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Schärfentiefe

Titel: Schärfentiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: I Mayer-Zach
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Profisuchezu zahlen. Ich kenne auch einen Personensuchdienst, der für zirka vierzig Euro eine weltweite Suche startet.“
    Paula war immer wieder aufs Neue beeindruckt, welche Möglichkeiten sich einem heute boten, um Informationen zu suchen und zu finden. Sie war immer der Meinung gewesen, dass es schwer sein müsste, jemanden aufzuspüren, und nun erlebte sie bereits zum zweiten Mal an diesem Tag, dass dem nicht so war. Blieb nur die Frage offen: Wie ließ sich das mit dem viel zitierten Datenschutz vereinbaren? In diesem Fall aber war sie die Nutznießerin. Hoffte sie jedenfalls.
    Die beiden Frauen tranken die Tassen leer und beeilten sich nach Hause zu kommen. Paula kramte die Fotografie hervor und Clea scannte und bearbeitete sie.
    Dann wählte sie sich in mehrere Suchforen ein. Bei jedem musste sie sich registrieren und die allgemeinen Geschäftsbedingungen akzeptieren. Danach füllte sie das Suchformular aus.
    Viele Daten wussten Paula und Clea ohnehin nicht: Weder Vor- noch Nachnamen, auch nicht den Beruf oder Hobbys. Aber beim Geburtsjahr gab es die Möglichkeit, einen Zeitraum anzukreuzen. Das Mädchen auf dem Foto musste zwischen zwanzig und fünfundzwanzig Jahre alt sein. Da waren Paula und Clea einer Meinung. Das Foto war 1964 aufgenommen worden, so hatte jemand zumindest mit Tinte auf der Rückseite notiert. Demnach musste die Frau also zwischen 1939 und 1944 geboren worden sein. Sie kreuzten die Rubrik 1936 bis 1945 an.
    Aufgrund des Alters gab Clea beim Beruf Pensionistin ein. Ins Textfeld schrieb sie: „Bei Recherchen zu einer Biografie fiel uns dieses Foto in die Hände, und wir glauben, dass die blonde Frau auf der Aufnahme wichtige Informationen dafür hätte. Sie hielt sich Anfang bzw. Mitte der sechziger Jahre in Wien auf und war mit dem Fotografen Stefan Urban bekannt. Wirbitten alle, die diese Frau kennen oder kannten, um Mithilfe. Wir danken für jede Information.“
    Bei allen Suchanfragen – es waren insgesamt vier – stellte Clea das Bild mit einem kurzen Fototext hinein.
    Paula schätzte die Kreativität Cleas beim Lösen von Problemen. Aber diesmal konnte sie sich nicht vorstellen, dass eine Person, die Informationen zu der Gesuchten hatte, gerade eines dieser Suchforen besuchen würde. Zumal die Zeitgenossen der damals jungen Dame heute alle an die sechzig oder noch älter waren und daher noch nicht zu jener Generation zählten, die ganz selbstverständlich mit dem Computer umging.
    „Ehrlich gesagt, verspreche ich mir nicht viel davon. Aber erstens hat es Spaß gemacht, und zweitens soll man immer alles versuchen, damit man sich nachher nicht den Vorwurf machen muss, etwas ausgelassen zu haben.“
    Clea grinste, und Paula war sich nicht sicher, ob sie im Moment nur die Internetsuche meinte oder auch ihre häufig wechselnden Männerbekanntschaften. „Schließlich kann es auch sein, dass sie eine berühmte Wissenschaftlerin oder Erfinderin war, die jedem Schulkind auf dieser Welt ein Begriff ist, nur uns zwei Banausen nicht.“
    Nachdem Clea gegangen war, hörte Paula „Die vier Jahreszeiten“ von Antonio Vivaldi, ein bisschen Mozart und Sonaten von Jean Sibelius. Von Markus hörte sie nichts.

Zwölf
    1.
    Paula träumte von einem riesigen Hund, der sich in den Arm einer Frau verbissen hatte und diese hinter sich herzerrte. Sie versuchte, sie zu retten, aber der Hund war zu schnell und die Zähne waren so lang und spitz und bohrten sich immer tiefer in das Fleisch der Frau. Paula hatte keine Chance, der Abstand wurde immer größer, bis der Hund in dichtem Nebel verschwand und sie hilflos und einsam zurückblieb. Schweißgebadet wachte sie auf. Es war noch nicht einmal fünf Uhr. Sie lag im Bett, starrte an die Decke und ließ die Zeit vergehen. Sie versuchte nochmals einzuschlafen, aber es gelang ihr nicht. Nachdem sie über eine Stunde erfolglos versucht hatte, ins Traumland zurückzukehren, stand sie schließlich auf, machte sich frisch und ging zum nahe gelegenen Bäcker, um Semmeln zu holen. Die kühle Luft wischte die Erinnerung an den bösen Traum fort. Als sie nach Hause zurückkehrte, hörte sie Kurt bereits im Badezimmer rumoren und in der Küche röchelte die Kaffeemaschine. Nach einem kurzen Frühstück mit ihm setzte sich Paula zum Computer und öffnete erwartungsvoll die Mailbox. Aber außer einigen Weihnachtsgrüßen von Freunden und einigen Spam-Mails war nichts eingelangt. Ein Universitätsabschluss wurde ihr angeboten, der ihr eine blühende Zukunft, Geldregen

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