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Schäfers Qualen

Schäfers Qualen

Titel: Schäfers Qualen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Haderer
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erscheinende Zerbomben eines Systems, das sich als Hydra entpuppte, deren Attraktivität mehr und mehr Menschen zum Opfer fielen. Zehn Jahre Haft als Preis für das Geschäft mit dem Tod. Und jetzt er, der ihn aus dem Kokon der Werbefilmregisseur-Existenz herauszwang und in die Vergangenheit zurückstieß.
    „Es tut mir leid“, sagte Schäfer und hielt Friedrich seine Zigarettenschachtel hin.
    „Schon gut … irgendwann kommt man doch wieder zurück.“
    „Wir können auch morgen weiterreden.“
    „Ich lasse mir nicht noch mal von der Polizei mein Leben schwermachen … Wenn Sie noch was wissen wollen, dann fragen Sie jetzt.“
    „Was hat Radner in Kitzbühel gemacht?“
    „Geld gesucht. Im Gegensatz zu Deutschland war Österreich damals ja ein gelobtes Land für uns. Die Banken quasi unbewacht, die Reichsten der Reichen ohne Personenschutz … Der einzige Grund, warum bei euch nicht viel mehr passiert ist, war wahrscheinlich eine Art Gemütlichkeitsvirus, der jeden ansteckte, der zu lange dort blieb, und ihn, wenn schon nicht zufrieden, dann doch wenigstens träge machte …“
    Schäfer war drauf und dran, diesem Klischee, das er schon nicht mehr hören konnte, zu widersprechen. Doch wollte er Friedrich keinesfalls einen Grund liefern, ihm weitere Informationen vorzuenthalten.
    „Nachdem drei Österreicher einen eurer Textilbonzen entführt und der RAF ein paar Millionen Mark in die Kriegskassa gebracht hatten, hat Radner beschlossen, in Kitzbühel potenzielle Entführungsopfer ausfindig zu machen. Was ich weiß, hat er sogar ein paar Einheimische für die Sache begeistern können, die ihm dann geholfen haben. Wie er das geschafft hat, ist mir immer noch ein Rätsel. Tiroler Skilehrer bei der RAF …“
    „Na ja, Rote Teufel passt ja ganz gut“, konnte sich Schäfer das Wortspiel nicht verkneifen.
    „Das wohl“, lachte Friedrich, „aber ich glaube, dass es denen eher ums Geld gegangen ist. Was haben denn die damals mitbekommen? Die haben sich mit dem Geld der Amerikaner ihre Sportwagen gekauft …“
    „Wissen Sie, wen Radner rekrutiert hat?“
    „Nein, ich bin weg von Kitzbühel, einen Monat, nachdem er dort angekommen ist. Mir hat es gereicht. Auch wenn es boshaft klingt: aber wahrscheinlich hat Ihre Heimatstadt wesentlich die Wut genährt, mit der ich dann die Amis in die Luft gejagt habe.“
    „Und was dann?“ Schäfer ging der Zusammenhang verloren.
    „Wie, was dann?“
    „Na, Radner … was hat er gemacht, wann ist er zurück zu euch?“
    „Er ist nicht zurück. Hat die Entführung durchgezogen, abkassiert, und weg war er, mitsamt den Millionen.“
    Schäfer stutzte. „Sie wollen sagen, Sie haben ihn nie wieder gesehen?“
    „Nein“, erwiderte Friedrich trocken, „ein Freund von ihm hat ein paar Wochen später eine Postkarte von ihm bekommen, aus La Paz. Vielleicht wollte er ja auch ein paar bolivianische Tagebücher schreiben … Andreas ‚Ce‘ Radner“, sagte Friedrich fast liebevoll.
    „Wer war dieser Freund?“
    „Sie fragen mich Sachen“, stieß Friedrich einen Seufzer aus, „keine Ahnung, wie er geheißen hat, hab ihn auch nur ein paar Mal getroffen, in München, glaub ich, er hat mit Radner in Hellabrunn gearbeitet.“
    In Schäfers Kopf kippte plötzlich ein Schalter.
    „Hellabrunn? Im Tierpark?“
    „Ja, Radner war Tierpfleger, ein großer Affenfreund“, Friedrich sah Schäfer belustigt an, „der hat sich auch in Kitzbühel großteils von Bananen ernährt.“
    „Was will mir das sagen?“, sagte Schäfer mehr zu sich selbst.
    „Was weiß ich“, scherzte Friedrich, „dass er irgendwo nach dem Knackpunkt in der Evolution gesucht hat?“
    „Nein, Hellabrunn“, antwortete Schäfer und konnte sich gerade noch zurückhalten, Friedrich über das Narkosemittel aufzuklären, mit dem Krassnitzer vor seiner Betonbestattung betäubt worden war. Er musste vorsichtiger sein, ermahnte er sich. Diesem Mann nicht zu sehr vertrauen.
    „Warum ist das interessant?“
    „Egal … aber könnte es nicht sein, dass Radner Kitzbühel nie verlassen hat? Er wollte das Geld für welche Mission auch immer, seine Komplizen haben ihn umgebracht, verscharrt, weg war er.“
    „Und Bolivien?“, fragte Friedrich.
    „Ist halt einer von ihnen hinüber. Geld haben sie jetzt ja gehabt.“
    „Ayayah, wenn das stimmt, haben wir ihm ganz schön Unrecht getan.“
    „Wer?“
    „Ich und die anderen, die geglaubt haben, dass er das Geld für uns beschafft hat. In unseren Augen war er natürlich

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