Schafkopf
Frau dabei.«
»Eine Almhütte. Die stehen jetzt leer.«
»Das ist dem klar, dass wir die durchsuchen«, sagte Mike.
»Vielleicht gibt’s eine Hütte, die wir nicht kennen. Hast du nicht gesagt, der Großvater vom Zimbeck hätte gewildert?«
»Gewildert?« Kreuthner blickte nachdenklich nach vorn, wo mit einem Mal Rücklichter aus dem Nebel auftauchten. Er musste bremsen. »Meine Herren! So schleichen musst ja auch net.« Kreuthner schaltete das Blaulicht ein. Der Wagen vor ihnen fuhr an den Straßenrand und ließ sie vorbei.
»Gewildert hat der nicht. Geschmuggelt hat er. Und zwar ist der immer über die Blauberge. Im Dorf ham s’ erzählt, es gäb a Schmugglerhütte hinter der Halserspitze. Könnt schon sein, dass da noch was steht.«
»Das heißt, wenn er da hin will, muss er über die Wolfsschlucht.«
»Da bist fei ganz schön unterwegs.« Mike klang besorgt.
»Die haben eine gute halbe Stunde Vorsprung. Das Mädel wird nicht so schnell gehen können. Da holen wir sie doch ein, oder?«
»Kein Thema. Ich weiß ja net, wie ihr beinand seid. Aber ich bin voll im Training«, sagte Kreuthner ohne jeden Anflug von Selbstironie.
»Ich weiß net, ob du wirklich mitgehen solltest. Ich meine, am End klaut dir der Zimbeck noch die Uniform.« Mike gluckste schadenfroh vor sich hin.
»Ja genau. Wenn einer einmal an Fehler gemacht hat und am Boden liegt, immer noch mal nachtreten.«
Kreuthner musste wieder bremsen. Vor ihnen tauchte ein Reisebus auf, in dessen Heck ein Polizeiwagen gefahren war. Den Kollegen wurde gesagt, dass man Zimbeck hinterherfahre und vermute, dass er zu Fuß über die Blauberge nach Tirol unterwegs sei. Die Kollegen wünschten viel Glück und mahnten zur Vorsicht. Der Mann sei lebensgefährlich. So wie der durch die Straßenkontrolle durchgerast war, sei dem wahrscheinlich alles egal.
Zimbeck hatte den Polizeiwagen hundert Meter abseits des Forstweges in den Wald hineingefahren und dort stehen lassen. Im Nebel war er vom Forstweg wie auch vom Parkplatz aus nicht zu sehen. Zimbeck steckte die Dienstwaffe, die er im Haus von Lutz erbeutet hatte, in den Hosenbund und machte sich auf den Weg. Susi fror. Sie hatte nur ein Sweatshirt an. Zimbeck sagte, es werde ihr gleich warm werden. Sie würden jetzt auf den Berg gehen.
Langsam und mit gleichmäßigen Schritten gingen sie die Wolfsschlucht hinauf.
»Was hast du vor?«, fragte Susi, bekam aber keine Antwort.
Nachdem sie eine Weile schweigend gegangen waren, sagte Zimbeck: »Was findst jetzt an dem Polizisten so toll?«
Susi rang mit sich, ob sie Zimbeck die Wahrheit sagen sollte oder ob es nicht besser war, ihn bei Laune zu halten. Sie waren auf dem Weg ins Ungewisse. Sie wusste nicht, was Zimbeck vorhatte. Hier draußen konnte ihr keiner helfen.
»Toll in dem Sinn is gar nix an ihm«, sagte Susi.
»Warum vögelt ihr dann?«
»Er ist halt da gewesen, wie ich allein war. Ich war – einsam.«
»Hättst mich vielleicht öfter besuchen sollen.«
Susi schwieg.
»Na gut. Jetzt bin ich ja wieder da. War’s das dann mit – Lutz?«
»Ja, natürlich. Jetzt bist ja wieder da.«
Susi ging einen Schritt hinter Zimbeck, leicht seitlich versetzt, dass er sie im Augenwinkel hatte. Susi nestelte an ihrem Gips herum. Er war schon etwas morsch, und mit einem Mal hatte sie ein Stück des Plastikmaterials in den Fingern. Es war auffällig rot. Susi ließ es zu Boden fallen.
»Weißt, was net dazu passt?«, fragte Zimbeck.
»Wozu?«
»Dazu, dass jetzt angeblich Schluss ist mit dem guten alten Lutz?«
Zimbeck ging ruhig weiter bergauf. Susi einen Schritt hinter ihm. Was sollte sie auf die Frage antworten?
»Kommst net drauf, oder?«
Susi schwieg.
»Ich sag’s dir: Dass du den Bullen verrätst, wo die Pistole ist. Das passt net ins Bild.«
»Ich hab’s denen nicht verraten.«
Zimbeck blieb stehen. Susi ebenfalls. Er legte seinen Zeigefinger unter ihr Kinn und hob es an. »Willst mich jetzt net verarschen, oder? Was habt’s denn da besprochen – ihr zwei alleine? Mach dir keine Sorgen, hat er wahrscheinlich gesagt. Den Zimbeck sperren mir ein, bis er schwarz wird. Der kommt nimmer raus. Musst uns nur sagen, wo er die Knarre hat. War’s so ungefähr?«
Susi schloss die Augen und schüttelte verzagt den Kopf, darauf gefasst, dass er zuschlagen würde. Aber er tat es nicht. Als sie die Augen aufmachte, blickte er sie traurig an.
»Es tut mir leid. Ich hab mich manchmal net im Griff«, sagte Zimbeck und schluckte. Seine blauen Augen
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