Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Scepter und Hammer

Scepter und Hammer

Titel: Scepter und Hammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
ich selbst habe ihn verhört, und ich selbst war in Deinem Garten, um Sobeïde zu befreien, denn wisse, dieser Sandal gehört keinem Andern als Manu-Remusat, den Du verfolgest. Bis Siut bin ich Dein Herr und Meister; dann verlässest Du das Schiff und magst gehen, wohin Du willst. Legt die Waffen ab!«
    Die Worte hatten ihn wie ein Donnerschlag getroffen, so daß er sich von Katombo unwillkürlich die Pistolen, den Säbel und das Messer nehmen ließ. Die Andern folgten natürlich seinem Beispiele. Ohne ein Wort zu sagen, wandte sich der Mudellir um und ging in die Kajüte. Auf einen Wink Katombo’s eilte Ali herbei und schob den Riegel vor; der Statthalter war gefangen.
    Während dessen schoß der Sandal mit der Geschwindigkeit eines Dampfers vorwärts. Katombo war Herr des Schiffes und ließ noch während dieser Nacht ein Zelt für Sobeïde auf dem Verdeck errichten, und zwar an einer Stelle, daß sie nicht beobachtet werden konnte, selbst wenn sie es auf einige Schritte verließ. Er ging dann hinab, schob die Bretter zur Seite und bat sie, mit ihm zu kommen.
    »Hinauf?« frug sie besorgt.
    »Hinauf!«
    »Wo ist der Mudellir?«
    »Gefangen.«
    »Und seine Leute?«
    »Gefangen.«
    »Remallah, was hast Du gethan!«
    »Blos das, was ich verantworten kann.«
    Er führte die tief Verschleierte hinauf, wo es ihr in der lauen Nachtluft besser behagte, als in der dumpfen Schwüle ihres kleinen Verschlages. – –Einige Tage später bewegte sich eine Karawane durch die östliche Säumung der lybischen Wüste, eine Karawane, welche aus vierzig köstlichen Reitkameelen und ebenso vielen Lastkameelen bestand. Etwas vorauf ritt ein junger Mann in Mamelukentracht auf einem jener köstlichen arabischen Barakkpferde, welche meist ein seidenähnliches silbergraues Haar besitzen und von keiner andern Rasse übertroffen werden.
    Schon waren die Schatten bedeutend länger als Thier und Reiter selbst; der Abend lag nicht fern, und es war wünschenswerth, bald einen Ruhepunkt oder das Ziel der Wanderung zu erreichen. Da plötzlich streckte das vorderste Hedjihn (Reitkameel) den langen Hals weit aus, sog die Luft in einem langen Zuge durch die Nüstern, stieß einen lauten gellenden Schrei aus und eilte dann wie vom Sturme getrieben in gerader Richtung davon. Die Männer stießen einen Jubelruf aus und folgten auf ihren Thieren in demselben beschleunigten Tempo. Das Hedjihn hatte die wassergeschwängerte Luft des Nilthales gerochen, und bald schoß die Karawane von den Sandbergen, welche es im Westen begrenzen, herab in die grünende duftende Senkung.
    »Siut!« rief der Reiter auf der silbergrauen Stute. »Geht in das Karawanserai, und wartet dort auf meine Befehle!«
    Er ließ der Stute die Zügel vollständig schießen und flog seitwärts von den Andern längs des Flusses hinan an dem Hause des Kawuahdschi vorüber. Abd-el-Oman stand gerade vor seiner Thür. Als er den Reiter vorbeisprengen sah, murmelte er in den Bart:»Omar-Bathu, der Mamelukenfürst, der reicher ist als der Khedive selbst! Er wird den Schech-el-Reïsahn besuchen.«
    Er hatte richtig vermuthet, denn der Reiter bog in das Thor Manu-Remusats ein, sprengte durch den Garten in den Hof und hielt gerade vor der Treppe, welche zum Divan des Obersten der Schiffskapitäne führte. Er mußte mit dem Wege und den Lokalitäten sehr vertraut sein.
    Der Hufschlag seines Pferdes war nicht unbemerkt geblieben; einige Diener eilten herbei, und oben öffnete sich eine Thür, aus welcher der Besitzer des Hauses in eigener Person hervortrat.
    »Remusat!«
    »Bathu!«
    Kaum waren die Rufe erklungen, so lagen sich die beiden Männer in den Armen.
    »Gesegnet sei der Gedanke, der Dich zu mir führt,« meinte zuerst Remusat. »Trete ein und sei mir willkommen!«
    Nur wenige Augenblicke vergingen, so saßen sie mit den dampfenden Pfeifen vor dem duftenden Mokka.
    »Monden sind vergangen, seit ich Dich nicht bei mir sah. Wohin hast Du Deine Zelte getragen?«
    »Bald hierhin und bald dorthin, wo das Schwert gerade Arbeit fand. Wir haben gesiegt und viele Beute gemacht, denn Allah liebt den Muthigen und segnet seine Wege. Und Du? Wie ist es mit den Deinen? Wo ist Katombo, der Wackere, und wie befindet sich Sobeïde?«
    Die letzten Worte waren leiser und fast zagend gesprochen.
    »Katombo fuhr mit dem Sandal nach Assuan, und Sobeïde – sie – sie ist – –«
    Da legte ihm Omar-Bathu die Hand auf den Arm.
    »Ich weiß, der Mann spricht nicht von seinen Frauen, aber nach Sobeïde darf ich

Weitere Kostenlose Bücher