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Scepter und Hammer

Scepter und Hammer

Titel: Scepter und Hammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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entmannte Verschnittene waren. Katombo benutzte die wenigen Sekunden und schritt davon. Der Khedive wüthete vor Grimm, aber ehe sich die Kastraten ernstlich an die Verfolgung machten, war Katombo bereits in der Menge der Passanten verschwunden, welche sich vor dem Palaste bewegten.
    Der Vizekönig schoß ein zweites Pistol auf die Dienerschaft ab und hieb einige von ihnen nieder; dann befahl er, den Kadi-Baschi sofort zu ihm zu bringen.
    Dieser hatte unterdessen auf die Zurückkunft Katombos gewartet.
    »Wie ging es?« redete er ihn an, als er erschien. »Deine Augen blicken zornig und Deine Mienen verkünden Unheil.«
    »Dieser Säbel ist noch warm vom Blute des Mörders,« antwortete der Gefragte finster.
    »Was hast Du gethan? Wen hast Du getödtet?«
    »Den Janitscharenaga.«
    »Allah akbar, Gott ist groß, aber Deine Verwegenheit ist noch viel größer. Wo hast Du ihn niedergeschlagen?«
    »Im Palaste, vor den Augen des Vizekönigs.«
    Der Kadi erbleichte.
    »So bist Du verloren!«
    »Verloren? Der Kapudan-Pascha?«
    »Ja, denn weder ich noch der Großherr kann Dich retten. Du hast den Frieden des königlichen Palastes verletzt und den obersten Polizeiverweser des Reiches getödtet. Du bist der Rache und der Gerichtsbarkeit des Vizekönigs verfallen.«
    »Ich bin dieser Gerichtsbarkeit nicht unterworfen!«
    »Du bist es!«
    »Ich unterwerfe mich nicht.«
    »Man wird Dich zwingen.«
    »Du wirst mich schützen. Kein Khawasse des Vizekönigs darf Dein Haus betreten.«
    »Maschallah, das ist wahr, und Du wirst bei mir wohnen. Aber sobald Du Deinen Fuß über meine Schwelle setzest, wird man Dich festnehmen.«
    »Ich werde vorsichtig sein. Ich schreibe sofort einen wahrheitsgetreuen Bericht an den Großherrn, und dieser mag bestimmen was zu geschehen hat.«
    »Ich werde das Meinige hinzufügen, kann Dir aber meine Befürchtungen nicht verhehlen. Der Großherr hat Rücksicht auf den Khedive zu nehmen.«
    »Nicht auch auf seinen obersten Seeoffizier?«
    »Ja; doch ist die letztere nicht so sehr geboten wie die erstere.«
    Jetzt kam der Bote, welcher den Kadi zum Vizekönig beschied. Er folgte dem Rufe und begab sich unter einer zahlreichen Begleitung nach dem vizeköniglichen Palast.
    Es dauerte eine sehr lange Zeit, ehe er wiederkehrte. Sein Gesicht machte keinen Hoffnung erweckenden Eindruck.
    »Es wird wie ich Dir sagte. Der Khedive verlangte Deine sofortige Auslieferung.«
    »Du verweigertest sie ihm?«
    »Ja.«
    »Was that er?«
    »Er muß das Völkerrecht respektiren, welches mein Haus zu Deiner Freistätte macht, aber er wird dieses Haus eng umstellen lassen. Die dazu bestimmten Khawassen sind bereits unterwegs.«
    »Das macht mir nicht bange, denn ich werde Dein Haus nicht eher verlassen, als bis die Entscheidung des Großherrn angekommen ist.«
    »Der Khedive wird sie eher in der Hand haben als Du.«
    »Inwiefern?«
    »Weil noch ehe ich ihn verließ ein Bote von ihm nach Stambul gegangen ist, welcher sich im Namen des Vizekönigs mündlich über Dich beschweren und Deine Auslieferung oder Bestrafung fordern soll.«
    »Wen sandte er?«
    »Einen Mann, dessen Rang bei dem Großherrn sehr in das Gewicht fallen wird – –«
    »Wohl gar seinen Wessir?«
    »Du erräthts es. Es ist sehr leicht zu denken, daß die mündliche Darstellung dieses hohen Beamten, der ein gewandter Diplomat ist, mehr Erfolg haben wird als Dein schriftlicher Bericht.«
    Katombo neigte zustimmend den Kopf.
    »Du hast Recht. Der Großherr hat kein starkes Herz. Hast Du gehört von dem norländischen Herzog von Raumburg, den ich einst mit seinem ganzen Schiffe gefangen nahm?«
    »Jeder Türke kennt diese Deine Heldenthat, durch welche Du Kapitän eines der besten Kriegsschiffe wurdest.«
    »Die Gefangennahme dieses Mannes und die Befreiung des Großveziers Malek-Pascha, der sich damals als Gefangener auf dem ›Drachen‹ befand, gaben dem Kriege eine solche Wendung, daß der Großherr den Frieden hätte diktiren können. Dieser Herzog aber wußte ihm die Sachlage so darzustellen, daß er ihn freigab und mit dem Auftrage betraute, mit dem Könige von Norland empfehlend über den Sultan zu reden, damit der Letztere den Frieden nicht so theuer zu erkaufen habe. Ich fürchte, daß diese Schwäche auch mir jetzt gefährlich werden kann.«
    »Ich theile Deine Befürchtung, werde Dir aber beistehen, so viel es in meine Kräfte gegeben ist. Natürlich denkt es sich der Khedive, daß auch von Deiner Seite ein Bote nach Stambul gehen wird. Es ist

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