Schadensersatz
ließ mich in einen ledernen Sessel fallen. »Wie bitte?«
Meine Stimme klang piepsig.
»Einer der Kommissare rief mich an. Sie haben einen Drogensüchtigen aufgegriffen, der versucht hatte, die Wohnung auszuräumen. Sie sagen, Peter hat ihn dabei überrascht und wurde von ihm erschossen.«
»Nein«, sagte ich.
»Was meinen Sie mit >Nein Sie haben den Kerl gefasst.«
»Nein. Vielleicht haben sie ihn gefasst, aber die Szenerie stimmt nicht. Kein Mensch hat dort eingebrochen. Ihr Sohn hat auch niemanden überrascht. Ich sage Ihnen, Thayer, der Junge saß am Küchentisch, als er erschossen wurde. Das ist nicht das Werk eines Drogensüchtigen, der bei einem Verbrechen ertappt wurde. Außerdem wurde nichts gestohlen.«
»Worauf wollen Sie hinaus, Warshawski? Kann sein, dass nichts gestohlen wurde. Wahrscheinlich bekam er es mit der Angst zu tun und flüchtete. Mir kommt das auf jeden Fall glaubwürdiger vor als Ihre Story - dass ich meinen eigenen Sohn erschossen haben soll.« In seinem Gesicht kämpften starke Gefühle miteinander. Trauer? Wut? Vielleicht Entsetzen?
»Mr. Thayer, ich glaube, Sie haben bemerkt, wie mein Gesicht aussieht. Gestern Abend haben mich ein paar Ganoven zusammengeschlagen, damit ich meine Ermittlungen über den Tod Ihres Sohnes einstelle.
Ein Drogensüchtiger hat keine solchen Typen zur Hand. Ich kenne verschiedene Leute, die etwas Derartiges in Szene gesetzt haben könnten - Sie und Andy McGraw sind nur zwei davon.«
»Manche haben etwas gegen Übereifer, Warshawski. Wenn Sie jemand zusammengeschlagen hat, so sollten Sie sich das zu Herzen nehmen.«
Ich war zu kaputt, um mich darüber aufzuregen. »Mit anderen Worten, Sie sind in die Sache verwickelt, aber Sie meinen, Ihr Schäfchen im Trockenen zu haben. Ich muss mir also eine Methode einfallen lassen, um Sie von Ihrem hohen Ross runterzuholen. Es wird mir ein Vergnügen sein.«
»Warshawski, ich rate Ihnen zu Ihrem eigenen Besten: Lassen Sie die Finger davon.« Er begab sich zu seinem Schreibtisch. »Ich sehe, Sie sind ein gewissenhaftes Mädchen; doch mit McGraw vergeuden Sie nur Ihre Zeit. Es gibt nichts zu ermitteln.« Er schrieb einen Scheck aus und reichte ihn mir. »Hier. Sie können McGraw alles zurückerstatten, was er Ihnen bisher bezahlt hat, und davon ausgehen, dass Sie Ihre Pflicht getan haben.«
Der Scheck lautete auf fünftausend Dollar. »Sie Dreckskerl! Erst beschuldigen Sie mich der Erpressung, und nun versuchen Sie, mich zu kaufen?« Der heftige Wutausbruch ließ mich meine Müdigkeit vergessen.
Ich zerriss den Scheck und ließ die Fetzen auf den Boden fallen.
Thayer wurde bleich. Geld berührte seinen Lebensnerv. »Die Polizei hat jemanden festgenommen, Warshawski. Ich sehe keinen Anlass, Sie zu kaufen. Aber wenn Sie das in den falschen Hals bekommen haben, muss ich passen. Und nun gehen Sie bitte.«
Die Tür ging auf, und ein Mädchen trat ins Zimmer. »Ach Paps, Mutter möchte, dass du ...« Sie hielt inne. »Entschuldigung, ich wusste nicht, dass du Besuch hast.« Sie war ein attraktives junges Ding. Glattes braunes Haar, sehr gepflegt und mehr als schulterlang, umrahmte das kleine Oval ihres Gesichts. Sie trug Jeans und ein gestreiftes Herrenhemd, das mehrere Nummern zu groß für sie war. Vielleicht hatte es ihrem Bruder gehört. Normalerweise zeigte sie höchstwahrscheinlich das gesunde Selbstbewusstsein, das vor einem entsprechenden finanziellen Hintergrund gedeiht. Aber im Augenblick ließ sie ein wenig den Kopf hängen.
»Miss Warshawski wollte gerade gehen, Jill. Du könntest sie eigentlich hinausbegleiten, und ich werde gleich mal sehen, was deine Mutter von mir will.«
Er stand auf und schritt zur Tür, wo er auf mich wartete, um sich zu verabschieden. Ich bot ihm nicht die Hand. Jill führte mich denselben Weg zurück, den ich gekommen war, während ihr Vater demonstrativ in die entgegengesetzte Richtung davonging.
»Das mit deinem Bruder tut mir sehr leid«, sagte ich, als wir an der grünlichen Statue vorüberkamen.
»Mir auch«, sagte sie und biss sich auf die Lippen. Als wir den Eingang erreicht hatten, folgte sie mir nach draußen und starrte mir mit leichtem Stirnrunzeln ins Gesicht. »Haben Sie Peter gekannt?«, fragte sie schließlich.
»Nein, ich bin ihm nie begegnet«, erwiderte ich. »Ich bin Privatdetektivin, und bedauerlicherweise war ich diejenige, die ihn neulich morgen gefunden hat.«
»Ich durfte ihn nicht mehr anschauen«, sagte sie.
»Sein Gesicht war unverletzt. Du
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