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Schängels Schatten

Titel: Schängels Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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bitte.«
    »Was wollen Sie?«
    »Ist Ihr Vater mittlerweile zurückgekehrt?«
    »Nein. Tut mir Leid.«
    »Das ist wirklich dumm. Ist er weit weg?«
    »Er ist geschäftlich unterwegs, soviel ich weiß. Mir ist nicht bekannt, wohin er gereist ist.«
    Meine Güte, dachte Mike. Was weiß die eigentlich? »Sagen Sie …«
    »Ja?«
    »Sie sind doch Mr. Nairs Sekretariat, oder nicht?«
    »Aber ja.«
    »Sie müssen doch wissen, wo er ist.«
    »Entschuldigen Sie, könnten wir vielleicht morgen telefonieren? Ich bin sehr müde.«
    »Ja, das verstehe ich. Und ich kann mich nur noch einmal entschuldigen. Aber bitte geben Sie mir einen Hinweis. Ich muss Ihren Vater finden. Es ist sehr, sehr dringend.«
    »Weil Sie eine Story über unsere Firma schreiben wollen? Da kann ich Ihnen auch andere Ansprechpartner nennen.«
    »Ehrlich gesagt …«
    »Ja?«
    »Es geht nicht nur darum.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    Ich auch nicht, dachte Mike. Verdammt, was sollte er tun? Er konnte dieser wildfremden Frau doch nicht erzählen, dass er auf der Suche nach einem Mörder war. Dass er ein Denkmal suchte. Dass er Geld suchte …
    Geld? Natürlich. Das Geld! Warum waren in dem Koffer eigentlich Dollars gewesen? Was war er für ein Idiot! Dass er sich darüber noch gar keine Gedanken gemacht hatte!
    »Hallo?«, fragte die Frau müde aus dem Hörer.
    »Ja, ich bin noch da«, sagte Mike. »Wissen Sie, die eigentliche Geschichte, der ich auf der Spur bin, dreht sich um das Deutsche Eck.«
    »Das Deutsche Eck. Ja. Da sind Sie bei ihm an der richtigen Adresse. Haben wir darüber nicht schon einmal gesprochen?«
    »Ja. Aber ich brauche noch mehr Informationen.«
    »Mein Vater hat jahrelang von nichts anderem erzählt, wenn er mit seinen Kriegsgeschichten anfing.«
    »Kriegsgeschichten?«
    »Das Denkmal ist doch am Ende des Krieges abgeschossen worden? Mein Vater war stolz darauf. Er war derjenige, der es abgeschossen hat. Er hat sich immer eingebildet, er hätte damit den Krieg gewonnen.«
    »Was? Ich meine, Ihr Vater hat …?«
    »Ja, genau. Wussten Sie das nicht? Es steht auf der Internetseite.«
    Mike tastete nach den zusammengefalteten Blättern, die noch in seiner weißen Anzughose steckten. Er musste das noch mal genau lesen.
    »Aber die Amerikaner«, sagte er. »Sie, also ich meine … Die Amerikaner haben doch tatsächlich den Krieg gewonnen.«
    »Er meinte, er persönlich hätte das erreicht, verstehen Sie? Er ganz allein. Wir haben ihn immer ausgelacht deswegen. Niemand gewinnt einen Krieg, indem er ein Denkmal abschießt.«
    In Mike regte sich eine Erinnerung. Was hatte Dr. Lange noch erzählt? Das Denkmal war ein Symbol. Ein Symbol für den deutschen Imperialismus. Konnte man einen Krieg gewinnen, wenn man Symbole zerstörte? Warum eigentlich nicht? Zumindest symbolisch. »Warum hat Ihr Vater das geglaubt?«, fragte er. »Dass er damit den Krieg gewonnen hat, meine ich?«
    »Ich glaube, er wollte einfach ein bisschen angeben. Und er hat wirklich gedacht, man müsste ihm dafür einen Orden verleihen. Nur, weil er ein Denkmal abgeschossen hat. Er ist schon komisch.« Sie lachte wieder.
    »Und deswegen sind die Fotos von dem zerstörten Denkmal auf der Internetseite?«, fragte er. »Weil Ihr Vater die Zerstörung für sein Verdienst hielt?«
    »Ja. Ein Spleen.«
    »Ich finde das sehr interessant«, sagte Mike.
    »Da sind Sie der Erste, der das findet. Sie sollten wirklich mal mit ihm reden. Das heißt – eigentlich nicht.«
    »Was?«
    »Sie sind nicht der Erste, meine ich. Ich habe seine E-Mails abgerufen. Vor einer Woche oder so hat sich eine andere Journalistin bei ihm gemeldet.«
    »Carola Zerwas?«
    »Ja genau! Kennen Sie sie?«
    »Durchaus. Hören Sie: Ich muss mit Ihrem Vater über das Denkmal sprechen. Sagen Sie mir so schnell wie möglich Bescheid, wenn er da ist.«
    »Um ehrlich zu sein …«
    »Ja?«
    »Ich glaube, ich weiß, wo er ist.«
    »Wirklich?«
    »Ich bin nicht ganz sicher. Aber jetzt, wo ich weiß, worum es Ihnen wirklich geht, kann ich es wohl sagen. Er ist in Deutschland.«
    »Was?«
    »Er hat in den letzten Tagen einige Mails mit einem deutschen Geschäftspartner gewechselt. Während ich im Urlaub war. Mir kommt das komisch vor.«
    »Wieso?«
    »In den Mails klingt es, als seien sie eng befreundet, aber ich habe noch nie von ihm gehört. Sie müssen wissen, mein Vater hat sich schon eine ganze Weile aus dem Geschäft zurückgezogen.«
    »Vielleicht kennt er ihn von früher?«
    »Hm.«
    »Entschuldigen Sie, aber wenn

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