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Schängels Schatten

Titel: Schängels Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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sagte er.
    Sie gingen den Burgweg hinauf.
    »Hier ist es«, sagte Mike.
    Anita blieb stehen und sah an der Fassade empor. »Müssen wir die Treppe rauf?«
    »Oben steht das Haus leer. Sie hat das untere Apartment bewohnt. Es ist die Tür unter der Treppe.«
    Sie betraten die Einfahrt, und schon von hier aus war etwas Gelbes zu erkennen, das über das Schloss geklebt war.
    »Du wolltest es ja nicht glauben«, sagte Anita und deutete auf das polizeiliche Siegel. Es war ein breiter gelber Streifen mit einem Wappen. Ein schwarzer Schriftzug informierte darüber, dass das Entfernen strafbar war.
    »So ein Mist«, sagte Mike. »Und was ist mit der Tür oben?« Er ging rasch die Treppe hinauf. »Dasselbe«, rief er nach unten.
    »Ich glaube, wir sollten abhauen«, meinte Anita.
    »Kommt gar nicht in Frage.«
    »Willst du das Ding etwa abreißen?«
    Mike kam wieder herunter und sah sich um. Merkwürdig, dass der Burgweg immer so ausgestorben wirkte. Das war schon in seiner Schulzeit so gewesen. Nie hatte man jemanden hier getroffen. Niemanden außer Carola.
    »Bleib hier«, sagte er. »Ich will mir mal den Garten ansehen.«
    Anita zuckte mit den Schultern und schlenderte zur Straße. Mike erklomm die niedrige Mauer vor dem seitlichen Rasenstück, das den Hang hinaufführte. Er gelangte auf die schmale Seite des Hauses. Hier musste irgendwo das Fenster sein, durch das Carola erschossen worden war. Mike fand es; es befand sich einen halben Meter über dem Rasen und war ordnungsgemäß geschlossen. Am Fenster klebte ein weiteres Siegel.
    Nachdenklich tastete Mike in seiner Hosentasche nach dem Schlüssel. Irgendetwas in ihm verlangte dringend, es zu riskieren.
    Er zögerte immer noch und starrte auf das Fenster. Genau hier hatte der Mörder gestanden.
    Mach doch endlich mal was zu Ende, Mike. Das hatte Carola gesagt. Und er musste diese Sache zu Ende bringen. Er konnte unmöglich nach Düsseldorf zurückfahren, ohne zu wissen, was dahinter steckte.
    Die zweite Chance. Geh doch endlich mal ein Risiko ein, Mike.
    Er ging zurück in Richtung Hofeinfahrt und sprang von der niedrigen Mauer. Aus den Augenwinkeln sah er, wie Anita herüberkam. Noch bevor sie ihn erreichte, hatte Mike mit einer schnellen Bewegung das Klebeband von der Tür abgezogen und mit dem Schlüssel die Tür geöffnet.
    Anita schubste ihn unsanft in den schmalen Flur. »Du hast es ja plötzlich sehr eilig«, sagte Mike.
    »Wenn wir so was schon machen, muss es auch schnell gehen.«
    Mike zog die Tür hinter sich zu. Augenblicklich wurde es dämmrig. Er wollte zum Lichtschalter greifen, doch Anita fiel ihm in den Arm. »Nicht. Das sieht man doch von draußen.«
    »Am helllichten Tag? Bei der Sonne?«
    »Trotzdem. Wir können uns erst mal gut genug so orientieren.«
    Sie tasteten sich an der Wand entlang und kamen zu dem Arbeitszimmer am anderen Ende. Die Tür war angelehnt. Mike drückte sie auf, und sofort wurde es heller.
    »Verdammt!« Mike prallte zurück.
    »Was ist?«, sagte Carola.
    »Da ist jemand im Garten«, flüsterte er. »Ich habe ihn am Fenster vorbeigehen sehen.«
    »In welche Richtung?«
    »Zur Straße hin. Das ist bestimmt ein Nachbar. Wahrscheinlich hat er mich bemerkt und ist mir hinten aus dem Garten nachgekommen. Was sollen wir jetzt machen?«
    »Vielleicht hat er gar nicht mitgekriegt, dass wir hier reingegangen sind«, sagte Anita.
    »Wenn er vorne rumkommt, wird er sehen, dass das Siegel kaputt ist.«
    Anita blieb ruhig. »Gibt’s hier ein Zimmer, das ein Fenster nach vorne raus hat?«
    »Ich glaube nicht. Vorne gibt es nur den Eingang, und auf der anderen Seite ist die Garage.«
    Anita sah sich um. »Das sieht hier gar nicht aus wie eine Wohnung. Alles ist so leer.«
    »Sie hatte sich noch nicht richtig eingerichtet. Sie war noch nicht so lange hier.«
    Plötzlich ertönte ein schrilles Klingeln, und jemand klopfte an die Haustür. »Hallo?«, rief eine dumpfe Männerstimme von draußen. »Ist da jemand?«
    »Verdammt«, zischte Mike. »Was, wenn der die Polizei holt?«
    »Das können wir jetzt auch nicht mehr ändern«, flüsterte Anita.
    Wieder klingelte es.
    »Lass uns keine Zeit verlieren«, sagte sie. »Suchen wir nach Hinweisen.«
    »Sollten wir nicht lieber abhauen?«
    »Jetzt, wo er vorne ist, können wir uns ganz bequem das Arbeitszimmer vornehmen. Und wenn er die Polizei holen will, muss er erst mal telefonieren gehen. In der Zwischenzeit sind wir über alle Berge.«
    Sie machte einen Schritt ins Arbeitszimmer. »War am Abend,

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