exgatten immer noch Ihr Stiefkind? Oder liegt eine andere Art von nicht-biologischem Verhältnis vor?«
    Der kalte Schauder auf Cadies Rücken wurde stärker. Sie war gut darin, eine leidenschaftslose Miene zu wahren – eine Fähigkeit, die sie perfektioniert hatte, als sie in Taras’ Haus gelebt hatte -, aber diesmal schien ihr Pokerface zu versagen, weil Homer und Shearer einen bedeutungsvollen Blick austauschten, worauf Shearer sagte: »Wir werden sie nicht als Geisel nehmen. Wir werden Ihnen helfen, Ihr Kind zu versorgen, ob Sie uns nun behilflich sind oder nicht.«
    Die Nonchalance dieser Aussage trug nicht dazu bei, die Anspannung ihrer Schultern und ihres Genicks zu lösen, sondern machte sie ihr nur umso stärker bewusst. »Sie geben mir mein Kind zurück. Einfach so. Und was ist, wenn ich Ihnen sage, dass ich Ihre Hilfe nicht will?«
    »Dann würden wir versuchen, Sie auf anderem Wege zu überzeugen.« Homer hob die Schultern. »So arbeiten wir nicht.«
    »Aber … warum nicht?«
    Shearer lächelte. »Wir sind die Guten.« Humpelnd entfernte sie sich ein paar Schritte, als wollte sie Cadie Platz zum Denken geben. Doch dann drehte sie sich wieder um und verschränkte mit ernsthaftem Ausdruck die Hände. »Und wir wollen, dass auch Sie eine von den Guten sind. Die Stammesorganisation gehört zur Grundprogrammierung des menschlichen Gehirns. Vertrauen wird durch Zusammenarbeit aufgebaut. Es ist wie mit Markennamen, nur dass reale Personen dahinterstehen.« Sie ließ ihre Marken klirren, ein Klang wie ein Lichtschimmer, wie von einem gläsernen Mobile. »Um uns helfen zu wollen, müssen Sie uns vertrauen. Um dieses Vertrauen aufzubauen, bieten wir Ihnen zuerst unsere Hilfe an. Mir ist bewusst, dass wir mit Ihnen einige Arbeit haben werden …«
    Cadie verzog das Gesicht. »Ich habe den Fehler begangen, einen ukrainischen Mafioso zu

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