Schabernackel
Besonderes. Und außerdem gebe ich nicht gern an mit dem, was meine Eltern besitzen.“ Darauf hakte sie ihre Mutter unter und sagte: „Komm, Mutti, laß uns ein bißchen Spazierengehen, ich habe dir ja so viel zu erzählen!“
Die drei blonden Mädchen sahen ihr nach und waren blaß vor Neid.
Schabernackel freute sich darüber, daß er die Mädchen mit seinem Wolkenhubschrauber und seiner großen Fliegerbrille tatsächlich hatte an der Nase herumführen können. Er kicherte eine ganze Zeitlang vor sich hin und flog übermütig einige Kreise und Achten. Den Besenstielpropeller warf er hinunter, als er gerade einen Müllplatz überquerte, und dann stellte er die Flugautomatik ein, indem er sich den Lumpensack unter die Beine schob, und ließ sich weit ins Flachland tragen. Als ihm einfiel, daß seine Wolke von unten immer noch ganz bunt war und jedem, der mal zum Himmel aufblickte, sofort auffallen mußte, landete er auf einem Stoppelfeld und zupfte die Farbe heraus.
„So“, sagte er, „nun bist du wieder ganz die alte. Entschuldige, daß ich dich vorübergehend anmalen mußte, es war für einen guten Zweck.“
Nachdem er ein paar Wiesenpilze gesammelt, auf einem kleinen Feuer gebraten und dann gegessen hatte, bestieg er sein Wolkenschiff wieder und flog weiter. In der nächsten Stadt wollte er übernachten, am liebsten wieder an einer Kirchturmspitze.
Nach zweistündiger Flugzeit kam endlich eine Stadt in Sicht. Sie lag an einem Fluß und hatte viele Kirchen, eine sogar mit einem Doppelturm.
Wunderbar, dachte Schabernackel, zwischen zwei Kirchtürmen muß sich bestimmt gut schlafen lassen!
Aber zum Schlafen kam er noch nicht.
Aus einer engen Gasse, die er langsam überflog, drang mit einemmal das ängstliche Gebell und Gewinsel eines Hundes zu ihm herauf, und darum mußte er sich natürlich kümmern. Also schwebte er tiefer hinab und stellte die Ohren auf Fernempfang.
Bald sah er, was da unten vor sich ging. Ein Junge schlug mit einem langen Stock auf einen kleinen Hund ein, der vor einem Kaufhaus angebunden war und nicht weglaufen konnte!
Schabernackel war empört.
Warum tut der Bengel das? fragte er sich. Hat das Tier ihn gebissen? Dafür ist es doch wohl viel zu klein! Man sollte es verbieten, daß so rüde Kerle wie der Junge da unten sich einen Hund halten!
Plötzlich sprang der Junge zur Seite und tat, als betrachte er sich die Auslagen im Schaufenster. Eine ältere Frau kam aus dem Geschäft, löste die Leine des Hundes vom Fahrradständer und sagte: „Na, mein Schnuckelchen, hast du so lange gewartet? Bist ein braves Tier! Jetzt geht Frauchen auch mit dir nach Hause und gibt dir eine schöne Wurst.“ Der Hund jaulte vor Freude und drängte sich an die Frau.
Der Junge mit dem Stock hatte alles beobachtet. Als Frau und Hund sich entfernt hatten, stromerte er langsam weiter. Hm, dachte Schabernackel, es kann bestimmt nicht schaden, wenn ich den eine Weile im Auge behalte. Der gefällt mir nämlich gar nicht. Und er flog hinterher.
Schon an der nächsten Straßenecke fand der Bösewicht ein anderes Opfer. Dort hockte eine kleine Katze auf einem Zaunpfahl und putzte sich. Der Junge hielt den Stock auf dem Rücken versteckt und trat langsam auf das Tier zu.
„Ei, da ist ja meine liebe kleine Pussy!“ sagte er dabei. „So eine schöne Abendwäsche macht sie? Dann soll sie auch ein süßes Gute-Nacht-Bonbon haben!“ Nach diesen Worten holte er mit dem Stock weit aus und gab der Katze einen kräftigen Schlag auf Rücken und Kopf. Die schrie auf wie ein kleines Kind und sprang mit einem gewaltigen Satz in den Garten hinter dem Zaun. Der Junge lachte böse und schlug noch einmal auf den Pfahl.
„Das hat aber geschmeckt, was?“ rief er dem Tier nach. „Darauf kannst du die ganze Nacht lutschen.“ Schabernackel hätte ihm am liebsten was auf den Kopf geworfen, so sehr brachte ihn die Tierquälerei des Jungen in Wut.
„Du gemeiner Kerl“, sagte er, „was hat das arme Kätzchen dir getan?“
Der Junge, der ja nicht merkte, daß er beobachtet wurde, wechselte auf die andere Straßenseite hinüber und schaute sich scheinbar interessiert die Sahnetorten im Schaufenster einer Konditorei an. In Wirklichkeit aber ging es ihm um den schneeweißen Pudel, der dort angebunden war. Sich vorsichtig umschauend, näherte er sich dem Hund.
„Na, du kleines Kerlchen“, säuselte er süßlich, „hat dein Frauchen dich alleingelassen? Das ist aber gar nicht lieb von ihr, was? Wie
Weitere Kostenlose Bücher