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Schärfentiefe

Titel: Schärfentiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: I Mayer-Zach
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Gründen.“
    „Wollen Sie mir erzählen, aus welchem Grund Sie glauben, dass er umgebracht worden ist?“
    Paula wollte nicht mehr Katz und Maus spielen.
    „Ja, deshalb wollte ich mich mit Ihnen treffen. Es wird Ihnen nicht entgangen sein, dass Urban nicht nur ein hochdekoriertes Genie war. Wenn Sie sich ein wenig umgesehen, einige seiner Fotos betrachtet und vielleicht einen Blick in sein Badezimmer geworfen haben, dann haben Sie sicher verstanden, worum es ihm ging. Natürlich hat er allen und vielleicht auch sich selbst eingeredet, dass er Kunstfotografien schaffen wollte. Tatsache ist aber, dass er seine Arbeit vorschob, um seine sexuellen Neigungen bequem ausleben zu können. Es erregte ihn, junge Mädchen zu fotografieren, die sich nackt vor seiner Kamera präsentierten.“
    Sie nahm einen tiefen Zug und blies den Rauch in Ringen aus dem Mund. Eine Weile blickten sie stumm auf den Platz hinunter.
    „Irgendwann genügte ihm das aber nicht mehr. Dann wollte er mehr, und das nahm er sich, ob es die Mädchen wollten oder nicht.“
    „Ich nehme an, die meisten wollten nicht ihn, sondern die Drogen?“, mutmaßte Paula.
    „Teilweise. Vielleicht fällt es schwer das zu glauben, aber es gab junge Mädchen, denen es nichts ausmachte, wenn er mit ihnen schlief. Ich habe eine gekannt, die war beim ersten Mal einfach neugierig, wie es mit einem alten Mann so lief, und danach ging sie immer wieder zu ihm, um sich zu versorgen. Aber es gab genug andere, die er erst mit Drogen gefügig gemacht hat.“
    „Aber er hatte doch so viel zu verlieren. Weshalb hat er dieses Risiko auf sich genommen?“
    Wagner drückte die Zigarette stärker im Aschenbecher aus, als es notwendig gewesen wäre, und zündete sich sofort eine neue an.
    „Urban ging keinerlei Risiko ein. Er konnte sicher sein, dass ihn keines der missbrauchten Mädchen verpfeifen würde. Keine wollte eine Schlammschlacht, in die er auch sie sofort verwickelt hätte. Nicht zu reden davon, dass sicher jede von ihnen eine mediale Veröffentlichung seiner Aufnahmen vermeiden wollte. Dazu kam noch, dass sein Wort, das des angesehenen Prominenten, gegen das ihre gestanden wäre.“
    Plötzlich war alles so klar.
    „Hat er das so zu Ihnen gesagt?“
    Wagner stierte aus dem Fenster und inhalierte tief.
    „So ähnlich. Erklären Sie einmal jemandem, warum sie in die Höhle des Löwen gehen und sich dann aufregen, wenn er sie frisst. Ich habe mir kurz überlegt, ihn anzuzeigen, aber ich habe genauso gekniffen wie alle anderen. Ich habe mir dieChancen ausgerechnet, wenn ich ihn angezeigt hätte. Am Ende wäre so oder so ich die Dumme gewesen. Zuerst die unangenehmen Befragungen durch die Polizei. Dann hätte die Presse mit Wonne diese unappetitliche Story aufbereitet, nach Bedarf und Platz ein paar Mal rauf- und runtergespielt, das ganze Land hätte meine Erlebnisse gekannt, und das wäre es dann gewesen. Zum Schaden hätte ich dann noch den Spott gehabt. Aber um mich geht es hier nicht. Ich habe Konsequenzen gezogen und hatte obendrein die Gelegenheit, mich zumindest ein wenig rächen zu können.“
    „Sie meinen die Kündigung Ihrer Assistentenstelle?“
    „Nicht nur. Ich habe Urban bei der Finanzbehörde angezeigt. Anonym natürlich, aber mit interessanten Details, die dazu geführt haben, dass die Behörde aktiv wurde. Nicht dass viel passiert wäre. Aber es gab intern doch einigen Aufruhr. Der lieben Doktor Znan, der ihr Institut über alles geht, war das gar nicht recht. Das war eine kleine Entschädigung für mich.“
    „Meinen Sie, dass die Znan die Mörderin sein könnte?“
    Wagner lachte auf.
    „Die Znan? Nie und nimmer. Die würde so etwas niemals tun. Das könnte ja dem Institut schaden. Die würde aber auch nie zulassen, dass etwas ans Tageslicht kommt, was ihrem Lebenswerk schaden könnte.“
    „Sie meinen, sie hat von Urbans Doppelleben gewusst, aber nichts unternommen?“
    Gerlinde Wagner hatte bisher sehr sachlich gewirkt. Aber nun spielte ein bitterer Zug um ihre Mundwinkel.
    „Spätestens, als ich es ihr erzählte, sollte es für sie keine Zweifel mehr gegeben haben. Sie war es, die mir eine Anzeige ausredete. Sie erklärte mir, dass niemand mir glauben würde und dass es das Ende meiner Karriere wäre, bevor diese noch begonnen hätte.“
    „Hat sie Ihnen geglaubt?“
    „Nein. Sie hat mich als Lügnerin beschimpft und mir sofort unmissverständlich erklärt, dass sie keinesfalls für mich eintreten oder mich unterstützen würde. Urban war und

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