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Schäfers Qualen

Schäfers Qualen

Titel: Schäfers Qualen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Haderer
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Danninger hob das Buch und drehte es in den Schatten, um das Gesicht des Mannes besser erkennen zu können.
    „Das war ein Deutscher, glaub ich, den hab ich schon ein paar Mal gesehen, aber frag mich jetzt nicht nach dem Namen. Wer könnte das wissen … Johanna!“, drehte sich der Pfarrer zur offenen Tür hin.
    Die Köchin kam in den Garten und schaute sich, ohne weiter nachzufragen, das Bild an, auf das Danninger mit seinem Zeigefinger deutete.
    „Weißt du, wie der da geheißen hat? Das war doch ein Deutscher, oder? Der ist viel herumspaziert damals, ein paar Mal hat er wen dabeigehabt.“
    „Ja“, ließ die Köchin ihr Gedächtnis an, „ja, hm, ich weiß schon, so ein großer Fescher war das, vielleicht ein Künstler oder so, weil der im Winter in der größten Kälte herumspaziert ist und nie was Gescheites angehabt hat, der arme Teufel, aber wie hat der geheißen … war’s Friedrich?“
    „Friedrich und wie noch?“, mischte sich Schäfer wieder ein.
    „Friedrich mit Nachnamen“, stellte die Köchin fest, „nein nein, manchmal lässt es jetzt schon aus bei mir, ich muss wieder zum Brot, vielleicht fällt es mir ja wieder ein.“
    Schäfer notierte sich den Namen und blätterte weiter. Friedrich. Woher kannte er diesen Mann? Ein paar Seiten weiter stieß er erneut auf ihn. Diesmal war er zufällig aufs Foto geraten, das in einem Wirtshaus aufgenommen worden sein musste. Das Hauptaugenmerk des Fotografen hatte wiederum einer gut gelaunten Gruppe gegolten, die eng aneinander rund um einen Tisch saß. Friedrich, falls er denn so hieß, stand am rechten Bildrand, hielt ein Weinglas in der Hand und zog an einer Zigarette, während ein zweiter Mann, der dem Fotografen den Rücken zukehrte, sein Gesicht sehr dicht an das von Friedrich herangeführt hatte und auf ihn einzusprechen schien. Schäfer versenkte sich in das Bild, an dem ihn irgendetwas irritierte. Die Kleidung vielleicht. Denn während die anderen Gäste in ihren Rollkragenpullovern offensichtlich gleich nach dem Skifahren eingekehrt waren, trug Friedrich ein abgewetztes schwarzes Samtjackett und sein Gegenüber eine schwarze Motorradjacke.
    Das Läuten seines Handys riss Schäfer aus seinen Gedanken.
    „Guten Tag, Frau Steiner … Ja … ich möchte Ihnen zuerst mein Beileid aussprechen, das ist sicherlich … Ja … Gegen sieben könnte ich bei Ihnen sein, wenn Ihnen das recht ist … Gerne … Dann bis später, Frau Steiner, auf Wiedersehen.“
    Schäfer sah auf die Uhr. In zwei Stunden sollte er bei Obernauers Witwe sein, zwei Stunden später bei der von Steiner. Er sah zu Danninger hinüber, dessen Kinn auf seiner Brust lag, die sich ruhig hob und senkte. Schäfer dachte nicht lange nach. Er stellte den Wecker seines Telefons auf vier Uhr und streckte sich auf der Gartenbank aus. So ruhten die beiden, im Schatten der alten Linde, unter den wachsamen Augen der Köchin Johanna.

19
    Schäfer öffnete die Augen. Über ihm herrschte reger Flugverkehr: Schwerfällige Hummeln kreuzten die Bahnen von zu Recht in Eile befindlichen Eintagsfliegen, zielstrebige Bienen bemühten sich, das euphorische Geflatter einzelner Schmetterlinge zu ignorieren, hysterische Mücken versetzten ihre Schwarmwolke im Zickzack über den Lavendelbüschen, aus der Wiese ploppte immer wieder ein Grashüpfer auf.
    Er nahm sein Telefon vom Tisch. Viertel vor fünf. Weder konnte er sich an das Alarmsignal erinnern, noch daran, es abgestellt zu haben. Mürrisch erhob er sich und kratzte sich an der Nase. Wo war denn Danninger hin? Schäfer stand auf, packte das Buch ein und ging in die Küche. Von der Sonne beschienen, lagen auf der Anrichte zwei Laib dunkles Roggenbrot. Von der Köchin keine Spur. Er ging den Gang entlang, bis er zum Arbeitszimmer des Pfarrers kam. Klopfte.
    „Komm herein!“
    Danninger saß an seinem Schreibtisch und schrieb in einen Kollegblock.
    „Ich bereite die Predigt für morgen Abend vor.“
    „Gut … wird sicher schön werden.“
    Danninger drehte sich zu Schäfer hin und sah ihn fragend an. „Was meinst du?“
    „Nichts, nur, dass sie schön werden wird – ich bin noch nicht ganz wach. Sag, hast du eigentlich ein Auto?“
    „Ja, meinen alten Subaru. Brauchst du ihn?“
    „Das wäre nett von dir. Ich muss in einer Viertelstunde in St. Johann bei der Frau Obernauer sein.“
    Danninger rückte mit dem Stuhl zurück, öffnete die Schreibtischschublade, holte den Autoschlüssel heraus und hielt ihn Schäfer hin. „Er steht gleich gegenüber,

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