Schabernack mit zwei Gespenstern
erstaunt auf den Mann, der schreiend und mit den
Armen in der Luft herumfuchtelnd vorüberraste. Dann bemerkten sie die Gespenster.
Entsetzen malte sich auf ihren Gesichtern.
„Ach, du Schreck!“ flüsterte Nik.
„Jetzt haben die zwei vergessen, sich unsichtbar zu machen. Los, kommt! Wir
verschwinden.“ Rasch liefen die Jungen ins Haus zurück.
„So! Den sind wir erst mal los“, sagte
Nik, als sie ins Wohnzimmer traten, wo die Eltern noch ganz fassungslos saßen.
„Das waren Sisi und Nono, unsere
Gespenster.“
„Phantastisch“, murmelte die Mutter.
„Da haben wir also tatsächlich
Gespenster im Haus. Unglaublich!“ Der Vater schüttelte den Kopf. „Aber sag mal,
warum habt ihr die zwei auf den armen Herrn Otto losgelassen? Meint ihr, damit
wäre die Sache erledigt?“
„Er kann doch nicht einfach
daherkommen und uns Norbert wegnehmen“, brummte Nik. „Das lassen wir uns nicht
gefallen.“
„Ich kann ihn nicht leiden“, stieß
Norbert trotzig hervor. „Ich will nicht mit ihm gehen. Lieber bleibe ich im
Heim.“
„Nun mal langsam“, meinte Herr
Lehmann. „Ich finde deinen Onkel gar nicht so übel.“
„Papi, du läßt es doch nicht zu, daß
er uns Norbert fortnimmt, nicht wahr?“ fragte Uli flehend.
„Norbert würde bestimmt schrecklich
unglücklich bei diesem komischen alten Onkel“, rief Nik.
„Woher willst du das wissen?“ sagte
Frau Lehmann. „Wir dürfen nicht so tun, als ob Herr Otto ein schlechter Mensch
wäre, nur weil wir Norbert behalten wollen. Herr Otto hat sich vorhin sehr
ungeschickt benommen und euch dadurch zornig gemacht. Das verstehe ich ja.
Norbert ist schließlich kein Baby mehr, über das man einfach bestimmen kann. Herr
Otto hätte Norbert zumindest fragen müssen, ob er mit ihm gehen will.“
„Es gefällt uns ebensowenig wie euch,
daß dieser Onkel aufgetaucht ist und unsere Pläne durcheinander bringt.“ Herr
Lehmann schaute die Kinder an. „Irgendwie müssen wir jedoch damit fertig
werden. Selbstverständlich spreche ich so bald wie möglich mit dem Jugendamt
über die Sache. Herr Otto kann Norbert sicher nicht so einfach mitnehmen. Aber
ich meine doch, Norbert sollte seinen Onkel zunächst einmal näher kennenlernen,
bevor er sich entscheidet. Vielleicht stellt sich heraus, daß Herr Otto ganz
nett ist, und Norbert doch mit ihm gehen möchte. Wahrscheinlich war Herr Otto
vorhin aus lauter Verlegenheit so unfreundlich. Kein Mensch ist fröhlich, wenn
er zugeben muß, daß er etwas falsch gemacht hat. Wenn ihr damit einverstanden
seid, besuche ich Herrn Otto jetzt in seinem Hotel und bitte ihn, einige Tage
hierzubleiben, bevor er etwas unternimmt. Sollte er darauf eingehen, müßt ihr
natürlich während dieser Zeit freundlich zu ihm sein.“
„Waffenstillstand also. Hmmm!“ machte
Nik.
„Huch, Gespenster!“ schrie der Kellner
und ließ vor Schreck das Tablett auf den Onkel purzeln
„Da kann ja eigentlich nicht viel
passieren“, meinte Norbert.
„Doch!“ Nik blinzelte pfiffig.
„Vielleicht können wir ihm seinen Plan ausreden. Wir werden ihm erklären, wie
schön du es hier haben wirst, in einer richtigen Familie, mit einer Mutter,
einem Vater und zwei Brüdern...“
In diesem Augenblick huschten die
Gespenster kichernd zum Fenster herein. „Hihihi! Hahaha!“ Ausgelassen kugelten
sie durch Zimmer. „Kinder, in der Stadt ist was los!“ quiekte Sisi. „Wir hatten
vergessen, ons onsichtbar zo machen.“
„Wir haben den Onkel bis in sein Hotel
verfolgt“, berichtete Nono. „Zofällig kam gerade ein Kellner mit einem vollen
Tablett dorch den Gang. Als er ons sah, ließ er es fallen. Der Onkel kriegte
die heiße Soße aufs Hemd, Erbsen ond Kartoffeln über die Hose, Podding auf die
Schohe, ond das Schnitzel flog ihm om die Ohren. Das war ein Geschrei!“ Die
Gespenster krümmten sich vor Lachen.
„Also, für heute hat der Onkel
bestimmt genog“, sagte Sisi. „Roft ons nor, wenn er wieder hier auftaucht. Wir
spoken ihm gern so lange was vor, bis er endgültig aus Ballheim verschwindet.“
„Ond für heute nacht denken wir ons
was ganz besonders Feines für ihn aus“, lispelte Sisi. „Wir wissen ja, wo er
schläft.“
„O nein!“ sagte Herr Lehmann. „Nik
wird euch gleich erklären, warum. Und nun kommt einmal her. Ich möchte mir
unsere Hausgespenster ansehen.“
„Nein, nein“, flüsterte Nono, aber er
glitt trotzdem mit Sisi brav auf die Eltern Lehmann zu.
Dabei machten die beiden so
unschuldige Gesichter, daß die
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