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Schafkopf

Schafkopf

Titel: Schafkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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bemerkte. An einer besonders steilen Stelle gab das Erdreich unter Susi nach, und sie rutschte zwei Meter nach unten. Erschöpft blieb sie liegen.
    »Ich brauch a Pause«, sagte sie und sah Zimbeck mit verzweifelter Entschlossenheit an.
    »Na gut. Aber net lang.« Zimbeck reichte ihr die Flasche Mineralwasser, die er im Streifenwagen gefunden hatte. Er setzte sich neben Susi auf einen Felsbrocken.
    »Was hast du vor?«, fragte sie. »Die suchen doch alle nach dir.«
    »Hinter der Halserspitze gibt’s ein Versteck. Das kennt keiner. Ist noch von meinem Großvater. Da kann man sich a paar Tage verstecken, bis die Straßenkontrollen weg sind. Und dann sieht man weiter. Ich organisier einen Wagen, und ab geht’s nach Italien.«
    »Ich würd dich nur aufhalten.«
    Zimbeck nahm Susi die Flasche aus der Hand und trank ein paar Schlucke. Dann sah er Susis angefressenen Gips. »Was ist da passiert?«
    »Ich mach immer dran rum, und dann bröckelt er ab«, sagte Susi und hoffte, dass er die Angst in ihrer Stimme nicht hörte.
    Zimbeck nickte, behielt aber für sich, ob er Susi glaubte. Er reichte ihr noch einmal die Flasche. Susi schüttelte den Kopf. Zimbeck stellte die Flasche auf den Boden. »Ich hab immer gedacht, wir zwei verschwinden zusammen von hier.«
    Susi schwieg.
    »Aber jetzt ist es ja scheint’s anders gekommen.« Zimbeck stand auf und rollte mit Kopf und Schultern, um sich für den weiteren Marsch zu lockern. »Du magst nicht mit mir weggehen, stimmt’s?«
    »Ich glaub nicht, dass es gutgeht.«
    »Ja, ja. Kann sein.« Zimbeck stand wieder still und starrte ins Nichts. »Dann muss ich halt ohne dich gehen.« Er sprach fast tonlos, wie in Trance. Er sprach wie nebenbei, als ob er gleichzeitig große Gedanken in seinem Kopf hin- und herwälzte.
    »Was heißt das?«, fragte Susi.
    »Das, was ich sage. Ich geh ohne dich.«
    »Kann ich dann …« Susi blickte hoffnungsvoll in die Richtung, aus der sie gekommen waren.
    »Nein«, sagte Zimbeck. »Ein Stück gehen wir noch zusammen.«
    Susi wusste nicht, was das zu bedeuten hatte und wozu sie weiter mitkommen sollte. So wie jetzt hatte sie Zimbeck noch nie gesehen. Seine Augen wirkten, als schaue er nicht mehr aus ihnen heraus, sondern nur noch in sich hinein. Und was er da drin mit sich ausmachte, blieb der Außenwelt verborgen. Susi kam eine Ahnung an, dass er nichts Gutes ausbrütete.
    Sie wollte etwas sagen, doch Zimbeck bedeutete ihr mit einer Handbewegung, ruhig zu sein. Er lauschte in die Stille des Bergnebels. Nach ein paar Sekunden wurde die Stille von einem dünnen Geräusch angenagt. Es kam von weit unten aus dem undurchdringlichen Dunst und verstummte wieder. Bis nach einer Weile wieder ein Geräusch aus dem Nebel kam. Ein wenig lauter als das vorherige, aber immer noch leise und entfernt. Doch so deutlich, dass man ahnte, was es war: Es war das Rollen und Klackern von Steinen, verursacht durch einen Menschen, der den Berg heraufkam.
     
    Lutz verlor den Anschluss. Als Wallner es bemerkte, blieb er stehen und wartete. Lutz war schwindlig, und er hatte starke Kopfschmerzen. Wallner fragte ihn, ob er nicht lieber zurückgehen wolle. Das kam nicht in Frage. Da oben im Nebel war die Frau, die Lutz liebte, und sie war in Lebensgefahr.
    »Ich kann’s verstehen«, sagte Wallner und ging langsamer. Die Daunenjacke hatte er trotz der Kälte ausgezogen. Die Wolfsschlucht wurde steiler.
    »Wie hast du sie kennengelernt?«
    Lutz lächelte. »Ich war mal mit dem Kreuthner bei ihr in der Wirtschaft. Sie hat den ganzen Laden allein gemacht. Das hat mir irgendwie gefallen. Und wie sie mir das Bier gebracht hat, da hat sie gelächelt.«
    »Du meinst dieses Du-gefällst-mir-Lächeln?«
    »Das hab ich mir eingebildet. War aber net so. Das ist erst später gekommen. Wie ich öfter in die Wirtschaft gegangen bin. Irgendwann ist es ihr aufgefallen.«
    »Wie ist sie so?«
    »Wahnsinnig lieb. Natürlich ist jede Frau lieb, wennst verknallt bist. Was ich meine, ist: Sie ist wirklich lieb. Sie hat ein gutes Herz. Die würd nie jemandem weh tun. Dass ausgerechnet sie mit diesem … Kerl da zusammen war …« Lutz schluckte. Dann brachte er kein Wort mehr heraus.
    »Wir holen dein Mädel zurück. Ich versprech’s dir.«
    Lutz nickte und sagte nichts mehr. Er wusste selbst, wie die Chancen standen. Wenn Zimbeck durchdrehte, konnte niemand Susi schützen. Sie setzten gleichmäßig einen Schritt vor den anderen. Eine Krähe saß regungslos auf einem entlaubten Ast und hatte ein

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