Scepter und Hammer
Gewohnheit über den Haufen werfende Verhalten des Abu-el-Reïsahn. Dieser aber trat nun zu Katombo und reichte ihm beide Hände.
»Mein Sohn, laß Dir später von mir danken! Du wirst Dich wundern über das, was ich jetzt that; aber Du hast die Gefangenen an Bord, und die Wuth des feurigen Bathu wäre nicht zu zügeln, wenn er den Mudellir erblickte. Wir müssen schnell handeln. Was räthst Du mir?«
»Deiner Tochter ist nichts geschehen, daher verzichte auf eine persönliche Rache und ziehe es lieber vor, den Mudellir beim Khedive zu verklagen. Vergreifen wir uns mit den Waffen in der Hand an ihm und den Seinigen, so sind wir verloren, da der Vizekönig nicht uns, sondern auf ihn hören wird.«
»Deine Rede ist weise, und ich werde sie befolgen. Wo sind die Gefangenen?«
»Der Mudellir befindet sich in der Kajüte, und seine Leute habe ich alle im Vorderraume zusammengesperrt.«
»Gib ihnen die Freiheit. Da drüben liegt eine Barke, welche nach Kairo geht. Unsere Leute mögen alles, was ihm gehört, hinüberschaffen und ihn dann selbst hinüberbringen. Du nahmst ihnen ihre Waffen?«
»Ja.«
»Gib sie ihnen wieder. Es gibt keine größere Demüthigung für den freien und muthigen Mann, als seiner Waffen beraubt zu sein.«
»Ist es nicht besser, sie bekommen sie erst auf der Barke ausgehändigt?«
»Nein, Katombo. Oder soll er meinen, daß wir uns vor ihm fürchten? Sein Angesicht muß erröthen, wenn er sieht, mit welcher Höflichkeit wir den Räuber meines Kindes behandeln.«
»Ich thue es nicht gern, aber wenn Du befiehlst, so muß ich gehorchen.«
Er befahl die Waffen herbeizubringen, und gab dann einen Wink, die Luke zu öffnen, welche in den Vorderraum führte. Er selbst schob den Riegel von der Kajütenthür zurück.
Wie ein verwundeter Tiger sprang Hamd-el-Arek daraus hervor; als er aber die Zahl der Anwesenden bemerkte, wandte er sich um, trat an die Schanzverkleidung und that, als ob er von Allem nichts bemerke. Seine Begleiter waren jetzt auf das Deck gestiegen; nur der Verschnittene fehlte noch.
»Ihr seid wieder frei,« verkündigte Manu-Remusat. »Nehmt Eure Waffen!«
Er ergriff die Pistolen, den Säbel und das Messer des Mudellir und näherte sich ihm.
»Hamd-el-Arek, nimm, was Dir gehört!«
Der Angeredete griff zu, ohne sich umzudrehen. Unterdessen dachte Katombo an den Verschnittenen. Er befahl, auch diesen noch zu holen, und einer von den Leuten ging hinab, um ihn freizulassen. Als der Schwarze aus der Luke emportauchte, bot sein Gesicht einen höchst unschönen Anblick dar. Die Schwielen, welche von den Hieben Katombos stammten, waren aufgesprungen, und dazu entstellte eine unbeschreibliche Wuth die Züge des Verschnittenen. Sein Auge suchte Katombo, und kaum hatte er ihn erblickt, so riß er ein Messer aus dem Gürtel des ihm Zunächststehenden und stürzte auf ihn zu.
Katombo hatte sich abgewandt und achtete auf den Angreifer nicht eher, als bis er durch einen allgemeinen Schrei auf denselben aufmerksam gemacht wurde. Und doch wäre es zu spät gewesen, wenn sich nicht Manu-Remusat dazwischen geworfen hätte. Dieser faßte den Schwarzen beim Arme, um ihn am Stoße zu verhindern; doch die Wuth gab dem Angreifenden ungewöhnliche Kräfte; er riß sich los und versetzte Remusat einen Stich in die Wange, aus welcher sofort das Blut aufspritzte. Der Verwundete trat einen Schritt zurück, warf sich dann mit aller Kraft auf ihn und bohrte ihm das Messer, welches er ihm entriß, bis an das Heft in die Schulter.
Da richtete sich der Mudellir empor.
»Blut? Ja, Ihr sollt Blut haben! Drauf auf sie; haut sie zusammen!«
Er spannte die Pistole und zielte auf Remusat. Im Augenblicke des Schusses warf sich dieser zur Seite und entriß Katombo eine seiner Pistolen. Der Schuß war vorübergegangen. Jetzt blitzte es in den Händen Remusats auf, und der Mudellir stürzte, mitten durch die Stirn getroffen, zu Boden. Auf den Fall ihres Führers erhoben die Assuaner ein fürchterliches Geheul und drangen auf die Siuter ein. Es entspann sich ein allgemeiner Kampf, der allerdings mit der vollständigen Niederlage der ersteren endete, aber auch den letzteren manche Wunde brachte.
Dies alles war in weniger als fünf Minuten geschehen. Omar-Bathu, der Mameluke, hatte die Schüsse und das Geschrei gehört und kam jetzt herbeigeeilt, doch zu spät, denn eben wurde der letzte Assuaner niedergeworfen.
»Allah akbar, was ist hier geschehen?« frug er. »Wer hat den Gefangenen Waffen gegeben?«
»Ich,«
Weitere Kostenlose Bücher