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Schafkopf

Schafkopf

Titel: Schafkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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waren feucht.
    »Schon okay«, flüsterte sie.
    »Hat er dich jemals geschlagen?«
    Susi schüttelte den Kopf.
    »Und er kann wahrscheinlich gut zuhören?«
    Susi zuckte unbestimmt mit den Schultern. Ja, Lutz konnte gut zuhören. Zimbeck hörte ihr nie zu. Es war ihr immer erschienen, als sei es ihm vollkommen egal, was sie zu sagen hatte. Es war ein gutes Gefühl zu wissen, dass sich jemand für das interessierte, was man sagte.
    »Hast dich schwer in ihn verliebt, stimmt’s?«
    Susi sah Zimbeck verzweifelt an, sagte aber nichts.
    »Kannst es ruhig sagen. Ich spür’s doch eh. Also – hast dich in ihn verliebt?«
    Susi nickte zaghaft. Auch Zimbeck nickte.
    »Und wie hat das so weit kommen können?«
    »Ich weiß es nicht. Es ist einfach gekommen. Ich kann nix dafür.«
    Zimbeck wischte sich mit einer Hand den Schweiß aus dem Gesicht, vielleicht auch eine Träne aus dem Auge. Dann blickte er den Berg hinauf. Man konnte bis zu einer toten Fichte sehen, die etwa dreißig Meter entfernt ihre kahlen Äste in den Nebel streckte.
    »Ich glaube, es hat nur kommen können, weil du … na ja, weil deine Gefühle für mich nimmer das sind wie früher. Kann das sein?«
    Susi schwieg.
    »Kannst es ruhig sagen. Wir können uns ja net ewig belügen.«
    »Ja«, sagte Susi. »Es ist was zerbrochen da drin.« Sie deutete auf ihr Herz. »Warum? Ich weiß es nicht. Es ist einfach passiert.«
    Jetzt sagte Zimbeck nichts mehr. Er wandte sich von Susi ab und stand stumm da, den Blick zur toten Fichte gerichtet. So stand er und atmete schwer, verschränkte die Arme und zog die Schultern hoch. Sie berührte seine Schulter.
    »Peter – ich werd dich immer mögen. Aber nimmer so, wie es mal war. Ich weiß, dass das schlimm ist für dich. Aber es ist nun mal, wie’s ist.«
    Zimbeck drehte ihr sein Gesicht zu. Seine Augen waren nass, sein Kinn zitterte.
    »Es tut mir leid«, sagte Susi. »Ich hab net gewollt, dass es so kommt.«
    Zimbeck nickte und zog die Nase hoch. »Aber es is halt so gekommen. Jetzt gehörst zu ihm, oder?«
    »Ich kann’s doch net ändern!« Auch Susi begann jetzt zu weinen. »Wir hatten a schöne Zeit, Peter. Aber jetzt musst du allein weitergehen.«
    Zimbeck sah stumm den Berg hinunter, lauschte in den Nebel, als ob er etwas gehört hätte. Schließlich sagte er: »Du gehst vor.« Er wies ihr mit einer Kopfbewegung den Weg – den Berg hinauf.

[home]
65 . Kapitel
    V ierzig Minuten nachdem sie in Miesbach aufgebrochen waren, marschierten Wallner, Kreuthner und Lutz die Wolfsschlucht hinauf. Jeder hatte einen Rucksack geschultert. Sie gingen zügig, aber ohne Hast, im Vertrauen darauf, dass Zimbeck mit Susi langsamer war und man sie über eine Strecke von drei Stunden einholen würde. Da man den von Zimbeck gestohlenen Streifenwagen nicht gefunden hatte (sie hatten auch nicht viel Zeit darauf verwenden können, ihn zu suchen), teilte Wallner die verfügbaren Kräfte in zwei Gruppen: Mike und Holl sollten Richtung Königsalm/Schildenstein gehen, ein möglicher Fluchtweg nach Tirol, der aber weniger wahrscheinlich war. Wallner selbst, Kreuthner und Lutz nahmen den Weg über die Wolfsschlucht, der hinauf auf den Kamm der Blauberge und weiter zur Halserspitze führte. Sie stiegen hinein in den Nebel, immer nur dreißig Meter Sichtweite voraus. Nach einer Viertelstunde bückte sich Wallner und hob ein rotes Stück Kunststoff vom Boden auf. Er zeigte es Lutz.
    »Das ist von ihrem Gips. Ich glaub, sie hat es absichtlich fallen lassen.«
    »Dann sind wir auf dem richtigen Weg. Mike soll trotzdem weiter Richtung Schildenstein gehen.«
    Nach weiteren zwanzig Minuten wurde es Kreuthner langweilig. »In dem Tempo holen wir die nie ein. Da müss ma mal an Zacken zulegen.«
    »Wir sind halt nicht so im Training wie du«, sagte Wallner. »Außerdem hat der Lutz eine übern Schädel gekriegt. Also entspann dich. Wenn einer Grund hat, nervös zu sein, dann der Lutz.«
    »Wissts was? Ich schau mal, wie’s weiter oben aussieht.« Kreuthner beschleunigte seinen Schritt und war den anderen bald ein gutes Stück voraus.
    »Sei vorsichtig«, rief ihm Wallner hinterher. »Nicht dass der Zimbeck plötzlich aus dem Nebel auftaucht.«
     
    Susi keuchte und schwitzte. Zimbeck trieb sie an. Der Weg war steil geworden, und sie musste manchmal ihre gesunde Hand zu Hilfe nehmen, um sich abzustützen oder hochzuziehen. Da sie jetzt vor Zimbeck herging, war es schwer, Stücke des Plastikgipses auf den Weg fallen zu lassen, ohne dass Zimbeck es

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