Schaenderblut - Thriller
es nicht zu.
»Ich kann auf dein Herz zielen und dich auf der Stelle töten.«
»Nein! Nicht!«, stieß Frank hervor und begann unkontrolliert zu zittern. Seine Pulsfrequenz sank weiter ab. Er drohte am Schock zu sterben. Die Augen wurden starr und die Pupillen weiteten sich, als die qualvollen Schmerzen über sein Nervensystem herfielen, das auf das Durchbohren und Zerreißen seiner lebenswichtigen Organe reagierte. Dann entfalteten die Tabletten ihre volle Wirkung. Sie dämpften den Schmerz zwar nur geringfügig, aber ausreichend stark, um Blutdruck und Herzrhythmus zu stabilisieren. Der Schockzustand ließ allmählich nach, auch wenn er inzwischen völlig paralysiert und nicht länger in der Lage war, auch nur den geringsten Widerstand zu leisten – selbst wenn er gewollt hätte. Und das war auch gut so. Was jetzt kam, war am schlimmsten.
Joe winkelte die Stange nach rechts und leicht aufwärts und schob mit aller Kraft. Das Eisen glitt an der Innenseite von Franks Brustkorb entlang, verfehlte nur knapp Herz und Lunge, bevor es oberhalb der Schulter austrat.
Franks Augen verdrehten sich anstelle des Schreis, den seine gelähmten Stimmbänder nicht länger zustande brachten.
Es verging beinahe eine halbe Stunde, bis Joe zum Wagen zurückkehrte. Seine Arme und seine Brust waren blutüberströmt, das Gesicht jedoch nicht. Er hatte noch nicht gegessen. Er zog Alicia aus dem Lieferwagen und warf sie sich über die Schulter. Sie roch den Rauch, der in seiner Kleidung hing. Hickoryaroma wie bei einer Grillparty.
Joe schleppte sie etwa anderthalb Kilometer in den Park hinein, bevor sie das Feuer erspähte. Ihr fleischfressender Goliath hatte ein Loch gegraben und es mit Holzkohle gefüllt, als wollte er ein Schwein grillen. Frank hing über der offenen Grube, die Eisenstange längs durch seinen Körper getrieben. Seine Augen waren glasig vor Entsetzen, aber er lebte noch und schien Höllenqualen durchzustehen. Seine Haut brutzelte und zischte, Flammen leckten an seinem Fleisch. Der Hickoryrauch quoll aus der offenen Grube. Alicia begann zu weinen, doch dann knurrte ihr Magen als Reaktion auf den köstlichen Geruch von gebratenem Fleisch, und sie übergab sich vor lauter Abscheu.
»Oh mein Gott! Du brätst ihn wirklich bei lebendigem Leib! Er hat solche Schmerzen! Lass ihn nicht so sterben!«, stieß Alicia hervor, während Mageninhalt und Galle sich den Weg durch ihre Speiseröhre in das kühle Gras bahnten. Sie kämpfte gegen ihre Fesselung an, versuchte verzweifelt, den gequälten Mann zu erreichen, der vor ihren Augen gegrillt wurde. Sie weinte unkontrolliert und schrie ihre blanke Verzweiflung in die Nacht hinaus. Joe trat zu ihr und packte sie am Kinn. Seine durchdringenden blauen Augen bohrten sich in ihren Schädel, als er ihren Kopf herumdrehte, sodass sie ihn anschauen musste.
»Sieh hin, Alicia! Er ist im Grunde längst tot! Das ist die Art und Weise, wie er sterben wollte. Du kannst ihn nicht retten. Er ist bereits gerettet.«
»Dann töte ihn wenigstens schnell! Lass ihn nicht unnötig lange leiden!«
»Er wird in wenigen Minuten tot sein. Aber zuerst erfülle ich ihm seinen größten Wunsch. Ich habe es ihm versprochen, Alicia. Das bin ich ihm schuldig. Lass zu, dass er seine Fantasie ausleben kann.«
» Seine Fantasie? Es geht nicht um ihn . Das alles hier dreht sich ausschließlich um dich! Es ist deine Fantasie! Du bist es, der ihn tötet. Du bist es, der ihn auffressen wird. Und was ist mit mir? Was ist mit mir, Joe? Ist es das, was du mit mir anstellen wirst? Spießt du mich auch auf wie ein Spanferkel, um mich dann auf offener Flamme zu rösten?«
»Alicia ...«
»Du bist böse! Du bist durch und durch böse! Du willst gar nicht geheilt werden. In Wirklichkeit willst du ein Monster bleiben und genießt es! Wie konnte ich nur eine Sekunde lang glauben, ich würde dich lieben? Nach allem, was du mir angetan hast. Wie konnte ich mir nur einreden, dass du mir nichts antust? Dass du mich ebenfalls liebst? Du wirst mich genauso verrecken lassen wie alle anderen auch!«
»Ich ... ich ...« Joe ließ sie los und drehte sich zu Frank um. Der Mann litt Höllenqualen. Sein gesamter Körper verkrampfte sich, als die Flammen das Blut in seinen Adern zum Kochen brachten. Doch Joe konnte nur daran denken, wie köstlich er aussah. Wie gut er schmecken würde. Joe wusste, dass er seine Menschlichkeit fast vollständig verloren hatte. Die einzige Person, für die er noch etwas anderes als Hunger und
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