Scalzi, John - Metatropolis (Erzählungen)
schüttelte das Eis in seinem Pappbecher. Dabei klirrten die Marken an seinem Stahlarmband. »Ich will helfen.«
Homers Fahrrad war draußen vor dem Burgerladen angekettet, wo er es anscheinend abgestellt hatte, bevor er um die Ecke gekommen war, um Cadie abzupassen. Cadie hatte ihr eigenes Fahrrad unbeabsichtigterweise nicht weit davon entfernt gesichert, und sie ging im Kopf ihre Möglichkeiten durch, als sie es aufschloss. Sie konnte versuchen abzuhauen – ohne zu wissen, wie schnell Homer auf Rädern war, aber es gab fast niemanden, der es in der Stadt mit Cadie aufnehmen konnte, wenn sie auf gar keinen Fall eingeholt werden wollte. Aber wenn sie ihn stehenließ, hatte er immer noch ihr Kennzeichen, was bedeutete, dass er ihre gemeldete Adresse kannte, und es würde ihm keine Schwierigkeiten bereiten, in Erfahrung zu bringen, für wen sie Pakete ablieferte.
Und er wusste, wo Firuza war.
Wie jeder gute Flüchtling hatte Cadie Pläne, wie sie schnell verschwinden konnte. Doch bevor sie sie umsetzen konnte, würde sie Homer abschütteln und eine Nachricht an die Krippe schicken müssen – die selbst über wirkungsvolle Sicherheitsvorkehrungen und Evakuierungspläne verfügte, was der Grund war, warum Cadie sie unter mehreren seriösen gemeinschaftlichen Erziehungswohneinrichtungen ausgesucht hatte.
Das und die Tatsache, dass Taras keine Unterstützung von den Detroiter Familien erhalten würde, wenn er sich hier auf die Suche machte. Hier war ihm niemand einen Gefallen schuldig, und es gab genug böses Blut – zumindest hoffte Cadie es -, um eine Nebelwand zu erzeugen, die dicht genug war, um sie und Firuza zu verbergen.
Homer wollte sie vielleicht an einen privateren Ort locken, um ihr etwas antun zu können, aber er hatte keine Aggressivität erkennen lassen, als sie allein in der Gasse vor der Krippe gewesen waren, und sie hatte ihr Misstrauen ihm gegenüber seitdem keineswegs abgebaut. Und falls er wirklich für Taras arbeitete, wusste der Mann bereits, wo sie war, und wenn sie zur Krippe zurückkehrte, wäre Firuza längst fort.
Als ihr diese Möglichkeit durch den Kopf ging, glitt ihr der Schlüssel vom Schloss ab. Sie trocknete sich die Handflächen an der Hose ab, bevor sie es ein zweites Mal versuchte.
Taras. Es würde ihm ähnlich sehen, sie zurückzuholen, damit er sie dazu bringen konnte, ihren Irrtum im Besonderen und im Einzelnen zu bedauern. Aber ein Katz-und-Maus-Spiel, der umständliche Versuch, sie in die Irre zu führen, passte überhaupt nicht zu seinem Charakter. Er würde sie einfach holen und ohne Gefühle des Bedauerns tun, weswegen er gekommen war. Er war effizient und konzentriert.
Sie hatte ihn einst wahnsinnig attraktiv gefunden, bevor sie erfahren hatte, worauf sich seine Effizienz und Konzentration richtete. Bevor ihr am Beispiel von Erzabet, Firuzas biologischer Mutter, demonstriert wurde, dass seine Effizienz und Konzentration nur Manifestationen seiner Rücksichtslosigkeit waren.
Als sie ihn wegen dieser Affäre zur Rede gestellt hatte, war ihr nicht klar gewesen, dass seine Reaktion die Leiche ihrer Rivalin zur Folge haben würde. Er hätte auch Firuza getötet, wenn sie ihn dazu aufgefordert hätte. Dessen war sie sich ganz sicher.
Stattdessen hatte sie sich das kleine Mädchen als Geschenk gewünscht, und Taras – großmütig wie immer, solange man ihn ansonsten zufriedenstellte – hatte ihr seine Tochter in einem Körbchen liefern lassen.
Das war der Tag gewesen, an dem Cadie begonnen hatte, Fluchtpläne zu schmieden.
Nein. Wenn Homer für Taras arbeitete, wäre Cadie bereits genauso tot wie Erzabet. Cadie fragte sich, ob es eine Frau gab, für die der Mord an ihr ein Geschenk wäre. Sie fragte sich, ob Taras’ Vater seiner Mutter ähnliche Opfergaben dargebracht hatte.
Sie konnte Homer nicht vertrauen. Sie konnte niemandem vertrauen – das hatte sie von Taras gelernt. Aber sie konnte die Zähne zusammenbeißen und so tun, als würde sie ihm vertrauen, zumindest so weit, wie sie ihn werfen konnte, zumindest so lange, bis sie herausgefunden hatte, was er spielte.
Vertrauen vorzutäuschen bedeutete jedoch nicht, dass sie sich dumm verhalten musste. Sie löste einen Notfallcode an ihrem Omni aus, als sie gleichzeitig mit Homer ein Bein über den Fahrradrahmen schwang, und sie fühlte sich besser, nachdem sie es getan hatte. Falls es nicht schon zu spät war, würde jemand in diesem Moment Firuza in Sicherheit bringen. Falls das Personal der Krippe nicht
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